Sittengesetz

Sittengesetz

Sittengesetz (sittliche Norm) heißt jede Regel des Tuns oder Lassens, deren Befolgung vom allgemeinen Bewußtsein als Pflicht erachtet wird. Die Erforschung des Wesens und Ursprungs der Sittengesetze ist eine Hauptaufgabe der theoretischen Ethik, die in den verschiedenen ethischen Systemen in verschiedener Weise gelöst worden ist. Hauptsächlich stehen sich hier zwei Ansichten gegenüber. Nach der einen (die z. B. Kant vertritt) wurzeln die Sittengesetze in der »praktischen Vernunft« und werden von dieser mit ebensolcher Evidenz als unbedingt verbindlich anerkannt, wie von der theoretischen Vernunft die Richtigkeit der mathematischen Axiome anerkannt wird (Intuitionismus, s. d). Nach der andern leitet sich die Gültigkeit der Sittengesetze daraus ab, daß durch ihre Befolgung wichtige Lebenszwecke (des Einzelnen oder der Gesellschaft) realisiert werden (Utilitarismus, s. d.). Im Sinne der theologischen Ethik endlich sind die Sittengesetze göttliche Gebote.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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  • Nordische Zeitung — Die Artgemeinschaft – Germanische Glaubens Gemeinschaft wesensgemäßer Lebensgestaltung e.V. ist eine völkische, religiöse und neuheidnische Gemeinschaft.[1] Der Verfassungsschutz warnt vor ihr als einer rechtsextremistischen Organisation, welche… …   Deutsch Wikipedia

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  • Vittorio Hösle — (* 25. Juni 1960 in Mailand) ist ein deutscher Philosoph. In den 1980er Jahren galt er als der „Boris Becker der Philosophie“,[1] weil er bereits mit 22 Jahren promovierte, mit 26 Jahren habilitiert und zwei Jahre später Professor war. Er lehrt… …   Deutsch Wikipedia

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