Reichenhall

Reichenhall

Reichenhall, Stadt, besuchter Bade- und Luftkurort im bayr. Regbez. Oberbayern, Bezirksamt Berchtesgaden, in romantischer Alpengegend, an der Saalach gelegen und auf drei Seiten von malerischen Bergen umgeben (nördlich der Hohenstauffen [Hoher Staufen], 1773 m, südwestlich das Müllnerhorn, 1452 m, südöstlich der Dreisesselkopf, 1687 m, und östlich der Untersberg, 1975 m hoch), Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Freilassing-R. und R.-Berchtesgaden, 471 m ü. M., hat eine evangelische und 4 kath. Kirchen, darunter die Pfarrkirche St. Nikolaus von 1080 im romanischen Stil, jetzt restauriert und mit Fresken von M. v. Schwind geziert, die spätgotische Ägidienkirche und die alte Stadtpfarrkirche St. Zeno, in Basilikenform, das Schloß Gruttenstein, ein schönes Kurhaus (Achselmannstein), 2 Monumentalbrunnen (Bismarckbrunnen mit Büste und Wittelsbacher Brunnen), ein Institut der Englischen Fräulein, eine klösterliche Anstalt für Frauen, eine heilgymnastische Anstalt, Amtsgericht, Hauptzollamt, Hauptsalzamt, Maschinenbauwerkstätten, Triftanlagen, Schneidemühlen, eine Holzstoffabrik, 2 Elektrizitätswerke und (1905) 6076 meist kath. Einwohner. Das Salzwerk von R. ist das bedeutendste des Königreichs. Die 16 Solquellen befinden sich in der sogen. Quellenhöhle, einem merkwürdigen Bau unterhalb des Brunnenhauses. Ein 1878 m langer unterirdischer Kanal, der Grabenbach, führt von hier die süßen Wasser der Saalach zu. (Über die Zusammmensetzung der Solquelle Karl Theodor-Quelle s. Tabelle »Mineralwässer IVa«.) Das Salzwerk, schon von den Römern ausgebeutet, war in den ersten christlichen Jahrhunderten das bedeutendste Süddeutschlands; sein Produkt wurde auf der Donau abwärts geführt. Das Erzstift Salzburg besaß schon vor 800 ein Drittel der Saline. Die Salzproduktion Reichenhalls beträgt jährlich ca. 100,000 dz, der Anfall an Sole ist jedoch weit bedeutender. Mit Berchtesgaden, Traunstein und Rosenheim steht R. durch eine 120 km lange Solenleitung in Verbindung, die in ihrem ersten Teil bereits 1618 angelegt wurde. R. nahm infolge der 1846 erfolgten Errichtung des Solbades Achselmannstein einen neuen mächtigen Aufschwung und ist jetzt der größte deutsche Alpenkurort, mit einer durchschnittlichen Jahresfrequenz von 12,000 Kurgästen. Als Kurmittel dienen: Sole, ferner Molke, Kräutersäfte, pneumatische Kammern, ein Inhalationsgradierwerk mit bedeutender Solfontäne, Inhalationssäle, Moorbäder, insbes. aber die geschützte Lage des schönen Tales (mittlere Sommertemperatur 19°). Das nördlich bei R. liegende frühere Dorf St. Zeno wurde 1905 der Stadt einverleibt. In der Umgebung die Stammburg der 1219 ausgestorbenen Hallgrafen von Plain, die Ruine des uralten Schlosses Karlstein, die ebenfalls schon im 13. Jahrh. erwähnten Schlösser Marzoll und Stauffeneck und die jetzt in Badeanstalten verwandelten Schlösser Achselmannstein und Kirchberg. Hier bestand in römischer Zeit eine volkreiche Niederlassung, eine Begräbnisstätte wurde aufgedeckt. Vgl. G. v. Liebig, R., sein Klima und seine Heilmittel (6. Aufl., Reichenh. 1889); Bühler, Bad R. und seine Umgebung (11. Aufl., das. 1896) und: 1846–1896. 50 Jahre Kurort (das. 1896); »R. und seine Heilmittel« (hrsg. vom ärztlichen Verein, das. 1900); v. Chlingensperg, Die römischen Brandgräber von R. (Braunschw. 1896).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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