Senûssi

Senûssi

Senûssi (Snussi, bezeichnet das einzelne Mitglied der Sekte; der Kollektivbegriff ist Senûssîja), mohammedan. Reformpartei, die den Islam (s. Derwisch, S. 659) in seiner ursprünglichen Reinheit wiederherstellen will und jede europäische Zivilisation mit dem unversöhnlichsten Haß verfolgt, wurde 1837 von einem algerischen Theologen, Sidi Mohammed ben Alles-S., in Mekka gegründet, gelangte aber nach einem vergeblichen Versuch, die Araber für die Reformideen zu gewinnen, erst zu Bedeutung, als ihr Hauptsitz nach Dscharabub an der Westgrenze der Siwah-Oase verlegt wurde. Nach dem Tode des Stifters (Ende 1858) wurde sein Sohn Sidi el-Mahdi ben Mohammed ben Ali (geb. um 1837 in der Kyrenaïka) das Oberhaupt der Bruderschaft, die wohl 9 Mill. Anhänger zählt. Jetzt sind diese Fanatiker am zahlreichsten im Wilajet Barka und in den Oasen der Sahara; ihr Einfluß erstreckt sich aber bis zum Senegal, nach Jemen und an die Somalküste und bis in den Malaiischen Archipel. Auf den Verlauf mehr als einer afrikanischen Expedition haben sie entscheidend eingewirkt; durch ihre Feindseligkeit scheiterte die Rohlfssche Expedition nach der Oase Kufra; auch die Bewegung, die seit 1881 der Mahdi Mohammed Ahmed im Sudân hervorgerufen hatte, ist wesentlich durch die Eifersucht der S. zum Stehen gekommen. Die Residenz wurde 1896 von Dscharabub nach der Oase Kufra, 1899 nach Goru (Guru) und Anfang März 1900 nach Ain Galakka (Kalaka) in den Bergen der Tibbu verlegt, weil Sidi el-Mahdi (gest. Anfang August 1902 in Kanem) den Ereignissen in Wadaï (s. d.) und Bornu (s. Rabeh) näher sein wollte. Die Franzosen, deren Sudân- und Marokkopolitik von den S. besonders bedroht wird, haben bisher umsonst die Macht des Ordens zu brechen gesucht. Vgl. H. Duveyrier, La confrérie musulmane de Sîdi Mohammed ben 'Alî es-Senoûsî (Par. 1886); L. Rinn, Marabouts et Khouan (Algier 1884); Mohammed ben Otsmane el-Hachaichi, Voyage an pays des Senoussia (franz. von V. Serres und Lasram, Par. 1903); v. Bülow im 7. Bande der »Mitteilungen des Seminars für orientalische Sprachen« (Berl. 1904).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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