Bestúshew-Rjumin

Bestúshew-Rjumin

Bestúshew-Rjumin, 1) Michael Petrowitsch, Graf, russ. Diplomat, geb. 1688, gest. 1760, in Berlin erzogen, ging 1721 als Gesandter nach Stockholm, wo es ihm gelang, auf die Partei der Mützen gestützt, den russischen Einfluß 20 Jahre lang zu behaupten und namentlich die Allianzverträge von 1724 und 1735 zum Abschluß zu bringen. Zugleich veranlaßte er Künstler und Handwerker zur Übersiedelung in russische Städte. 1741 wurde er Großmarschall und übernahm der Reihe nach mehrere Gesandtschaften in Preußen, Polen, Österreich und (von 1756–60) in Frankreich. – Seine Gemahlin, Schwester des in Ungnade gefallenen Grafen Golowkin, wurde wegen ihrer Teilnahme an der Verschwörung Lapuchins gegen die Kaiserin Elisabeth 1743 nach Sibirien geschickt.

2) Alexei Petrowitsch, Graf, Bruder des vorigen, Reichskanzler, geb. 2. Juni 1692 in Moskau, gest. 21. April 1766, in Deutschland erzogen, trat 1713 in kurbraunschweigischen, 1718 in russischen Dienst und wurde 1740 auf Birons Veranlassung Kabinettsminister. Der Sturz seines Gönners brachte auch ihn in Haft. Die Kaiserin Elisabeth erhob ihn 1714 zum Reichskanzler und überließ ihm die Leitung der Geschäfte fast ganz. Der Sturz des Grafen L'Estocq befestigte seine Stellung. B. bewog die Kaiserin schon 1746 zu einem Bündnis mit Österreich und erneuerte es 1756, was zur Teilnahme Rußlands am Siebenjährigen Krieg führte. Da er aber bei einer Unpäßlichkeit der Kaiserin den General Apraxin zurückrief. wie man glaubte, um den Wünschen des Großfürsten Peter zu entsprechen, fiel er bei der wieder genesenen Elisabeth in Ungnade, wurde 1758 verhaftet und als des Hochverrats schuldig zum Tode verurteilt. Elisabeth entsetzte ihn aller Würden und verwies ihn nach Gorelowo bei Moskau. Erst Katharina II. rief ihn 1762 an den Hof zurück und ernannte ihn zum Feldmarschall; in der ersten Zeit ihrer Regierung war B. neben Panin ihr Hauptratgeber. Er gilt als Erfinder der Bestushewschen Nerventinktur (s. d.).

3) Konstantin Nikolajewitsch, russ. Geschichtsforscher, geb. 1829, gest. 14. (2.) Jan. 1897 in St. Petersburg, studierte in Moskau, war 1856–59 Mitarbeiter an der »Moskauer Zeitung« und 1865–82 Professor an der Petersburger Universität, zugleich 1872–82 Präsident der Slawischen Wohltätigkeitsgesellschaft. Er schrieb: »Über die russischen Chroniken bis zum 14. Jahrhundert« (1869); »Geschichte Rußlands« (1872, Bd. 1; deutsch von Schiemann, Mitau 1873–75), die durch eine Übersicht der Quellen (Sonderausg., das. 1876) Beachtung verdient, sowie zahlreiche populärhistorische Schriften.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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