- Schwartz
Schwartz, 1) Maria Sofia, schwed. Romanschriftstellerin, geborne Birath, geb. 4. Juli 1819 in Borås, gest. 7. Mai 1894, verfaßte zahlreiche, seinerzeit viel gelesene und in fast alle Kultursprachen übersetzte Tendenzromane (deutsche Auswahl, Stuttg. 1869–72, 59 Bde.; Leipz. 1865 ff., 44 Bde.). Die bekanntesten sind: »Der Mann von Geburt und die Frau vom Volke« (1858), »Die Arbeit adelt den Mann« (1859), »Die Tochter des Edelmanns« (1860), »Ist der Charakter des Mannes sein Schicksal?« (1861), »Geburt und Bildung« (1861), »Der Sohn des Orgeldrehers« (1863), »Gold und Name« (1863), »Der Rechte« (1864). Biographisches enthalten ihre »Jugenderinnerungen« (1865) und »Meine Lebensschicksale« (1865), Episoden aus dem Alltagsleben berühmter Schweden die Sammlungen »Smärre historiska berœttelser« und »Några Runor«. Eine Auswahl ihrer Schriften erschien Stockholm 1891–94, 89 Hefte.
2) Wilhelm, Mythenforscher und Schriftsteller, geb. 4. Sept. 1821 in Berlin, gest. da selbst 16. Mai 1899, studierte dort und in Leipzig Philologie, wirkte seit 1844 am Werderschen Gymnasium in Berlin, wurde 1864 Direktor des Gymnasiums in Neuruppin, kam in gleicher Eigenschaft 1872 an das Friedrich Wilhelms-Gymnasium in Posen und 1882 an das Luisen-Gymnasium in Moabit bei Berlin. S. gehört zu den Begründern der »vergleichenden, bez. prähistorischen, Mythologie«. Von seinen Schriften sind hervorzuheben: »Märkische Sagen und Märchen« (Berl. 1843); »Norddeutsche Sagen« (Leipz. 1849); »Der heutige Volksglaube und das alte Heidentum« (Berl. 1849, 2. Aufl. 1862); »Über die griechischen Schlangengottheiten« (das. 1858, neuer Abdruck 1897); »Der Ursprung der Mythologie, dargelegt an griechischer und deutscher Sage« (das. 1860); »Die poetischen Naturanschauungen der Griechen, Römer und Deutschen in ihrer Beziehung zur Mythologie« (das. 1864–79, 2 Bde.); »Sagen und alte Geschichten der Mark Brandenburg« (das. 1871; 4. Aufl., Stuttg. 1903); »Materialien zur prähistorischen Kartographie der Provinz Posen« (Posen 1875. mit 4 Nachträgen, 1879–81); »Der Ursprung der Stamm- und Gründungssage Roms unter dem Reflex indogermanischer Mythen« (Berl. 1878); »Prähistorisch-anthropologische Studien. Mythologisches und Kulturhistorisches« (das. 1884); »Indogermanischer Volksglaube« (das. 1885); »Prähistorische Mythologie, Phänomenologie und Ethik« (1885–86); »Zur Stammbevölkerungsfrage der Mark Brandenburg« (in den »Märkischen Forschungen«, 1887); »Nachklänge prähistorischen Volksglaubens im Homer« (Berl. 1894). Ferner schrieb er: »Der Organismus der Gymnasien in seiner praktischen Gestaltung« (Berl. 1876) u. a.
3) Esperance von, mit dem Pseudonym Elpis Melena (griechische Übersetzung ihres Namens), Schriftstellerin, geb. 8. Nov. 1818 in Southgate bei London als Tochter eines Hamburger Bankiers Brandt, gest. 20. April 1899 zu Ermatingen im Kan tou Thurgau, erhielt ihre Erziehung in Genf und Rom, war zweimal, beide Mal unglücklich, vermählt, unternahm mit ihrem zweiten Gatten, einem Hamburger Bankier v. Schwartz, eine große Reise nach dem Orient und ließ sich 1849 in Rom, 1865 in Kreta nieder, wo sie sich während des Aufstandes der Insurgenten annahm und lange aufhielt; das letzte Jahrzehnt ihres Lebens verbrachte sie in der Schweiz. Sie machte sich zuerst bekannt durch ihre person lichen Beziehungen zu Garibaldi, dessen »Denkwürdigkeiten« sie ins Deutsche übersetzte (Hamb. 1861, 2 Bde.), und veröffentlichte über ihn noch: »Garibaldi im Varignano 1862 und auf Caprera 1863« (Leipz. 1864); »Garibaldi, Mitteilungen aus seinem Leben« (Hannover 1884, 2 Bde.; 2. Aufl. in 1 Bd. 1885). Von ihren übrigen Schriften erwähnen wir: »Memoiren eines spanischen Piasters« (Braunschw. 1857); »Hundert und ein Tag auf meinem Pferd und ein Ausflug nach der Insel Maddalena« (Hamb. 1860); »Ein Blick auf Kalabrien und die Liparischen Inseln im J. 1860« (das. 1861); »Die Insel Kreta unter der ottomanischen Verwaltung« (Wien 1867); »Kreta-Biene oder kretische Volkslieder, Sagen etc.« (Münch. 1874); »Dr. E. G. F. Grisanowski, Mitteilungen aus seinem Leben etc.« (Hannov. 1890) und die »Erlebnisse und Beobachtungen eines mehr als zwanzigjährigen Aufenthaltes auf Kreta« (das. 1891). In seinem Roman »Gräfin Tatartzky« hat F. Hackländer ihr Heimwesen auf Kreta geschildert.
4) Stefan, Bildhauer und Medailleur, geb. 20. Aug. 1851 in Neutra (Ungarn), kam 1865 nach Pest, wo er den ersten Zeichenunterricht erhielt und zugleich in einer Metallwarenfabrik tätig war, wo er modellieren, gießen und ziselieren lernte, und begab sich dann 1867 nach Wien. Hier arbeitete er bis 1870 ebenfalls in Metallwarenfabriken und besuchte dann die Kunstgewerbeschule, um sich unter der Leitung von Otto König für die Kleinplastik auszubilden. Nachdem er schon 1872 ein Unterrichtsatelier für Ziseleure gegründet, wurde er 1877 Assistent an der Fachschule für Bildhauerei und 1881 Lehrer der Ziseleurschule am österreichischen Museum für Kunst und Industrie. In dieser Stellung wie durch seine Arbeiten hat S. reformierend auf die Ziselierkunst in Wien und auf die dortige Metallwarenindustrie überhaupt eingewirkt. Er hat zahlreiche, durch geistvolle Erfindung und anmutige Formenbildung ausgezeichnete Arbeiten in Edelmetall und Bronze (Tafelaufsätze, Schalen, Jardinièren, Kronleuchter, Uhren, Schmucksachen, Statuetten und Gruppen), aber auch viele Büsten (Kaiser Franz Joseph, Erzherzoge Karl Ludwig und Rainer), Porträtreliefs und Grabdenkmäler geschaffen, unter denen besonders das Rudolf Eitelbergers auf dem Zentralfriedhof in Wien hervorzuheben ist. Auch als Medailleur nimmt S. eine hervorragende Stellung ein. Außer einer Reihe von Bildnismedaillen und -Plaketten, z. B. auf Billroth, hat er mehrere Ausstellungsmedaillen und eine Medaille auf den Tod der Kaiserin Elisabeth von Österreich geschaffen, in der sich seine Meisterschaft in der Behandlung des Flachreliefs in seinen zartesten Abstufungen besonders glänzend kundgibt (s. Tafel »Medaillen V«, Fig. 1 u. 2).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.