Photĭos

Photĭos

Photĭos, hervorragender byzantinischer Gelehrter und Kirchenpolitiker, geb. vor 820 in Konstantinopel, gest. 897 oder 898, unter Kaiser Michael III. Hauptmann der Leibwache und erster Staatssekretär, wurde 858 (nicht 857) an Stelle des Ignatios aus dem Laienstand zum Patriarchen von Konstantinopel erhoben. Da Papst Nikolaus I. ihm die Anerkennung weigerte, erließ P. ein Rundschreiben an die Patriarchen des Ostens über die Ketzereien der römischen Kirche, sprach 867 den Bann über Nikolaus aus, wurde aber im gleichen Jahr von Kaiser Basileios, dem Mazedonier, abgesetzt. Eine 869 in Konstantinopel gehaltene, von der römischen Kirche unter den ökumenischen Konzilien als achte gezählte Synode schloß P. aus der Kirche aus. Nach des Ignatios Tod 877 wieder als Patriarch eingesetzt, ließ er 879 auf einer von den Griechen als ökumenisch angesehenen Synode die Beschlüsse von 869 vernichten, wurde aber 886 von Leo VI. von neuem abgesetzt und in ein armenisches Kloster verwiesen. Die griechische Kirche zählt ihn zu ihren Heiligen (Tag: 6. Februar). Von seinen zahlreichen Schriften ist die wichtigste die »Bibliotheca« (hrsg. von Bekker, Berl. 1824, 2 Bde.), Auszüge aus meist verlornen Werken von 280 griechischen, heidnischen und christlichen Prosaikern. Ferner besitzen wir von ihm ein aus ältern Wörterbüchern zusammengestelltes » Lexikon« (hrsg. von Naber, Leiden 1864–65, 2 Bde.), die »Amphilochia«, eine Sammlung von Abhandlungen älterer Schriftsteller aus allen Wissensgebieten (hrsg. von Oikonomos, 1858), die gegen die Lateiner gerichtete Schrift über die Mystagogie des Heiligen Geistes (hrsg. von Hergenröther, 1857), vier Bücher gegen die neuen Manichäer (Paulicianer; s. d.), zahlreiche Reden und Predigten (hrsg. von Aristarches, Konstant. 1900 f., 2 Bde.), endlich Briefe (hrsg. von Balettas, Lond. 1864, und Papadopulos-Kerameus, Petersb. 1896). Mit Unrecht wird ihm die Abfassung des »Nomokanons«, d.h. des in der griechischen Kirche maßgebenden Rechtsbuches, zugeschrieben. Mit mehr Recht sieht man in ihm neuerdings den Verfasser des »Akathistos« (s. d.). Gesamtausgabe der Schriften in Mignes »Patrologie«, Band 104–105. Neuerdings erschien »Photii Constantinopolitani patriarchae Opera I« (Par. 1900). Vgl. Hergenröther, P., Patriarch von Konstantinopel (Regensb. 1867–69, 3 Bde.); Krumbacher, Geschichte der byzantinischen Literatur (2. Aufl., Münch. 1897).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Photios — Photios,   byzantinisch orthodoxer Theologe und Ökumenischer Patriarch (858 867 und 877 886), * Konstantinopel um 810, ✝ (in der Verbannung) 6. 2. zwischen 891 und 898 (wohl 897); stammte aus einer vornehmen Höflingsfamilie; lehrte Logik,… …   Universal-Lexikon

  • Photios — is a Greek name that notably refers to two patriarchs of Constantinople. Persons with this name * Saint Photius the Martyr early Christian martyr of Diocletian persecution. * Photius, Metropolitan of Moscow * Photios I of Constantinople *… …   Wikipedia

  • Photios II. — Photios II. (auch Fotios), (* 1874 auf den Prinzeninseln (Adalar) als Dimitrios Maniatis; † 29. Dezember 1935 in Istanbul) war von 1929 bis 1935 Ökumenischer Patriarch von Konstantinopel. Leben Nach der Grundausbildung besuchte er die Zarifeio… …   Deutsch Wikipedia

  • photios — was the Greek god of leaving the lens cap on. Why are all my holiday photios black? …   Dictionary of american slang

  • photios — was the Greek god of leaving the lens cap on. Why are all my holiday photios black? …   Dictionary of american slang

  • Photĭos — Photĭos, geb. in Constantinopel, aus einer vornehmen, mit der kaiserlichen verwandten Familie stammend, Polyhistor des 9. Jahrh. (seine eigene Bibliothek soll aus 12,000 Bänden bestanden haben); bekleidete frühzeitig die höchsten weltlichen… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Photios — Ikone des Photios Photios I. der Große (griechisch Photios ho Megas Φώτιος ὁ Mέγας, * etwa 820 in Konstantinopel; † 6. Februar 891 in Bordi, Armenien) war Patriarch von Konstantinop …   Deutsch Wikipedia

  • Photios I. — Ikone des Photios Photios I. der Große (griechisch Photios ho Megas Φώτιος ὁ Mέγας, * etwa 820 in Konstantinopel; † 6. Februar 891 in Bordi, Armenien) war 858–867 und 878–886 Patriarch von Konstantinopel und gilt bis heute in der östlich ort …   Deutsch Wikipedia

  • Photios — Sur les autres projets Wikimedia : « Photios », sur le Wiktionnaire (dictionnaire universel)  Cette page de paronymie regroupe plusieurs sujets et articles ayant des noms aux graphies très similaires. Photios (Φώτιος) est un… …   Wikipédia en Français

  • Photios —    Controversial patriarch of Constantinople (qq.v.) from 858 867, and again from 877 886. The controversy began when he was made patriarch in 858 while still a layman. The deposed Ignatios (q.v.) garnered much sympathy, including the support of… …   Historical dictionary of Byzantium

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”