- Payer
Payer, 1) Julius von, Nordpolfahrer und Maler, geb. 1. Sept. 1842 in Schönau bei Teplitz, wurde auf der Militärakademie in Wiener-Neustadt ausgebildet, trat 1859 als Offizier in die österreichische Armee und zeichnete sich 1866 in der Schlacht bei Custoza aus. Als tüchtiger Alpinist erforschte er besonders die Ortler- und Adamellogruppe (vgl. seine Arbeiten in »Petermanns Mitteilungen«, 1864–72), nahm dann an der zweiten deutschen Nordpolfahrt, 1869–70, teil, drang zu Schlitten an der Ostküste Grönlands bis 77° nördl. Br. vor und machte eine Aufnahme vom Kaiser Franz Joseph-Fjord. Mit Weyprecht zum Führer einer österreichischen Polarexpedition erwählt, unternahmen beide 1871 von Tromsö eine Rekognoszierungsfahrt in das Meer zwischen Spitzbergen und Nowaja Semlja und drangen bis 79° nördl. Br. vor. Bei der Hauptexpedition im Tegetthoff 1872 wurden sie bereits unter 76°30´ vom Eis eingeschlossen und nach N. an ein bisher unbekanntes Land, Kaiser Franz Joseph-Land, getrieben, das P. auf einer Schlittenfahrt, 24. März bis 26. April 1874, fast bis 83° nördl. Br. durchzog. Bald darauf, 20. Mai, wurde der Tegetthoff verlassen und in Schlitten und Booten die gefahrvolle Rückreise nach Nowaja Semlja angetreten, wo die Mannschaft 24. Aug. von einem russischen Fahrzeug aufgenommen wurde. Bald nach seiner Rückkehr nahm P. seinen Abschied als Offizier, machte in München seit 1882 als Maler Studien und trat mit einem Zyklus von Bildern an die Öffentlichkeit, die einzelne Episoden der Franklin-Expedition darstellen. Außer zahlreichen Arbeiten in geographischen Zeitschriften veröffentlichte P.: »Die österreichisch-ungarische Nordpolexpedition 1872–1874« (Wien 1876), der auch eine Skizze der zweiten deutschen Nordpolexpedition 1869–70 und der Polarexpedition von 1871 beigefügt ist.
2) Friedrich, deutscher Politiker, geb. 12. Juni 1847 in Tübingen, lebt seit 1871 als Rechtsanwalt in Stuttgart und ist auch Mitglied des Vorstandes der württembergischen Anwaltskammer. Der demokratischen (Deutschen Volks-) Partei angehörig, war er 1877–78,1880–87 und seit 1890 deren Vertreter im Reichstag und bewährte sich als gewandter und wirkungsvoller Redner. Auch der württembergischen Kammer der Abgeordneten gehört er seit 1894 an und wurde 1895 deren Präsident. Er schrieb: »Neues Recht in Württemberg, zur Orientierung für Nichtrechtsgelehrte etc.« (Stuttg. 1874, 3. Aufl. 1888).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.