- Zwischenspiele
Zwischenspiele, kleine dramatische Spiele, die zwischen die Akte der Dramen eingelegt wurden. Sie dienten zu Ruhepunkten, ohne die künstlerische Illusion des Zuschauers zu unterbrechen. Die Griechen kannten musikalische Z.; bei den Römern traten die Mimen und Pantomimen hinzu. Das Drama der Neuern aber erhielt die Z. aus vierfacher Quelle: es entwickelte sie aus dem volkstümlichen Possenspiel, aus dem Volkslied, aus den Entremets (s. Entremes) und aus den Chören des wieder auflebenden antiken Dramas. Aus jenen Possenspielen gingen die Späße der extemporierenden Clowns und Hanswürste sowie die Jetts, Jiggs und Rüpelspiele hervor. Sie traten wohl auch mit dem Volkslied in Verbindung, wovon sich bei Shakespeare noch Reste zeigen. In Italien wurde das letztere (frottola) wohl selbst zwischen die Akte gelegt. Aus ihnen entwickelten sich scherzhafte Z., später aber auch noch das Singballett und das Intermezzo, die sich rasch über die andern Länder verbreiteten. Dagegen dürften aus den Entremets die Entremeses und Sainétes der spanischen Bühne, die Interludes der Engländer und die Tableaus der Niederländer entstanden sein. Von allen diesen Formen ist das Intermezzo (s. d.) die wichtigste, da sich aus ihm die Opera buffa und, unter dem Einfluß des Vaudevilles, überhaupt die ganze moderne komische Oper entwickelte (vgl. Oper). Mit der Ausbildung der Orchestermusik gewann aber auch diese allmählich Raum in den Zwischenakten. Schon 1630 war sie in Paris an die Stelle der Z. getreten; Davenant führte sie etwas später auf der englischen Bühne ein. 1767 scheiterte in Paris Beaumarchais' letzter Versuch, das Zwischenspiel in seiner »Eugénie« wieder einzuführen. In Deutschland erhielt es sich am längsten, wurde aber endlich doch von der Instrumentalmusik völlig verdrängt. – Beim Choralspiel heißen Z. (Interludien) die kurzen Sätze oder Akkordfolgen, durch die von einer Verszeile des Chorals zu dem Ton und Akkord der nächstfolgenden übergeleitet wird. Treffliche Beispiele geben Töpfers »Choralbuch« und Rincks »Choralbearbeitungen«.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.