- Britisches Zentralafrika-Protektorat
Britisches Zentralafrika-Protektorat. Das am 1. Juli 1896 gebildete Protektorat umfaßt die Osthälfte des britischen Besitzes in Zentralafrika, die Hochländer am Schire und am Nyassasee und hat ein Areal von 103,600 qkm. Das im Mittel 1000 m hohe Bergland, das der Schire (s.d.) als Ausfluß des Nyassasees von N. nach S. durchströmt, ist aus altkristallinischem Gestein und Granit aufgebaut, auf denen als Verwitterungsdecke roter Ton lagert. Die Abhänge sind oft sehr steil, Gleitflächen deuten auf vertikale Verschiebungen der Gebirgsmassen. Das Klima auf der Höhe ist kühl, selbst rauh, jedoch nicht ganz malariafrei. Die mittlere Jahrestemperatur in Blantyre (1050 m) ist 18,7° (November 35,2°, Juli?, i°), während der Regenzeit, von November bis März, fallen auf dem Hochlande 1300–1500 mm Niederschläge. Die Pflanzendecke ist überaus reich an schönblühenden Arten, die Bergwälder besitzen unter anderm eine wertvolle Konifere Widdringtonia Whytei, die als Bauholz sehr gesucht ist. Die Eingebornen sind Bantu, doch weisen manche Stämme einen südafrikanischen Einschlag auf; die wichtigsten Stämme sind die Mannunje, Yao, Angoni, Watonga, Wahenga und Wakonde. Die Bevölkerung betrug 1900: 899,000 Einw., darunter etwa 400 Europäer. Sitz der Verwaltung ist Zomba (Samba) oder Domasi, 65 km nordnordöstlich von Blantyre, dem Hauptorte des Gebiets, mit Missionsstation und umfangreichen Plautagen (Kaffee, Ölfrüchte, Cinchona) schottischer Ansiedler. Der Handel, der über den Schirefluß mit den Häfen Chiromo und Port Herald sowie über den Nyassa mit dem Hafen Kota Kota geht, hatte 1898/99 bei der Einfuhr einen Wert von 102,791, bei der Ausfuhr von 37,965 Pfd. Sterl., was eine fortwährende Steigerung seit 1891 (Einfuhr 33,000, Ausfuhr 6965 Pfd. Sterl.) bedeutet. Die vornehmsten Einfuhrartikel waren Baumwollenwaren 41,950, Eßwaren 14,369, Eisenwaren 11,057 Pfd. Sterl., während die Ausfuhr in Kaffee 23,737, Elfenbein (stetig abnehmend) 2268 und Kautschuk 10,243 Pfd. Sterl. bestand. Der Handel geht hauptsächlich über die portugiesischen Häfen Quelimane und Chinde (Tschinde), namentlich über den letztern, der durch den Schirefluß mit Zomba und Blantyre (s. oben) verbunden ist. Die-Einkünfte des Gebiets zeigen gleichfalls ein beständiges Wachsen; 1897/98 betrugen dieselben 24,538 Pfd. Sterl., wovon auf Zölle 8966 Pfd. Sterl. kamen, die Ausgaben hingegen 65,715 Pfd. Sterl., so daß die Kolonie immer noch eines beträchtlichen Zuschusses seitens des Mutterlandes bedarf. Der Eindruck des Schutzgebiets ist der eines aufblühenden Landes; Straßen werden gebaut, Telegraphen und Posten angelegt (so eine Nachtschnellpost zwischen Zomba und Blantyre), die Schiffe auf dem Sambesi und Schire vermehrt und die Kaffeeplantagen ausgedehnt. Vgl. Sir H. H. Johnston, British Central Africa (2. Aufl., Lond. 1899); Vyran, British Central Africa Protectorate. Précis of information (das. 1899).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.