- Eugenie
Eugenie, 1) E. Marie de Guzman, Kaiserin der Franzosen, geb. 5. Mai 1826 in Granada, zweite Tochter des Grafen von Montijo und Teba, Herzogs von Peñaranda, und der Marie Manuela Kirkpatrick aus einer katholischen schottischen Familie, brachte unter dem Namen einer Gräfin von Teba den größten Teil ihrer Jugend mit ihrer Mutter auf Reisen zu und erregte schließlich in Paris durch ihre Schönheit und Anmut allgemeine Aufmerksamkeit. Da Napoleons Bewerbungen um Prinzessinnen aus alten Fürstenhäusern mißlangen, beschloß er seine Vermählung mit E. Am 29. Jan. 1853 wurde die Vermählung in der Notre Dame-Kirche vollzogen, und 16. März 1856 schenkte E. ihrem Gemahl einen Thronerben. Sie gab durch eleganten Luxus in der Pariser Modenwelt den Ton an, erstrebte aber auch politischen Einfluß und führte wiederholt während der Abwesenheit des Kaisers die Regentschaft und den Vorsitz im Ministerrat. Sie glaubte, daß die Napoleonische Dynastie nur durch einen glücklichen Eroberungskrieg am Rhein sich halten könne und erblickte in der Wiederaufrichtung der weltlichen und der Erweiterung der geistlichen Herrschaft des Papstes eine Lebensaufgabe. Sie trieb daher 1870 mit Aufbietung alles Einflusses zum Kriege mit Preußen. Für die Dauer der Abwesenheit des Kaisers wurde ihr 23. Juli die Regentschaft übertragen. In Gemeinschaft mit Palikao erklärte sie sich nach den Niederlagen vor Metz aufs entschiedenste gegen die Rückkehr des Kaisers und den Rückzug der Mac Mahonschen Armee von Chálons nach Paris, beharrte auf dem Zuge zum Entsatze Bazaines und verschuldete so die Katastrophe von Sedan. Als 4. Sept. in Paris die Revolution ausbrach, mußte E. aus den Tuilerien flüchten und schiffte sich nach England ein. Mit ihrem Sohne nahm sie ihren Aufenthalt zu Chiselhurst, in der Nähe von London. Dorthin kam auch der Exkaiser Napoleon, aus seiner Hast auf Schloß Wilhelmshöhe entlassen, 20. März 1871. Am 9. Jan. 1873 ward E. Witwe. Sie stellte sich nunmehr an die Spitze der bonapartistischen Partei, ohne selbst nach der Mündigkeit des jungen Napoleon auf diese Rolle zu verzichten. Durch den Tod dieses ihres Sohnes, 1. Juni 1879, in Südafrika wurden alle ihre Hoffnungen zerstört. Nachdem sie 1880 eine Reise nach der Unglücksstätte unternommen, zog sie sich unter dem Namen einer Gräfin von Pierrefonds vom öffentlichen Leben zurück. Vgl. Mad. Carette (Vorleserin der Kaiserin), Souvenirs intimes de la cour des Tuileries (Par. 1888–90, 2 Bde.; deutsch, Bresl. 1890, 2 Bde.); de Lano, L'impératrice Eugénie (das. 1891); Derselbe, Histoire anecdotique du second empire, l'impératrice Eugénie (das. 1900); Imbert de Saint-Amand, Louis Napoléon et Mlle. de Montijo (das. 1898).
2) E. Adelaïde Louise von Orléans, s. Adelheid 2); vgl. die Textbeilage »Verzweigungen des bourbonischen Hauses« beim Artikel »Bourbon«, S. II.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.