- Nansen
Nansen, 1) Peter, dän. Schriftsteller, geb. 20. Jan. 1861 in Kopenhagen, übte neben sozialwissenschaftlichen Universitätsstudien eine bedeutende journalistische Tätigkeit aus und zwar in dem leicht satirisierenden, weltmännisch eleganten Stil Herman Bangs, dessen pikante Eigenschaften auch seinen größern Arbeiten ihr Gepräge verleihen. Wir erwähnen die Novellen »Junge Menschen« (1883), »Ein Heim« (1891), »Aus dem Fuchsjahr« (1892), »Julies Tagebuch« (1893), »Maria, ein Buch der Liebe« (1894), »Gottesfrieden« (1895), »Die Feuerprobe« (1899) u.a. und das Schauspiel »Judiths Ehe«. Bemerkenswert ist in diesen meist auch ins Deutsche übersetzten Büchern die frivole Ungeniertheit der Darstellung und die gute Charakteristik des blasierten Kopenhagener Modehelden. N. lebt in Kopenhagen, wo er seit 1896 Direktor der Gyldendalschen Verlagsanstalt ist.
2) Fridtjof, berühmter Nordpolarforscher, geb. 10. Okt. 1861 in der Nähe von Christiania, bezog 1880 die Universität in Christiania, machte 1882 auf dem Seehundfänger Viking eine Reise ins Eismeer, wurde nach seiner Rückkehr Konservator an der naturhistorischen Abteilung des Museums in Bergen und unternahm 1888 als vortrefflicher Schneeschuhläufer eine Durchquerung des grönländischen Binneneises. Mit einer von dem Kopenhagener Kaufmann Gamel ausgerüsteten Expedition ging N. auf dem Robbensänger Jason zur grönländischen Ostküste, verließ dort mit seinen Begleitern, 2 Norwegern und 3 Lappen, 17. Juli unter 651/2° nördl. Br. in zwei Booten das Schiff, erreichte nach zwölftägigem, gefahrvollem Treiben im Eise die Küste unter 601/2° nördl. Br., ging dann wieder nordwärts bis zum Uminikfjord, wo er 15. Aug. die Eiswanderung begann, anfangs in der Richtung auf Christianshaab, dann auf Godthaab, welch letzteres er glücklich 3. Okt. erreichte. Darauf unternahm er mit Unterstützung der norwegischen Regierung eine Nordpolfahrt. Auf dem nach seinen Angaben erbauten Dampfer Fram fuhr er 22. Juli 1893 von Wardö nach dem Sibirischen Eismeer, wo er das Schiff einfrieren und durch die Strömung nach Nordwesten treiben ließ, brach dann 14. März 1895 mit einem Begleiter, Johansen, auf Hundeschlitten nach Norden auf und erreichte 7. April die höchste bis dahin erlangte Polhöhe von 86°4´. Hierauf wandte er sich nach Franz Joseph-Land, wo er unter 81°12´ nördl. Br. überwinterte und 18. Juni 1896 bei Kap Flora mit Frederic Jackson (s. d.) zusammentraf, dessen Schiff Windward ihn 13. Aug. 1896 nach Wardö zurückbrachte. Wenige Tage darauf, 20. Aug., kam auch die Fram, welche die Breite von 85°57´ erreicht hatte, in Hammerfest an. Mit größter Begeisterung wurde die Rückkehr von N., von dem seit drei Jahren jede Nachricht fehlte, überall, besonders in seiner Heimat, begrüßt, und zahlreiche Ehrenbezeigungen wurden dem kühnen Forscher zuteil. Er wurde zum Professor an der Universität Christiania und 1901 zum Leiter eines internationalen Laboratoriums für Meeresforschung daselbst ernannt. Zur Ergänzung der auf der Fram ausgeführten hydrographischen Untersuchungen leitete er 1900 auf dem Dampfer Michael Sars die hydrographische Erforschung der Meeresteile zwischen Norwegen und Grönland. Er veröffentlichte: »Auf Schneeschuhen durch Grönland« (Hamb. 1890, 2 Bde.); »Wissenschaftliche Ergebnisse von Nansens Durchquerung von Grönland« (mit H. Mohn, als Ergänzungsheft Nr. 105 zu »Petermanns Mitteilungen«, 1892); »Eskimoliv« (Christiania 1892; deutsch, Leipz. 1903); »In Nacht und Eis. Die norwegische Polarexpedition 1893–1896«, mit einem Beitrag von Sverdrup (Leipz. 1897, 2 Bde.) und in Verbindung mit Archer, Pompecki, Nathorst, Collett und Sars: »The Norwegian North Polar Expedition 1893–1896. Scientific results« (bisher Bd. 1–4 u. 6, Leipz. 1900 bis 1904). Ein Supplementband zu »Nacht und Eis« enthält: Nordahl, Wir Framleute, und Johansen, N. und ich auf 86° (Leipz. 1898). Im Sommer 1905 erschien von ihm die Schrift »Norwegen und die Union mit Schweden« in mehreren Sprachen (deutsch, Leipz.). Vgl. auch Brögger und Rolfsen, Fridtjof N. (deutsch von Enzberg, 2. Aufl., Berl. 1897); Enzberg, Nansens Erfolge (9. Aufl., das. 1899) und Fridtjof N., ein Lebensbild (Dresd. 1898).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.