- Decker [1]
Decker, Buchdrucker- und Buchhändlerfamilie. Georg D., geb. 23. April 1596 zu Eisfeld in Thüringen, gest. 1661, ging nach Basel und errichtete dort die Universitätsbuchdruckerei. Nach ihm wurde das Geschäft in ununterbrochener Reihenfolge teils in Basel (als Rats- und Universitätsbuchdruckerei), teils in Kolmar (als französische Parlaments- und Hofbuchdruckerei) in der Familie fortgeführt bis 1802, wo es J. I. Thurneißen daselbst käuflich erwarb. – Ein Sprößling der Familie, Georg Jakob D., geb. 12. Febr. 1732 in Basel, gest. 17. Nov. 1799, wandte sich nach Berlin, wo er die sehr herabgekommene Buchdruckerei seines Schwiegervaters Jean Grynäus übernahm und schnell zu Bedeutung und Ansehen hob. Er erhielt 1763 den Titel, 1765 auch die Rechte eines königlichen Hofbuchdruckers und entwickelte nun neben seiner typographischen zugleich eine umfangreiche und bedeutende buchhändlerische Tätigkeit als Verleger. Auf die äußere Ausstattung seiner Werke verwendete er große Mühe; unter andern hat Chodowiecki für ihn gearbeitet. 1787 erhielt er das mit wertvollen Rechten verbundene erbliche Prädikat als Geheimer Oberhofbuchdrucker. 1792 trat er seine Geschäfte seinem gleichnamigen Sohn ab. Georg Jakob D. der jüngere (geb. 1765, gest. 1819), schon seit 1788 Teilhaber, erweiterte das Geschäft noch mehr, z. B. durch Errichtung der »Südpreußischen Hofbuchdruckerei« in Posen 1794, durch Ankauf der Sommerschen Hofbuchdruckerei in Potsdam, durch Einführung der Stereotypie und der Stanhopepresse, des neu erfundenen Steindrucks etc. Im Verein mit seinem Schwager Spener (Firma Haude u. Spener) stellte er die erste Schnellpresse in Berlin auf. Nach seinem Tode gingen die Geschäfte auf seine beiden Söhne, Karl Gustav (geb. 23. Jan. 1801, gest. 20. April 1829) und Rudolf Ludwig (geb. 8. Jan. 1804, gest. 12. Jan. 1877), über, welch letzterer bei Gelegenheit des 100jährigen Jubiläums 1863 in den erblichen Adelstand erhoben wurde und gleich seinen Vorgängern erfolgreich für weitere Hebung der verschiedenen Zweige seines Geschäfts tätig war. Mit seinem Tod erlosch die Firma »Königliche Geheime Oberhofbuchdruckerei (R. v. Decker)«. Die Druckerei ging durch Kauf in Besitz und Verwaltung des Deutschen Reiches über und wird seit 1879, mit der preußischen Staatsdruckerei vereinigt, als »Reichsdruckerei« (s.d.) weitergeführt; die Verlagshandlung (»R. v. Deckers Verlag«) kam in den Besitz von Otto Marquardt (trat 1884 aus, gest. 1891) und Gustav Schenck (geb. 1830 in Berlin, auch als Novellist unter dem Pseudonym R. L. Stab bekannt und Herausgeber von »Friedrich Bodenstedt. Ein Dichterleben in seinen Briefen«, 1893). Von den Deckerschen Verlagswerken sind besonders hervorzuheben: die Werke Friedrichs d. Gr. in verschiedenen Ausgaben und das Neue Testament, deutsch durch Luther, nach der Ausgabe von 1545, ein mit Holzschnitten nach Cornelius und Kaulbach geschmücktes, nur in 80 Exemplaren in Olifantfolio bei Gelegenheit der Weltindustrieausstellung 1851 hergestelltes Prachtwerk, Bodenstedts Werke, Wittes Dante-Ausgabe etc. Vgl. Potthast, Die Abstammung der Familie D. (Berl. 1863); »Berliner Fremdenblatt« (1877).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.