Fraas

Fraas

Fraas, 1) Karl Nikolaus, landwirtschaftl. Schriftsteller, geb. 3. Sept. 1810 zu Rattelsdorf in Oberfranken, gest. 9. Nov. 1875 in Neufreimann bei München, studierte 1830–34 in München Medizin und Botanik, ging 1835 als Direktor der Hofgärten und der Staatsbaumschule sowie als Professor der Botanik an der Universität nach Athen. 1842 ward er Lehrer an der Gewerbeschule zu Freising, 1845 Inspektor und Lehrer an der Zentral-Landwirtschaftsschule in Schleißheim, 1847 Professor der Landwirtschaft an der Universität zu München, 1853 Direktor der Zentral-Tierarzneischule. Mit Liebig leitete er die Versuchsstation des Generalkomitees des Bayrischen Landwirtschaftlichen Vereins, dessen Generalsekretär er war, veröffentlichte die daselbst angestellten Versuche (Münch. 1857–61) und gab die Zeitschrift jenes Vereins heraus. Seit 1864 lebte er auf seinem Gute Neufreimann bei München. F. hat einen wesentlichen Einfluß auf die landwirtschaftlichen Verhältnisse Bayerns ausgeübt, namentlich ist er auch für Organisation des landwirtschaftlichen Kredits tätig gewesen; er wirkte für die Verbreitung der künstlichen Fischzucht in Deutschland, gründete die erste große Kunstdüngerfabrik in Bayern und bemühte sich eifrig, in der Tierheilkunde neue Wege anzubahnen. Er schrieb: »Synopsis florae classicae« (Münch. 1845); »Klima und Pflanzenwelt in der Zeit« (Landsh. 1847); »Geschichtliche Übersicht der Fortschritte der landwirtschaftlichen Erkenntnisse in den letzten 100 Jahren« (Prag 1851 bis 1852, 2 Bde.); »Schule des Landbaues« (Münch. 1851, 5. Aufl. 1871); »Bayerns Rinderrassen« (das. 1853); »Die künstliche Fischerzeugung« (2. Aufl., das. 1854); »Die Natur der Landwirtschaft« (das. 1857, 2 Bde.); »Buch der Natur für Landwirte« (das. 1860); »Die Ackerbaukrisen und ihre Heilmittel« (Leipz. 1866); »Geschichte der Landbau- und Forstwissenschaft seit dem 16. Jahrhundert« (Münch. 1866); »Das Wurzelleben der Kulturpflanzen« (2. Aufl., Berl. 1872); »Dorfgeschichten« (Münch. 1870, 2 Tle.). Auch gründete er 1862 die »Schranne«, eine landwirtschaftliche Wochenschrift (München).

2) Oskar, Geolog, geb. 17. Jan. 1824 zu Lorch im Remstal, gest. 22. Nov. 1897 in Stuttgart, studierte in Tübingen Theologie, widmete sich dabei geognostischen Studien und löste 1845 die philosophische Preisaufgabe der Universität über die geognostische Aufnahme der Umgegend Tübingens. Als Vikar seines Vaters in Balingen setzte er seine geognostischen Studien fort. 1840 ward er Vikar in Leutkirch, 1850 Pfarrer in Laufen, und 1853 wurde er zum Konservator am königlichen Naturalienkabinett zu Stuttgart, 1856 zum Professor und 1859 zum Mitglied der Kommssion für Herstellung des geognostischen Atlas von Württemberg ernannt. Als solcher führte er mehrere Kartenaufnahmen und andre geologische Arbeiten, z. T. gemeinsam mit Deffner, aus. 1864 unternahm er eine Reise in den Orient, 1866 entdeckte er die paläolithische Station an der Schussenquelle, 1871 machte er erfolgreiche Höhlenausgrabungen und 1875 unternahm er eine geologische Untersuchung des Libanon. Er war Begründer und langjähriger Vorstand des württembergischen Anthropologischen Vereins. 1894 trat er in den Ruhestand. Er schrieb: »Die nutzbaren Mineralien Württembergs« (Stuttg. 1860); »Fauna von Steinheim, mit Rücksicht auf die miocänen Säugetier- und Vögelreste« (das. 1870); »Vor der Sintflut. Geschichte der Urwelt« (das. 1865, 3. Aufl. 1870); »Aus dem Orient« (das. 1867); »Drei Monate am Libanon« (2. Aufl., das. 1876); »Geologische Beobachtungen am Libanon« (das. 1878); »Aëtosaurus ferratus. Die gepanzerte Vogelechse aus dem Stubensandstein bei Stuttgart« (das. 1877); »Württembergs Eisenbahnen mit Land und Leuten an der Bahn« (das. 1880); »Geognostische Beschreibung von Württemberg, Baden und Hohenzollern« (das. 1882); »Aus dem Süden. Reisebriefe aus Südfrankreich und Spanien« (das. 1886).

3) Eberhard, Geolog, Sohn des vorigen, geb. 26. Juni 1862 in Stuttgart, studierte in Leipzig und München, habilitierte sich 1888 als Privatdozent für Geologie und Paläontologie in München, ging 1891 an das Naturalienkabinett in Stuttgart und wurde hier 1894 als Nachfolger seines Vaters Konservator. 1897 bereiste er Ägypten, 1900 den Westen der Vereinigten Staaten. Er schrieb: »Die Labyrinthodonten der schwäbischen Trias« (Stuttg. 1889); »Geologie in kurzem Auszug« (Sammlung Göschen. 5. Abdr., Leipz. 1902); »Das Wendelsteingebiet« (Kassel 1891); »Die Ichthyosaurier der süddeutschen Trias- u. Juraablagerungen« (Tübing. 1891); »Szenerie der Alpen« (Leipz. 1892); »Das vulkanische Ries bei Nördlingen in seiner Bedeutung für Fragen der allgemeinen Geologie« (mit Branco, Berl. 1901); »Beweis für die Richtigkeit unsrer Erklärung des vulkanischen Ries« (mit Branco, das. 190 1); »Geognostisches Profil vom Nil zum Roten Meer« (das. 1900); »Die Meerkrokodilier« (Stuttg. 1902); »Die Triaszeit in Schwaben« (Ravensb. 1900)


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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