- Handelsmuseen
Handelsmuseen haben den Zweck, das Wissenswerte aus dem Gebiete des Handels durch geordnete Gruppierung übersichtlich dem Auge darzustellen. Ein solches Museum ist die im Germanischen Nationalmuseum zu Nürnberg dem Handel gewidmete Abteilung, deren Zweck es ist, die Geschichte des Handels so übersichtlich zur Darstellung zu bringen, daß sich die geschichtliche Entwickelung und Fortbildung desselben genau verfolgen läßt. Einen andern Zweck haben die H., die zur steten Anregung und als Wegweiser für unsre Industrie dienen sollen. In diesen Anstalten sollen alle Arten von Rohstoffen und Industrieerzeugnissen, die Gegenstand des Handels mit fremden Ländern bilden, angehäuft und übersichtlich, systematisch und in Gruppen geordnet werden. Der Besucher würde sich hier rasch orientieren über alles, was vom Ausland mit Nutzen zu beziehen ist (Art der Stoffe, deren Bezugsort, Preis etc.), und was dort verlangt wird. Das Museum müßte darum nicht allein Aufschluß geben über Bedürfnisse und Geschmack andrer Länder, über die zweckmäßigsten dort gewünschten Farben, Formen, Muster, über Größen, Art der Verpackung, der äußern Ausstattung, sondern es müßte auch Angaben liefern über andre Handelsverhältnisse und Tauschbedingungen, Zollwesen, Kommunikationsmittel, Frachtsätze, kurz über die gesamten Eigentümlichkeiten und Bedürfnisse des fremden Marktes. Mit den H. können auch Exportmusterlager (s. d.) verbunden sein. Solche Anstalten wurden errichtet 1883 in Brüssel, 1884 in Amsterdam, 1886 in Frankfurt a. M., 1887 in Antwerpen. In Österreich bestand schon seit längerer Zeit ein für den Handelsverkehr mit dem Orient eingerichtetes Orientalisches Museum. Dasselbe ist nun in ein zentrales österreichisches Landesmuseum umgewandelt, das kunstgewerbliche Ausstellungen enthält, als Informationsbureau dient und zur Förderung der Ausfuhr rege Beziehungen zu allen Teilen der Monarchie pflegt. Es gibt seit 1886 die Wochenschrift »Das Handelsmuseum« und seit 1889 jährlich den »Zollkompaß« heraus, der Mitteilungen über Zollgesetze, Zolltarife und Handelsverträge aller Länder enthält. Eine ähnliche Anstalt besteht in Budapest. Neuerdings wurden H. gegründet: 1891 in Washington für die Handelsbeziehungen der Ländergebiete Nord- und Südamerikas, 1892 in Rom, 1893 in Marseille für koloniale Zwecke, im gleichen Jahre in London (Imperial Institute), 1895 in Stockholm, in New York und (ein Welthandelsmuseum) in Philadelphia; in mehreren andern Städten wird die Errichtung solcher geplant.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.