- Flimmer
Flimmer (Wimpern, Cilien, Flimmerhärchen), äußerst zarte, mikroskopisch kleine Fortsätze, die aus dem Innern einer Zelle hervorragen und regelmäßig hin und her schwingen. Sie finden sich bei Wirbellosen sehr viel häufiger als bei Wirbeltieren, doch fehlen sie z. B. sämtlichen Gliederfüßern.
Bei höhern Tieren treten F. an den verschiedensten Stellen ihres Körpers auf, bei manchen niedersten einzelligen Tieren und Pflanzen (Schwärmsporen) dienen sie teils zu deren Fortbewegung, teils zur Erregung eines Strudels im Wasser, um Nahrung herbeizuschaffen. Ost ziehen sie sich zeitweilig in das Innere der Zelle zurück, meist jedoch erlischt ihre Bewegung erst mit dem Tode der Zelle. Beim Menschen überkleiden solche Flimmerzellen (Flimmerepithelium, Fig. 1) die Schleimhaut der Nase und ihrer Nebenhöhlen, des Kehlkopfes, der Luftröhre und ihrer Verzweigungen in der Lunge, ferner die innere Fläche der Hirnhöhlen u. des Zentralkanals im Rückenmark, die Schleimhaut der Gebärmutter und der Eileiter. Kleine Körper werden durch die Wimperbewegung verschoben, und so dient die Flimmerung im Eileiter und Uterus der Fortbewegung von Eiern und Samen, in den Luftwegen zur Entfernung von Staub und ähnlichen Dingen aus den feinsten Lufträumen der Lunge etc. Mäßige Erhöhung der Temperatur oder elektrische Stromschwankungen wirken beschleunigend, sehr niedere und hohe Temperaturen sowie Säuren bringen die Bewegung zum Stillstand, während alkalische Lösungen die erloschene Flimmerbewegung wieder herbeiführen oder träge Bewegung lebhafter machen. Den Flimmerzellen sehr ähnlich sind die Geißelzellen (Fig. 2), bei denen die Cilien durch eine oder zwei große und lange Geißeln ersetzt sind. Hierher gehören auch die Samenfäden, deren Schwanzfaden der Geißel entspricht. Eine Abteilung einzelliger Tiere, die Flagellaten, hat von dem Besitz der Geißel (flagellum) ihren Namen (s. Protozoen). Vgl. Engelmann, Über die Flimmerbewegung (Leipz. 1868).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.