Türr

Türr, Stephan, ungar. Patriot, geb. 10. Aug. 1825 in Baja, trat in ein ungarisches Grenadierregiment, das 1848 in Italien kämpfte, ging im Januar 1849 zu den Piemontesen über und organisierte eine ungarische Legion, focht nach der Schlacht bei Novara auf seiten der Insurgenten in Baden, trat 1854 in englische Dienste, ward 1855 auf der Reise in Bukarest verhaftet und nach Wien ausgeliefert, zum Tode verurteilt, aber wieder entlassen, kämpfte 1859 als Hauptmann der Alpenjäger unter Garibaldi gegen die Österreicher, 1860 in Sizilien und Neapel und erlangte den Rang eines Divisionsgenerals, nachdem er als Gouverneur von Neapel viel zu dessen Vereinigung mit Italien beigetragen. Bald darauf wurde er Flügeladjutant Viktor Emanuels II., der ihn zu geheimen diplomatischen Sendungen verwendete. 1866 bereitete er eine Insurrektion in Ungarn von Serbien aus vor. 1867 begnadigt, kehrte er nach Ungarn zurück, wo er sich mit Entwürfen von Kanalbauten (Franzenskanal) und industriellen Unternehmungen beschäftigte. Als vertrauter Unterhändler nahm er auch späterhin zwischen Österreich, Italien und Frankreich (so bei den Verhandlungen über den Dreibund 1869–70) an der Politik teil; seit 1881 leitete er den Bau des Kanals über den Isthmus von Korinth. Er schrieb: »Solution pacifique de la question d'Orient« (Par. 1862); »La Maison d'Autriche et la Hongrie« (das. 1865); »La question égyptienne« (das. 1882). Seine Memoiren und Erinnerungen erscheinen seit 1903 in der Zeitung »Magyar Hirlap«. Er war mit der Fürstin Adele Bonaparte-Wyse vermählt (gest. 8. Juli 1899 in Berck-sur-Mer). Vgl. Schwarz, Stefan T. (Wien 1868, 2 Bde.).