Grasmücke

Grasmücke

Grasmücke (Sylvia Lath.), Gattung aus der Ordnung der Sperlingsvögel, der Familie der Sänger (Sylviidae), schlanke Vögel mit konischem, schlankem Schnabel, mäßig langen Flügeln, kurzem oder mittellangem, breitem, abgerundetem Schwanz und starken, kurzen Läufen. Sie sind sehr munter, bewohnen meist Gebüsch, kommen selten auf den Boden, fliegen schlecht, fressen Beeren, Obst, in Südeuropa besonders Feigen, sind aber durch Vertilgung von Insekten überwiegend nützlich. Die Sperbergrasmücke (geschuppte, spanische G., großer Feigenfresser, S. nisoria Bechst.), 18 cm lang, 29 cm breit, oben olivenbraungrau, unten grauweiß, mit dunkelgrauen Mondflecken, findet sich hier und da vom südlichen Schweden bis Norditalien, ostwärts bis Turkistan, geht im Winter bis Nordafrika, lebt bei uns vom Mai bis September an buschigen Ufern größerer Flüsse, nistet hier etwa im über dem Boden und legt Mitte Mai bis Juli 4–6 grauweiße, grau und braun gefleckte Eier. Sie singt ausgezeichnet und wird in der Gefangenschaft sehr zahm. Der Meistersänger (Sängergrasmücke, Orpheussänger, S. orphea Temm.), 17 cm lang, 25 cm breit, oben aschgrau, auf dem Rücken bräunlich angeflogen, auf dem Kopf und Nacken matt schwarz, unten weiß, seitlich der Brust licht rostfarbig, Schwingen und Steuerfedern schwarzbraun; bewohnt Südeuropa, Belgien, Frankreich, Nordafrika und Westasien, geht im Winter bis Mittelafrika, erscheint selten bei uns, lebt und nistet auf Eichbäumen, legt 5 weiße oder grünlichweiße, violettgrau und gelbbraun gefleckte Eier (s. Tafel »Eier I«, Fig. 31) und singt vorzüglich. Die Gartengrasmücke (S. simplex Lath.), 16 cm lang, 25 cm breit, oben olivengrau, unten hellgrau, an der Kehle und am Bauch weißlich; Schwingen und Schwanz sind olivenbraun. außen schmal fahlgrau gesäumt; bewohnt Europa und Kleinasien, geht im Winter bis Westafrika, weilt bei uns vom Mai bis September, bevorzugt den Wald, findet sich aber auch in buschreichen Gärten, nistet in Büschen und auf kleinen Bäumen, legt im Mai bis Juli 5–6 stark variierende, meist rötlichweiße, braun, grau und weiß gefleckte und marmorierte Eier, halt sich im Käfig sehr gut und gehört zu den besten deutschen Sängern. Die Zaun-, Haus- oder Klappergrasmücke (Müllerchen, Weißkehlchen, S. curruca L.), 14 cm lang, 21 cm breit, der Gartengrasmücke ähnlich gefärbt, lebt in fast ganz Europa und einem großen Teil Asiens, geht im Winter bis Nordafrika, weilt bei uns vom April bis September in Gärten, Gebüschen, auch in Städten und im Wald, ist äußerst munter und anmutig, nistet im Mai bis Juli in niedrigem Gebüsch (Dorngesträuch, Stachelbeerbüschen), legt 4–6 weiße oder bläulichgrüne, grau und gelbbraun gefleckte Eier (s. Tafel »Eier I«, Fig. 30), hält sich gut im Käfig uno wird sehr zahm. Der Plattmönch (schwarzköpfige G., Monch, Nonne, Schwarzplättchen, Kardinälchen, Klosterwenzel, S. atricapilla L. s. die Tafel »Stubenvögel I«, Fig. 3), 15 cm lang, 21 cm breit, oben grauschwarz, unten hellgrau, an der Kehle weißlichgrau, im Alter auf dem Scheitel tiefschwarz, das Weibchen rotbraun; bewohnt Europa, Westasien, Nordafrika, überwintert schon in Südeuropa, geht aber auch bis Innerafrika, lebt bei uns vom April bis September in Wäldern, Gärten und im Gebüsch, nistet im Mai und im Juli in dichtem Gebüsch, legt 4–8 fleischfarbene, dunkel gezeichnete Eier (s. Tafel »Eier I«, Fig. 53), singt ausgezeichnet und wird in der Gefangenschaft sehr zahm; am schönsten singen die aus Fichtenwäldern des Gebirges stammenden. Die Dorngrasmücke (Wald- oder Nachtsänger, Heckengrasmücke, Weißkehlchen, S. sylvia L.) ist 15 cm lang, 22 cm breit, schlank und langschwänzig, oben rötlich erdbraun, am Oberkopf und Hinterhals braungrau, Kehle weiß, die übrige Unterseite zart fleischrötlich, an den Seiten rostbräunlich, Schwingen olivenbraun, Schwanzfedern dunkelbraun; bewohnt Europa und Westasien, geht im Winter bis Nordafrika und Nordindien, weilt bei uns vom April bis September, bevorzugt Dorngebüsch, nistet in Büschen, im Ried- oder langen Gras und legt im Mai bis Anfang Juli 4–6 in der Färbung stark variierende Eier (s. Tafel »Eier I«, Fig. 52), singt angenehm, wird aber seltener im Käfig gehalten.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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  • Grasmücke — Grasmücke, 1) (Sänger, Sylvia Lath., Motacilla L.), Gattung aus der Familie der pfriemenschnäbeligen Sing od. Sperlingsvögel; Schnabel vor den Nasenlöchern höher als breit, obere Schwanzdeckfedern grau, Schwanz mit 12 Federn, Körperbau schlank;… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Grasmücke — (Sylvĭa), Singvogelgattg. aus der Familie der Sänger, mit schlankem, kegelförmigem Schnabel, kurzem Lauf; Zugvögel. Garten G. (S. hortensis Bechst.), oben bräunlich aschgrau, unten schmutzigweiß, als Singvogel geschätzt; Dorn G. (graue G.,… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Grasmücke — Sf kleiner Vogel erw. fach. (12. Jh.), mhd. gras(e)mucke, ahd. grasasmugga Stammwort. Vermutlich ein * grasa smucka zu smucken, Intensivbildung zu schmiegen, also Grasschlüpfer mit sekundärer Umdeutung (deren Grund allerdings nicht ersichtlich… …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • Grasmücke — Grasmücken Mönchsgrasmücke ♂ (Sylvia atricapilla) Systematik Klasse: Vögel (Aves) …   Deutsch Wikipedia

  • Grasmücke — 1. Die Grasmücke nistet im Thal, der Adler auf dem Berge. 2. Wenn die Grasmücke singt, ehe der Weinstock sprosst, wenn man die Rohrdommel zeitig hört, wenn man an den Nussbäumen mehr Blüten als Blätter sieht, wenn das Pfriem(Genisten )kraut… …   Deutsches Sprichwörter-Lexikon

  • Grasmücke — Gras: Das gemeingerm. Wort mhd., ahd. gras, got. gras, engl. grass, schwed. (weitergebildet) gräs gehört mit der Sippe von ↑ grün zu der Wurzelform *ghrē , *ghrə »keimen, wachsen, grünen«, eigtl. »hervorstechen« (vgl. ↑ Granne). Außergerm. eng… …   Das Herkunftswörterbuch

  • Grasmücke — tikrosios devynbalsės statusas T sritis zoologija | vardynas atitikmenys: lot. Sylvia vok. Grasmücke, f rus. настоящая славка, f; славка, f pranc. fauvette, f ryšiai: platesnis terminas – tikrosios devynbalsės siauresnis terminas – akacinė… …   Paukščių pavadinimų žodynas

  • Grasmücke, gelbe — Grasmücke, gelbe, s. Gartensänger …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Grasmücke, die — Die Grasmücke, plur. die n, eine Art kleiner meisten Theils aschgrauer Sangvögel, welche den Mücken und Fliegen im Grase nachstellen, und daher von einigen auch Fliegenstecher genannt werden; die Baumnachtigall, Luscinia altera Klein. Motacilla L …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Grasmücke — Gras|mü|cke 〈f. 19; Zool.〉 fliegenschnäpperartiger Singvogel in dichten Gebüschen: Sylviidae [<ahd. gras(e)muc(ke) <ahd. *grasasmucka, eigtl. „Grasschlüpferin“; der 2. Teil ist verwandt mit schmiegen, Schmuck] * * * Gras|mü|cke, die [mhd.,… …   Universal-Lexikon

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