- Dräseke
Dräseke, 1) Johann Heinrich Bernhard, berühmter Kanzelredner und evangel. Bischof, geb. 18. Jan. 1774 in Braunschweig, gest. 8. Dez. 1849 in Potsdam, wurde 1795 Prediger zu Mölln im Lauenburgischen, 1804 zu Ratzeburg, 1814 Pastor in Bremen und 1832 erster Domprediger, Direktor des Konsistoriums und evangelischer Bischof in Magdeburg. Infolge ein er Differenz mit dem Magdeburger Magistrat in der Sache des Pastors Sintenis, den D. wegen rationalistischer Lehre für kanzelunfähig erklärte, auf seinen Wunsch entlassen, ließ er sich in Potsdam nieder. Daß er selbst nicht untadelhaft orthodox war, bewies 1845 seine Beteiligung am Protest der Jünger Schleiermachers gegen die »Evangelische Kirchenzeitung«. Von seinen zahlreichen Predigtsammlungen hatten die »Predigten über Deutschlands Wiedergeburt« (2. Aufl., Lüneb. 1818, 2 Bde.) einen Protest des Bundestags beim Bremer Senat zur Folge.
2) Felix, Komponist und Musikschriftsteller, geb. 7. Okt. 1835 in Koburg, studierte zuerst am Konservatorium in Leipzig, ging aber dann zu Liszt nach Weimar und war einer der ersten, die schriftstellerisch für Liszt eintraten. 1864–68 war er Lehrer am Konservatorium in Lausanne und 1868–69 Lehrer an der königlichen Musikschule zu München, begab sich 1869 abermals nach der Schweiz, siedelte jedoch 1876 nach Dresden über und wirkte daselbst 1880–1884 an Rollfues' Damenakademie; seitdem ist er erster Kompositionslehrer am königlichen Konservatorium. 1892 wurde er zum Professor, 1898 zum Hofrat ernannt. Als Komponist hat sich D. allmählich von den Idealen der Neudeutschen mehr und mehr abgewandt. Von seinen größern Kompositionen sind besonders hervorzuheben: drei Symphonien (G dur, F dur und C moll! [»Symphonia tragica«]), eine Orchester-Serenade, drei Konzert-Ouvertüren (zu Calderons »Das Leben ein Traum« und Kleists »Penthesilea«, »Jubelouvertüre«), die Opern: »Gudrun« (Hannover 1884) und »Herrat« (Dresden 1892), ein Requiem, »Adventlied« für Soli, Chor und Orchester, Osterszene aus »Faust«, das Mysterium »Christus« (Oratorien-Trilogie), ein Klavierkonzert, ein Violinkonzert, ein Cellokonzertstück, ein Quintett für Klavier mit Streichinstrumenten und Horn, ein Streichquintett (mit »Violotta«), eine Klarinettensonate, Cellosonate, Bratschensonate, zwei Streichquartette, geistliche Gesänge etc. Dräsekes Musik ist nicht selten herb, sogar bizarr, aber ernst und kraftvoll; ohne Zweifel ist er eine der bedeutsamsten Individualitäten unter den lebenden Komponisten. Zur Theorie der Musik steuerte er bei: »Anleitung zum kunstgerechten Modulieren« (Freienw. 1876); »Die Beseitigung des Tritonus« (Leipz. 1878), eine Harmonielehre in Versen (2. Aufl., das. 1886) und »Der gebundene Stil. Lehrbuch für Kontrapunkt und Fuge« (Hannov. 1902, 2 Bde.).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.