- Nandu
Nandu (Rhea Möhr.), Gattung aus der Ordnung der Kurzflügler, straußähnliche Vögel mit einem dem des Straußes sehr ähnlichen Schnabel, sehr langen, vorn mit breiten, queren Schildern versehenen Läufen, drei kurzen Zehen, mittellangen Krallen, verkümmerten Flügeln ohne weiche Federn, mit einem dornartigen Nagel an der Spitze und nicht sichtbarem Schwanz. Man kennt aus der auf Südamerika beschränkten Gattung drei Arten, den Pampasstrauß (Avestruz in Argentinien, R. americana Lath., s. Tafel »Straußvögel I«, Fig. 2), Darwins Strauß (R. Darwinii Gould) und R. macrorhyncha Sclat. Ersterer ist 1,5 m lang und 2,5 m breit, am Oberkopf, Oberhals, Nacken und an der Vorderbrust schwarz, an der Halsmitte gelb, an der Kehle, den Backen und obern Halsseiten bleigrau, am Rücken, an den Brustseiten und Flügeln bräunlich aschgrau, an den Unterteilen schmutzigweiß; der nackte Teil des Gesichts ist fleischfarben, der Schnabel horngraubraun. Bisweilen kommen auch ganz weiße Tiere vor. Er bewohnt die Steppen der Staaten des Rio de la Plata, lebt mit meist 5–8 Hennen in gesonderten Familiengruppen, die sich nach der Brutzeit zu Herden sammeln, ohne sich weit von ihrem Geburtsort zu entfernen. Die Nahrung besteht hauptsächlich aus Gras, Beeren, Samen und Kerbtieren. Der N. läuft ungemein schnell; seine Sinne sind scharf und seine geistigen Fähigkeiten nicht gering; er naht sich den Ansiedelungen, wenn auch vorsichtig, und mischt sich unter die Herden, meidet aber den Gaucho und den Indianer. Häufig mischt er sich den Rudeln des Steppenhirsches bei. Die Nistzeit fällt in den Dezember; der Hahn füttert eine Mulde im Boden notdürftig mit Gras aus und sammelt die von den Hennen in die Umgebung des Nestes gelegten Eier. Diese erreichen 3 cm im Durchmesser, sind gelblichweiß, grüngelb gepunktet und werden vom Männchen allein in 39 Tagen ausgebrütet, aber auch stundenlang verlassen, in der Gefahr verteidigt. Die Jungen wachsen ungemein schnell. Die Steppenbewohner genießen die Eier, das grobe Fleisch der erwachsenen Vögel und das zartere der Jungen; auch das Fett, die Halshaut und die Federn werden benutzt. In der Gefangenschaft wird der N. sehr schnell zahm und hat sich in Berlin regelmäßig fortgepflanzt. In Südamerika fängt man an, ihn zu züchten, um die Federn zu gewinnen.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.