- Wille [2]
Wille, 1) Johann Georg, Kupferstecher, geb. 5. Nov. 1715 auf der Obermühle am Dimsberg bei Gießen, gest. 5. April 1808 in Paris, lernte das Büchsenmacherhandwerk, wurde später in Straßburg mit dem Kupferstecher G. F. Schmidt bekannt, ging mit ihm nach Paris und wurde hier vom Maler H. Rigaud zu Versuchen im Kupferstechen veranlaßt. Das erste Blatt, das ihm einen Namen machte, ist das Bildnis des Marschalls Fouquet de Belle-Isle, und bald vertrauten ihm die berühmtesten französischen Maler ihre Werke zum Stich an. Doch führte er auch Stiche nach Bildern älterer Meister aus (unter andern nach Terborch, Metsu, Mieris, Netscher). W. ward Hofkupferstecher des Königs von Frankreich, des deutschen Kaisers und des Königs von Dänemark. 1746 besuchte er Deutschland, kehrte aber 1747 wieder nach Paris zurück. Viele bedeutende Kupferstecher, darunter J. G. v. Müller, Bervic, Schmutzer, Dunker, Guttenberg und Ingouf, waren seine Schüler. Napoleon I. ernannte ihn zum Ritter der Ehrenlegion, und das Institut nahm ihn zum Mitglied auf. Vgl. Ch. Le Blanc, Catalogue de l'œuvre de J. G. W. (Par. 1847); Duplessis, Mémoires et journal de J. G. W. (das. 1857).
2) Richard, Militärschriftsteller, geb. 26. Febr. 1841 in Spandau, studierte seit 1857 in Berlin Rechtswissenschaft, trat aber 1858 in das 3. Artillerieregiment ein, wurde 1860 Offizier, machte die Feldzüge von 1866 und 1870/71 mit und fand seit 1865 im Kriegsministerium, bei der Artillerieprüfungskommission und bei den technischen Instituten der Artillerie Verwendung. Zuletzt war er Direktor der Artilleriewerkstatt und Vorsteher des Artilleriekonstruktionsbureaus in Spandau. Als Generalmajor trat er in den Ruhestand. Er schrieb unter vielem andern: »Über das Einheitsgeschütz der Feldartillerie« (1870); »Über Kartätschgeschütze« (1871); »Die Feldartillerien der europäischen Großmächte« (anonym, das. 1874); »Das deutsche Feldartilleriematerial« (3. Aufl. 1890); »Wolframgeschosse« (1890); »Das Feldgeschütz der Zukunft« (1891 u. 1892); »Selbstspanner« (1896); »Zur Feldgeschützfrage« (1896); »Waffenlehre« (3. Aufl. 1905, 3 Bde. und Ergänzungsheft); »Mauser-Selbstlader« (1897); »Plastomenit« (1898); »Entwickelung der Verschlüsse für Kanonen« (1903), sämtlich in Berlin erschienen. Ferner von geschichtlichen Schriften: »Die letzten Grafen von Hanan-Lichtenberg« (Hanau 1886); »Hanau im Dreißigjährigen Kriege« (das. 1886); »Urkundliche Beiträge zur Geschichte Hanaus etc.«, aus dem Nachlaß Herzog Bernhards von Weimar (das. 1888); »Mosaik. Geschichtliche Skizzen« (das. 1889); »Vor 30 Jahren. Lose Tagebuchblätter aus dem Feldzug gegen Dänemark« (Berl. 1895).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.