- Bulthaupt
Bulthaupt, Heinrich, Schriftsteller, geb. 26. Okt. 1849 in Bremen, studierte die Rechte und deutsche Literatur in Würzburg, Göttingen, Berlin und Leipzig, nahm dann eine Hauslehrerstelle in Kiew an und bereiste von dort aus den Orient, Griechenland und Italien. Von 1875 an war er in seiner Vaterstadt als Anwalt tätig, bis er 1879 als Nachfolger J. G. Kohls zum Stadtbibliothekar daselbst ernannt wurde. B. ein Gegner der modernen Richtung in Poesie und Kunst, hat sich außer durch Dichtungen besonders durch seine dramaturgischen Schriften und als beliebter Wanderredner bekannt gemacht. Er veröffentlichte die Dramen: »Saul« (Brem. 1870) und die bürgerliche Tragödie »Ein korsisches Trauerspiel« (Leipz. 1871); ferner die Schauspiele: »Die Arbeiter« (1876) und »Viktoria« (1894), die Tragödien: »Die Malteser« (nach Schillers Fragment, Frankf. 1883, 2. Aufl. 1897) und »Gerold Wendel« (Oldenb. 1884, 2. Aufl. 1890), die Dramen: »Eine neue Welt« (das. 1886,2. Aufl. 1890), »Der verlorene Sohn« (das. 1889), auch Bearbeitungen Shakespearescher Tragödien: »Imogen« (das. 1885), »Timon von Athen« (das. 1893) und die Oratoriendichtungen: »Achilleus« (1885, komponiert von Bruch), »Konstantin« (1885, Musik von Vierling), »Das Feuerkreuz« (1890, Musik von Bruch). Außerdem schrieb B. Gedichte: »Durch Frost und Gluten« (3. Aufl., Oldenb. 1900), eine Novellette in Versen: »Der junge Mönch« (Brem. 1879), »Vier Novellen« (Dresd. 1888), »Das Friedenshaus, Sonderlingsgeschichte« (Leipz. 1897) und die Biographie »Karl Löwe, Deutschlands Balladenkomponist« (Berl. 1898). Sein Hauptwerk ist die »Dramaturgie des Schauspiels« in 4 Bänden (früherer Titel: »Dramaturgie der Klassiker«, Oldenb. 1882ff.; 1. Bd., 9. Aufl. 1901; 2. Bd., 7. Aufl. 1901; 3. Bd., ö. Aufl. 1901; 4. Bd. 1901), eine Darstellung der dramatischen Kunst Shakespeares, der deutschen Klassiker und ihrer Nachfolger bis zur Gegenwart (Ibsen, Wildenbruch, Sudermann, Hauptmann). Dazu kam die »Dramaturgie der Oper« (Leipz. 1887, 2 Bde.; 2. Aufl. 1902) u. a. Auch gab B. den poetischen Nachlaß Franz v. Holsteins mit einer Biographie (Leipz. 1880) heraus.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.