- Fleming
Fleming (Flemming), Paul, Dichter, geb. 5. Okt. 1609 zu Hartenstein im Erzgebirge, gest. 2. April 1640 in Hamburg, besuchte die Fürstenschule zu Meißen und bezog dann die Universität in Leipzig, um Medizin zu studieren. Dort machte ihn sein Freund Georg Gloger mit den Bestrebungen der schlesischen Dichterschule bekannt. 1633 ging er, von den Unruhen des Dreißigjährigen Krieges verscheucht, nach Holstein. Hier schloß er sich der merkwürdigen, kostspielig ausgerüsteten Gesandtschaft an, die Herzog Friedrich von Holstein-Gottorp über Moskau und Astrachan nach Persien schickte. Die Abenteuer und Erfahrungen dieser Reise spiegeln sich kräftig und mannigfaltig in Flemings Poesie, in der er im Goetheschen Sinne Gelegenheitsdichtung bietet. Nach Beendigung der persischen Reise, die von 1635–39 gewährt hatte, ging F. zum Abschluß seiner Studien nach Leiden, wo er zum Doktor promoviert ward. Seine Gedichte: »Teutsche Poëmata« (später »Geist- und weltliche Poemata« betitelt) erschienen in erster Ausgabe 1642 zu Lübeck und wurden wiederholt nachgedruckt. Die vollständigste Sammlung derselben, mit Anmerkungen und bibliographischen Notizen, veranstaltete Lappenberg (Stuttg., Literarischer Verein, 1866, 2 Bde.), der auch Flemings zahlreiche lateinische Gedichte (das. 1863) herausgab. Ausgewählte Gedichte von F. haben G. Schwab (mit Biographie, Stuttg. 1820), W. Müller (Leipz. 1822), Tittmann (mit Einleitung, das. 1870) und Österley (Stuttg. 1885) veröffentlicht, eine Übersetzung ausgewählter lateinischer Gedichte Flemings besorgte Kirchner (Halle 1901). F. unterscheidet sich von seinem Zeitgenossen Simon Dach durch die größere Kraft und Frische der Willensgefühle; tapfer dem Schicksal Trotz bietend, feiert er in seinen Liedern alles, was dem Leben Halt und Weihe gibt: Vaterland, Freundschaft, Liebe, Religion. Seine Poesie ist Leben und sein Leben Poesie: seine Liebeslieder auf die Braut Elsabe Niehusen und später auf deren Schwester Anna sind natürlich und wahr; das berühmte Scheidelied: »In allen meinen Taten Laß ich den Höchsten raten« atmet echteste Frömmigkeit. Auch hinter dem krausen Bombast des Renaissancestils jener Zeit, der stark bei F. hervortritt, bleibt sein gesundes Gefühl erkennbar. In seiner Vaterstadt Hartenstein wurde dem Dichter 1896 ein Denkmal errichtet. Vgl. Varnhagen von Ense, Biographische Denkmale, Bd. 4; S. Tropsch, Flemings Verhältnis zur römischen Dichtung (Graz 1895); Bornemann, Paul F. (Stett. 1899).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.