Wirbelsäule

Wirbelsäule

Wirbelsäule (Rückgrat, Columna vertebralis, auch Spina dorsalis), die beim Menschen senkrecht stehende, leicht S-förmig gekrümmte, bei den übrigen Wirbeltieren mehr oder weniger geneigte oder horizontale Knochensäule, die den Schädel trägt. Sie dient dem Rumpf als feste Stütze und den Gliedmaßen als Anheftungsstelle. Bei den meisten Wirbeltieren besteht sie aus einer sehr verschiedenen Anzahl von Knochenstücken, den Wirbeln (s. d.), bei den niedersten jedoch (Leptokardiern, Zyklostomen und einigen Fischen) und bei den übrigen während des Embryonallebens ist sie ein ungegliedertes Rohr, welches das Rückenmark umschließt (s. Chorda dorsalis). Indem dieses Rohr erst verknorpelt und darauf zum Teil verknöchert, entstehen knöcherne Abschnitte, die Wirbel (s. d.). – Zur W. verbunden (s. Tafel »Eingeweide des Menschen II«, Fig. 4, und Tafel »Skelett des Menschen I«) sind die Wirbel durch Bänder, die an ihrer ganzen Länge verlaufen und ihre Beweglichkeit beschränken (s. Tafel »Bänder des Menschen I«, Fig. 1). In dem Raum zwischen dem Wirbelkörper und seinem dorsalen Bogen verläuft das Rückenmark und schickt zwischen je zwei Wirbeln durch seitliche Öffnungen rechts und links ein Nervenbündel in den Körper. An der W. kann man schon bei den Fischen einen Rumpf- und Schwanzteil, bei den höhern Wirbeltieren meist einen Hals-, Brust-, Lenden-, Kreuz- und Schwanzabschnitt unterscheiden. Die Halswirbel tragen gewöhnlich nur Reste von Rippen (im engern Sinne), die beweglich sind, oder mit den Wirbeln verschmelzen; bei den Säugetieren sind ihrer stets nur sieben vorhanden. Die Brustwirbel (Rückenwirbel) sind fast immer mit gut entwickelten Rippen versehen (Ausnahme: die Frösche), den Lendenwirbeln fehlen diese meist wieder; die Kreuzwirbel (Sakralwirbel) verschmelzen mit den Darmbeinen zum Kreuzbein, an dessen Bildung jedoch auch noch Lenden- und Schwanzwirbel teilnehmen können (z. B. bei den Vögeln); die Schwanzwirbel endlich fehlen mitunter beinahe und bilden dann das Steißbein oder sind in größerer Anzahl (bis zu mehreren Hunderten) vorhanden, tragen nie Rippen, sondern bilden zwischen ihren untern Bogen und den Körpern den Kandalkanal zur Aufnahme der Schwanzarterie (die Einzelheiten s. bei den verschiedenen Gruppen der Wirbeltiere). – Die menschliche W. (s. Tafel »Skelett des Menschen I«) besteht aus 7 Hals-, 12 (rippentragenden) Brust-, 5 Lenden-, 5 Kreuz- und 4 oder 5 Schwanzwirbeln. Im allgemeinen nehmen an ihr die Wirbel von vorn nach hinten an Größe und Gewicht zu (Höhe des 3. Halswirbels 14, des 5. Lendenwirbels 29 mm, Gewicht 7, resp. 32 g). Der 7. Halswirbel hat einen sehr stark hervorragenden Dornfortsatz. Die Länge der W. beträgt etwa zwei Fünftel von der Gesamtlänge des Körpers, also gegen 70 cm; ihre Krümmung ist bei Neugebornen kaum merklich und auch bei Erwachsenen nicht gleich. Der Wirbel- oder Markkanal (canalis vertebralis) für das Rückenmark ist mit 31 Paar Öffnungen zum Austritt der Nerven versehen und hat am 2. Halswirbel einen Querschnitt von etwa 380 und am 5. Lendenwirbel von 320, in der Mitte der Rückenwirbelsäule hingegen nur von 230 und am 3. Kreuzwirbel nur von 80 qmm Fläche.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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