- Nissel
Nissel, 1) Karl, Dichter, geb. 25. Nov. 1817 zu Neumarkt in Schlesien, gest. 6. April 1900 in Liegnitz, wo er als freier Schriftsteller gelebt hatte. Er machte sich besonders durch eine Anzahl Trauerspiele bekannt, von denen wir nennen: »Die Söhne des Kaisers« (1859), »Ulrich von Hutten« (Leipz. 1861; wiederholt ausgeführt, dann als tendenziös beanstandet, aber 1883 zur Lutherfeier in Liegnitz neu gegeben), »Riego« (1874), »Die Florentiner« (1878, in Reclams Universal-Bibliothek), »Um die deutsche Krone« (1889), das Schauspiel »Um hohen Preis« (1887), »Am Roggenhause«, historisches Drama, u.a. Auch verfaßte N. mehrere Lustspiele: »Hohenzoller und Piast« (1873), »Dame Luzifer« (1875), »Schöner Wahn« (1876) sowie Gedichte: »Aus Zeit und Leben« (1880) und »Vom Wegesrande« (Liegn. 1894).
2) Franz, dramat. Dichter, geb. 14. März 1831 in Wien, gest. 20. Juli 1893 in Gleichenberg, Sohn eines Schauspielers, absolvierte das Gymnasium zu den Schotten in Wien, sah sich dann aber infolge von Kränklichkeit fast ganz auf Selbstbildung angewiesen und widmete sich der dramatischen Produktion. Nach einem mehrjährigen Aufenthalt in St. Georgen bei Wilden in Steiermark lebte er, immer körperlich leidend, in Wien. Mit dem Schauspiel »Ein Wohltäter« (1854) errang er am Hofburgtheater den ersten Erfolg; auch die durch energische dramatische Diktion ausgezeichneten Stücke: »Heinrich der Löwe« (1858) und »Perseus von Makedonien« fanden gute Ausnahme. Außerdem sind zu nennen die Trauerspiele: »Die Jakobiten« (1860) und »Dido« (1863), in dem der Hauptcharakter groß angelegt und lebendig ausgeführt ist; das Volksdrama »Die Zauberin am Stein« (Wien 1863, 2. Aufl. 1887), das sich von allen seinen Dramen allein auf der Bühne erhalten hat, die Tragödie »Agnes von Meran« (das. 1877), die ihm 1878 den Schillerpreis eintrug, und das Lustspiel »Ein Nachtlager Corvins« (1889), das nach Nissels Tode zur Ausführung kam. Seine Stücke erschienen als »Ausgewählte dramatische Werke« in drei Teilen (Stuttg. 1892–96). Bei viel eigentlich theatralischer Begabung fehlte es N. doch an ausreichender Gestaltungskraft, um mit den historischen Tragödien hohen Stils, die er schrieb, dauernd die Bühne zu behaupten. Nach seinem Tod erschien, herausgegeben von seiner Schwester: »Mein Leben. Selbstbiographie, Tagebuchblätter und Briefe« (Stuttg. 1894).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.