- Nelumbĭum
Nelumbĭum Juss. (Nelumbo Adans., Nelumbo), Gattung der Nymphäazeen, prächtige, den Seerosen ähnliche Wasserpflanzen mit verlängertem, horizontalem Wurzelstock, langgestielten, aus dem Wasser auftauchenden, fast kreisrunden, schildförmigen, am Rand etwas umgebogenen Blättern, großen, ansehnlichen, einzeln in den Blattachseln stehenden, langgestielten, roten oder weißen Blüten mit vier- bis fünfblätterigem Kelch und vielblätteriger Blumenkrone. Die Frucht ist eine ein- oder zweisamige, frei in den Gruben des Fruchtbodens sitzende Karyopse mit knochiger Schale (vgl. Nymphäazeen, Fig. 1 u. 2). Von den zwei Arten wächst N. speciosum Willd. (Nelumbo nucifera Gärtn., indische Seerose, Nillilie, Nilrose, s. Tafel »Wasserpflanzen«), mit völlig schildförmigen, über 30 cm breiten, metallisch glänzenden, unter dem Wasser silberartig schimmernden Blättern auf 2 m hohen, stachligen Blattstielen und weißen, rosenrot schattierten Blüten, in Gewässern des wärmern Asien von Japan bis zum wärmern Nordostaustralien, westlich bis zum Kaspischen Meer, auch in der Wolga bei Astrachan. Früher, noch zur römischen Kaiserzeit, fand sie sich auch im Nil, ist dorthin vielleicht aus Indien verpflanzt und jetzt verschwunden. Ihre stärkemehlreichen Wurzeln und die Samen (ägyptische Bohnen) wurden im alten Ägypten roh, gesotten und gebraten gegessen. Auch die von Pythagoras verbotenen Bohnen hält man für die Samen des N. In China werden verschiedene Teile der Pflanze als Arzneimittel, kosmetische Mittel und Nahrungsmittel benutzt. Man hat N. speciosum irrtümlich für den heiligen Lotos der Ägypter und Inder gehalten, sie findet sich aber niemals auf ältern Tempeln abgebildet, mit Ausnahme einiger spätern Fälle aus der Ptolemäerzeit, in denen Harpokrates auf einer Blüte oder Frucht der Pflanze sitzend dargestellt wird. Eine andre Art, N. luteum W., mit gelben Blüten, im atlantischen Nordamerika von 42° südwärts durch Westindien bis zur Mündung des Magdalenenstroms, in Kolumbien bis 11° nördl. Br., hat gleichfalls genießbare Wurzeln. Vgl. Wigand, N. speciosum (Kassel 1888).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.