Dendrologie

Dendrologie

Dendrologie (griech.), ein Teil der Botanik, der sich mit den holzartigen Gewächsen beschäftigt, die in einem bestimmten Land im Freien sicher oder wenigstens nur leicht gedeckt aushalten. Die ziemlich sicher abgeschlossene Zahl von heimischen Arten der gut durchforschten Flora eines Landes erhält fortwährend neuen Zuwachs an Arten, Varietäten und Formen durch die Züchtungsbemühungen der Handelsgärtner, die eine größere Mannigfaltigkeit in den Ziergehölzen anstreben, und durch die Sammlungen botanischer Reisender aus unerforschten Ländern. Das Studium ist so alt wieder Gartenbau selbst. Eine wissenschaftliche Behandlung beginnt aber erst mit der Linnéschen Zeit, und zwar zunächst, der Zeitrichtung entsprechend, mit hauptsächlich nomenklatorischen Zielen. Man pflanzte zur Gewinnung lebenden Beobachtungsmaterials Baumgärten (Arboreten), aus denen auch die Handelsgärtnerei Neuheiten, die sich dort in irgend einer Art bewährten, bezog. Die Arboreten entstanden hauptsächlich im Anschluß an fürstliche Besitzungen oder Staatsinstitute. Ende des 18. Jahrh. in Harbke bei Helmstedt und bei Schloß Weißenstein, dem heutigen Wilhelmshöhe bei Kassel, zu Anfang des 19. Jahrh. und später in Alt-Geltow bei Potsdam, in Muskau in der Niederlausitz, im Humboldthain in Berlin, in Zöschen bei Merseburg, im Auslande besonders in Frankreich, Holland und England (Kew) entstanden Arboreten, die z. T. bis heute noch bestehen und einst das Studienmaterial für die ersten klassischen dendrologischen Werke lieferten. Die Einwanderung in die Gartenkultur Europas ging Hand in Hand mit der wissenschaftlichen Erschließung der Länder ähnlicher klimatischer Verhältnisse. Bis zur Mitte des 17. Jahrh. stammten die fremden Gehölze in Deutschland zur Hauptsache aus Südeuropa, dem Orient und Sibirien. Dann begann die reiche Einwanderung nordamerikanischer Gehölze, der erst in der Neuzeit eine gleichbedeutende Vertretung der Flora von Japan und China gegenübertrat. Handelsgärtnerische Verwertung finden jetzt etwa 700–800 Bäume und Sträucher (Nadel- und Laubhölzer); außerdem befinden sich mehrere hundert Seltenheiten in botanischen und Privatgärten in Kultur. Nach den Heimatländern geordnet, ergeben sich folgende Zahlen:

Tabelle

Die erwähnten Seltenheiten bestehen hauptsächlich aus empfindlichern Gehölzen, die nur unter besonders günstigen klimatischen Verhältnissen in einzelnen Teilen Deutschlands aushalten und zur vollständigen Entwickelung gelangen. Ausschlaggebend für das Gedeihen der empfindlichern Gehölze in jeder Gegend Deutschlands sind: 1) die Länge und Heftigkeit der Frostperiode; 2) die Wärmesumme in der Vegetationsperiode und die Dauer derselben; 3) die Regenwahrscheinlichkeit und Verteilung der Niederschläge auf das Jahr; 4) der Schneereichtum im Winter, die zwischen dem günstig bedachten Südwesten und dem Osten des Gebiets außerordentlich variieren. Die vier erwähnten Hauptmomente beeinflussen zur Hauptsache die Vollendung und richtige Ausreifung des Jahrestriebes, und davon hängt die gedeihliche Entwickelung der Gehölze bei uns ab. In den letzten Jahrzehnten ist man sogar zur Erprobung der ausländischen Gehölze in der Forstkultur vorgeschritten, also zur Massenkultur gewisser Arten zue Gewinnung wertvoller Nutzhölzer. Die vorgezeichneten Ziele der D. finden in Deutschland und den klimatologisch dazu gehörigen Nachbarländern ihren Sammelpunkt in der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft, deren jährlich erscheinende »Mitteilungen« die Fortschritte in der Forschung darstellen. Vgl. Koch, Dendrologie (Erlangen 1869–73, 2 Bde.); Dippel, Hand buch der Laubholzkunde (Berl. 1889–93, 3 Tle.); Beißner, Handbuch der Nadelholzkunde (das. 1891); Booth, Die Naturalisation ausländischer Waldbäume in Deutschland (das. 1882); Mayr, Die Waldungen von Nordamerika (Münch. 1890); Köhne, Deutsche D. (Stuttg. 1893); C. K. Schneider, Dendrologische Winterstudien (Jena 1903).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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