- Pān
Pān, in der griech. Mythologie ein ursprünglich in Arkadien heimischer und dort hauptsächlich verehrter Weide- und Waldgott, Sohn des Zeus und einer Nymphe oder des Hermes und einer Tochter des Dryops, den man sich gehörnt, bärtig, krummnasig und bocksfüßig vorstellte, tags Flur und Wald durchstreifend, das Vieh, namentlich die Ziegen, hütend, jagend, mit den Nymphen verliebtes Wesen treibend.
In der Mittagshitze schläft er und ist über Störung sehr ungehalten, daher kein Hirt zu dieser Zeit die Flöte bläst. Er liebt die Musik und ist selbst Erfinder der Syrinx (Panflöte), auf der er abends vor seiner Grotte bläst. Er vermag ein plötzliches Grauen und Schrecken (panischer Schrekken) einzujagen; so hat er bei Marathon die Perser geschreckt, wofür ihm die Athener eine Grotte am Burgfelsen weihten und ihn mit jährlichem Opfer und Fackeltanz ehrten. Als Walddämon besitzt P. auch die Gabe der Weissagung. Wie die ähnlichen Gestalten Silen und die Satyrn wird er mit der Zeit in das Gefolge des Dionysos gezogen, auch mit Kybele und Aphrodite in Verbindung gebracht. Später ward er zum Symbol des Weltalls durch Umdeutung des Wortes (to pan, »das All«) erhoben; auch erdichtete man neben ihm junge Pane, die sogen. Panisken, eine Art Waldteufel. Die Römer identifizierten P. mit ihrem Faunus. Man opferte ihm Böcke, Lämmer, Kühe, Honig, Most und Milch. Die ältere Kunst gibt ihm rein menschliche Bildung mit Ausnahme der keimenden Bockshörnchen. Später wird die halbtierische Bildung mit Ziegenfüßen, zottigem Haar, langem Bart und Bockshörnern üblich (s. Abbildung). Seine Symbole sind die Syrinx, der Hirtenstab und ein Zweig oder Kranz der ihm heiligen Steineiche und Fichte. Sein Bild hat zu dem des Teufels Züge geliefert. Vgl. Wieseler in den »Nachrichten der Göttinger Gesellschaft der Wissenschaften« (1875) und De l'ane et Paniscis (Götting. 1875).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.