- Fuhrwerksbahnen
Fuhrwerksbahnen, Gleise auf Landstraßen, welche die Zugwiderstände vermindern und der gewöhnlichen Befestigung der Straßen gegenüber Vorteile gewähren, nicht befestigte Straßen aber überhaupt erst für schwerere Lastentransporte benutzbar machen. Im alten Griechenland benutzte man Spurwege aus Steinen mit geglätteten Rinnen von etwa 5 cm Tiefe, die den Rädern neben der ebenen Lauffläche zugleich seitliche Führung gaben. Solche Steingleise benutzten die Römer nur in Städten (Pompeji) und dann verschwanden sie bis in die Neuzeit. Im 19. Jahrh. wurden sie in italienischen Städten (wo sie sich vielleicht aus dem Altertum erhalten haben), in London, Glasgow etc. angetroffen (Steine ohne Rinnen), der neuere bessere Straßenbau läßt sie aber in Städten mehr und mehr überflüssig erscheinen. Hölzerne Gleise hatte der deutsche Bergbau im 16. Jahrh., sie kamen auch nach England und wurden in Gruben und über Tage benutzt. Wo die Abnutzung besonders groß war, wurden sie mit schmiedeeisernen Flachschienen benagelt. Seit 1767 goß man flache, oben etwas ausgehöhlte Eisenplatten, die man bald mit Spurführungen versah, und um 1800 verlegte man ⊓ förmig gegossene Schienen direkt in die Bettung und zwar so, daß die ebene Oberfläche in gleicher Höhe mit der Straßenbefestigung lag. In Amerika kamen Schienen zur Anwendung, die für Räder mit Spurkränzen (Straßenbahnen), zugleich aber auch für gewöhnliches Straßenfuhrwerk benutzbar waren. In Deutschland begannen die ersten Versuche mit neuen F. 1889 in den Küstengegenden der Provinz Hannover, wo natürliche Steine zur Befestigung der Straßen fehlen. Man benutzt jetzt dort und in andern Gegenden Schienen von verschiedenem Profil, das des Bochumer Vereins zeigt die Abbildung, S. 198. Es besitzt nach außen gerichtete Füße und gewinnt dadurch eine stabile Auflage. Die Füße ragen aber nicht über die durch die Seitenkante der Schiene gelegte vertikale Ebene hervor, und so wird im Innern des Kastens ein doppeltes Widerlager für eine Zementfüllung gebildet. Die Fahrfläche beträgt 175 mm, die Länge 12 m, für die Spurhaltung sind Flacheisentraversen vorgesehen.
Auf der Innenseite besitzt das Profil eine 10 mm hohe Rippe, um den Wagen das Verbleiben in der Spur zu ermöglichen; sie gestattet aber auch das Verlassen der Gleise ohne Schwierigkeit. Das Verwendungsgebiet der F. ist sehr groß. Auf Chausseen, Feldwegen, Zufuhrstraßen, Gutshöfen, überall, wo die schnelle Bewältigung des Transports schwerer Lasten durch Landfuhrwerke zu geschehen hat, sind sie von großem Nutzen, indem sie Menschen, Tiere und Wagenmaterial schonen und die Bewältigung der Lasten erleichtern. Außerdem tragen sie viel zur Erhaltung der Steinbahn der Chausseen bei und vermindern deren Unterhaltungskosten. Vgl. Feldeisenbahnen.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.