- Marāthon
Marāthon, im Altertum Flecken in der attischen Landschaft Diakria, unweit des Meeres am südwestlichen Rand einer 28 qkm großen Strandebene und am Nordfuß des Pentelikon beim heutigen Dorfe Vrana gelegen, berühmt durch den Sieg, den 490 v. Chr. die Athener unter Miltiades (s. unten) über die Perser erfochten. Von den von Pausanias beschriebenen Denkmälern zur Erinnerung an die Schlacht haben sich der einst 12 m hohe und 150 m im Umfang haltende Grabhügel der gefallenen Athener, der »Sorós« (1890 ausgegraben), sowie die Fundamente des Trophäums und des Denkmals des Miltiades bis heute erhalten.
Schlacht bei M. Das persische Heer von (angeblich) 100,000 Mann, das Dareios I. 490 v. Chr. unter dem Befehl des Datis und Artaphernes gegen Griechenland geschickt hatte, war nach der Zerstörung Eretrias an der Bucht von M. gelandet, um von da aus zu Lande gegen Athen vorzudringen. Sofort zogen 9000 athenische Hopliten unter den zehn Strategen und dem Polemarchen Kallimachos nach M., um den Persern den Weg zu verlegen. Obwohl die Hilfe der Spartaner ausblieb (2000 Lakedämonier langten erst nach der Schlacht an) und nur 1000 Platäer zum athenischen Heer stießen, so beschlossen die Feldherren auf den Rat des Miltiades doch, die Stellung zu behaupten, und übertrugen auf Antrag des Aristeides dem mit der persischen Kriegführung vertrauten Miltiades den Oberbefehl. Außerstande, längere Zeit untätig in der Ebene liegen zu bleiben, entschlossen sich die Perser zum Angriff, worauf Miltiades seine zu gleicher Länge ausgedehnte Linie im Sturmschritt vorgehen ließ, als die Perser auf Pfeilschußweite herangekommen waren. In dem Nahekampf kam den Athenern ihre schwere Bewaffnung, ihr persönlicher Mut und ihre gymnastische Gewandtheit trefflich zustatten. Ihre allzu dünne Mitte unter Aristeides und Themistokles ward allerdings etwas zurückgedrängt, aber die verstärkten Flügel schlugen die ihnen gegenüberstehenden Perser und kamen dem vordringenden Zentrum in den Rücken und in die Flanken. Die Perser wurden teils in die Sümpfe zurückgeworfen und dort in großer Zahl getötet, die übrigen eilten nach den Schiffen, um die sich noch ein heftiger Kampf entspann, in dem Kallimachos seinen Tod fand; sieben Schiffe fielen in die Hände der Athener, mit den übrigen gewannen die Perser das hohe Meer. Noch an demselben Tage führte Miltiades das Heer nach Athen zurück, um die Stadt gegen einen persischen Angriff und den Verrat der eignen Bürger zu schützen. Die Marathonkämpfer (Marathonomachoi), unter ihnen Äschylos, waren noch lange Zeit nachher die Vorbilder tapferer Bürger. Der Grabhügel, der die 192 Gefallenen barg, ist aufgedeckt worden (s. oben). Der Verlauf der Schlacht, über den wir bei Herodot die zuverlässigste Darstellung haben, hat zu vielen Erörterungen von E. Curtius, Wecklein, Duncker, Müller-Strübing, Hans Delbrück u. a. Anlaß gegeben. Vgl. Campe, De pugna Marathonia (Greifsw. 1867); Nöthe, De pugna Marathonia (Leipz. 1881).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.