- Parforcejagd
Parforcejagd (französische Jagd), die Jagd, bei der das Wild durch eine Meute laut jagender Hunde und durch Jäger zu Pferde verfolgt wird, bis es sich vor den Hunden stellt und von den nach folgenden Jägern abgefangen werden kann. Diese Jagdweise stammt aus dem Orient, wurde zur Zeit Karls d. Gr. in Deutschland bekannt und war am verbreitetsten im 18. Jahrh., wo sie sich von Frankreich aus an kleinen und großen Höfen einbürgerte. Jetzt besteht sie noch am preußischen Hof, wo auf San en, und in England, wo auf Füchse gejagt wird. Man benutzt bei der P. Hunde zum Vorsuchen und Bestätigen des Wildes und 50–100 und mehr Parforcehunde, welche die Meute bilden. Zu einer gewöhnlichen Jagdequipage gehören 60–70 Pferde mit einem ganzen Troß von Jagdbedienten, von denen namentlich die 3–4 Pikeure hirschgerechte Jäger, tüchtige Reiter und gute Hornisten sein müssen. Dem Oberpikeur (Erzpikeur, Oberjäger) liegt die Aussicht über das untere Jagdpersonal etc., die Ermittelung des Wildes und bei der Jagd selbst die Ausstellung des Relais ob. Die Fährte des Hirsches, der gejagt werden soll, wird bestätigt und verbrochen, dann der Forstort, in dem er gewechselt ist, umstellt, um ihn zu Gesicht zu bekommen, wenn er herausbricht. Hierauf werden einige Lancierhunde auf der verbrochenen Fährte angelegt, die man so lange jagen läßt, bis der Hirsch sich von denen, mit welchen er zusammenstand, getrennt hat. Dann wird die herbeigeführte Meute unter Blasen der Anjagdfanfare von den Pikeuren angelegt. Die Jägerei muß den Hunden folgen, und es werden, wenn nötig, Relais gestellt. Wenn der Hirsch ermüdet ist, so stellt er sich vor den Hunden entweder im Wasser (Wasserhalali) oder zu Land (Landhalali). Die Jäger sammeln sich und blasen entweder die Wasserfanfare oder à la vue, bis der oberste Jagdherr herankommt, schleichen sich an den Hirsch und schlagen ihm mit dem Hirschfänger die Heesen der Hinterläufe durch, damit er die Hunde nicht forkeln und der Jagdherr ihn durch einen Stich mit dem Hirschfänger hinter dem linken Blatt abfangen kann. Beim Wasserhalali wird der Hirsch vom Jagdherrn durch einen Kugelschuß getötet. Während des Abfangens wird von der Jagdgesellschaft Halali gerufen und die betreffende Fanfare geblasen. Hierauf werden die Läufe über dem Oberrücken abgelöst und die Haut bis zum Knie abgeschärft. Den rechten Vorderlauf erhält der Jagdherr, die übrigen werden Jagdgästen gegeben, denen eine besondere Ehre erwiesen werden soll (Ehrenlauf), alle tragen den ihnen zufallenden Lauf am Griff des Hirschfängers. Damit die P. ohne besondere Vorrichtungen auch in der Nähe der Hauptstädte auf Sauen abgehalten werden kann, werden Keiler eingefangen, im Saugarten gehalten und vor Beginn der Jagd aus diesem herausgelassen, um dann auf der verbrochenen Fährte die Meute anzulegen. Um zu verhindern, daß viele Hunde geschlagen werden, sägt man dem zu jagenden Keiler auch wohl die Gewehre ab (balbieren). Wenn sich der Keiler vor den Hunden stellt, wird er von dem zuerst herankommenden Mitglied der Jagdgesellschaft durch Aufheben der Hinterläufe ausgehoben, bis der Jagdherr herankommt und ihn mit dem Hirschfänger abfängt. Vgl. v. Esebeck, Die P. auf Hafen (Leipz. 1904).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.