- Brockes
Brockes, Barthold Heinrich, deutscher Dichter, geb. 22. Sept. 1680 in Hamburg, gest. daselbst 16. Jan. 1747, machte große Reisen, kehrte gegen Ende 1704 nach Hamburg zurück, wurde hier später in den Senat gewählt und mit mehreren Sendungen nach Wien (1721), Kopenhagen (1724), Berlin und Hannover beauftragt, außerdem mit städtischen Ämtern (1728 und 1729 mit der städtischen Prätur) betraut und endlich Ostern 1735 zum Amtmann in Ritzebüttel (auf 6 Jahre) ernannt (vgl. Hindrichson, B. und das Amt Ritzebüttel, Kuxhav. 1897–99,3 Hefte). Hier verfaßte er sein »Landleben zu Ritzebüttel«, eine Reihe z. T. recht gelungener Bilder und Szenen des Meeres. Nach seiner Rückkehr von Ritzebüttel ward er 1741 zum Befehlshaber des Bürgermilitärs, 1743 zum Protoscholarchen ernannt. Seine Dichtungen u. d. T.: »Irdisches Vergnügen in Gott« (Hamb. 1721–48, 9 Bde.) gehören in formeller und sprachlicher Beziehung dem Übergang von der Nachahmung der Italiener zu der der Franzosen an, zeichnen sich aber durch einen Kern selbständiger poetischer Empfindung aus und bezeichnen, trotz ihrer teleologischen Einseitigkeit, eine wichtige Etappe in der Entwickelung des religiösen Naturgefühls. B. übersetzte auch Marin is »Bethlehemitischen Kindermord« (Köln u. Hamb. 1715), den »Versuch vom Menschen des Herrn Pope« (Hamb. 1740) und Thomsons »Jahreszeiten« (das. 1745). Außerdem schrieb er noch ein Passionsoratorium: »Der für die Sünden der Welt gemarterte sterbende Jesus« (Hamb. 1712), das zahlreiche Auflagen erlebte, und »Schwanengesang, in einer Anleitung zum vergnügten und gelassenen Sterben« (das. 1747). Seine Selbstbiographie gab Lappenberg in der »Zeitschrift des Vereins für hamburgische Geschichte« (Bd. 2, Hamb. 1847) heraus. Vgl. Brandl, Barth. Heinrich B. (Innsbr. 1878); Strauß, B. und H. S. Reimarus (»Gesammelte Schriften«, Bd. 2), wo der Zusammenhang zwischen B. und diesem Hauptvertreter des Rationalismus nachgewiesen wird.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.