Molche

Molche

Molche (Salamander, Salamandrina), Unterordnung der Schwanzlurche (Urodela), langgestreckte und mit langem Schwanz versehene Amphibien, die im ausgewachsenen Zustande durch Lungen atmen, an den Vorderfüßen vier, an den Hinterfüßen fünf Zehen besitzen. Man unterscheidet Lechriodonta, bei denen die seinen Gaumenzähne in Querreihen, und Mecodonta, bei denen sie in Längsreihen stehen. Letztere, zu denen unsre Wasser- und Landsalamander gehören, besitzen einen großen, breiten, mehr oder weniger flachgedrückten Kopf, schwache Beine, vierzehige Vorder-, meist fünfzehige Hinterfüße mit selten durch Schwimmhäute verbundenen, krallenlosen Zehen, einen langen, kräftigen, meist seitlich zusammengedrückten Schwanz und feuchte, schlüpfrige, mehr oder minder uneben warzige, einen scharfen, milchweißen Saft absondernde Haut, in der bewegliche Chromatophoren (s. d.) einen Farbenwechsel ermöglichen; die Männchen besitzen oft einen Rückenkamm. Sie leben an feuchten, schattigen Orten oder in seichtem Wasser, seltener in Seen und nähren sich von Insekten und Würmern. Zur Zeit der Fortpflanzung entwickelt sich bei dem Männchen ein auffallendes Hochzeitskleid (s. Tafel »Hochzeitskleider II«, Fig. 8 u. 9). Eine wirkliche Begattung findet nicht statt; nach mancherlei Liebesspielen setzt das Männchen Spermatophoren ab, deren Samenmasse vom Weibchen in aktiver Weise in die Kloake aufgenommen wird. Die Weibchen der Wassersalamander befestigen die befruchteten Eier im Wasser an Pflanzenblättern. Bei dem Landsalamander (Salamandra maculosa) entwickeln sich die Embryonen im Mutterleib, werden aber auch ins Wasser abgesetzt und verlassen dies erst nach vollendeter Metamorphose. Dagegen können diekiemenlosen Jungen des schwarzen Bergmolches der Alpen (S. atra) nach der Geburt direkt am Lande leben. Die M. sind ungemein zählebig und besitzen ein großes Regenerationsvermögen, indem sie verloren gegangene Körperteile, wie z. B. die Extremitäten, neu bilden. Sie finden sich fast ausschließlich in den nördlichen gemäßigten Regionen. Zu den Lechriodonten gehören der Axolotl (Amblystoma mexicanum), der in Italien vorkommende Spelerpes und der nordamerikanische Batrachoseps. Zu den Erdmolchen gehört der Feuersalamander (Landsalamander, Salamandra maculosa Laur., s. Tafel »Schwanzlurche II«, Fig. 7), 12–17 cm lang, schwarz mit unregelmäßigen, großen, goldgelben Flecken und stark entwickelten Drüsen, in Europa, Nordafrika und Vorderasien, besonders in feuchten Tälern und Wäldern, kriecht langsam und schwerfällig, erscheint bei Tage nur nach einem Regen, sucht nachts Schnecken, Würmer etc. und spritzt zu seiner Verteidigung einen milchweißen Saft aus, der auf Schleimhäute reizend wirkt, auch kleinere Tiere tötet. Der Saft enthält giftiges Salamandrin (s. Hautgifte). Der Feuersalamander war seit dem Altertum Gegenstand vieler Fabeleien; man hielt ihn für äußerst giftig, glaubte, daß er das Feuer lösche, und die Alchimisten benutzten ihn beim Goldmachen. In der Gefangenschaft hält er sehr gut aus. Er wird durch Kochsalz schnell getötet. Das Weibchen legt 30 bis 50 und mehr Eier ins Wasser, am liebsten in kaltes Quellwasser, worauf die Embryos alsbald ausschlüpfen. Die Jungen verlassen im August oder September das Wasser und halten sich in den ersten Jahren sehr verborgen. In den Alpen lebt der sehr ähnliche, aber kleinere ungefleckte, schwarze Salamander (Alpen-, Bergsalamander, S. atra Laur. Tafel, Fig. 8), der stets nur zwei Junge zur Welt bringt, indem in jedem Eigang sämtliche Eier bis auf eius zusammenfließen und dem Keimling zur Nahrung dienen. Die Embryos verlieren die Kiemen noch im Mutterleib, vorzeitig herausgeschnitten leben sie mit Kiemen monatelang im Wasser. Der Rippenmolch (Pleurodeles Waltlii Mich., Tafel, Fig. 5), 18–23 cm lang, besitzt 56 Wirbel, von denen 14 Rippen tragen, die in scharfe Spitzen enden und mit diesen die großen hornigen Höcker an den Körperseiten durchbohren. Er bewohnt Südwestspanien, Portugal und Marokko, lebt wohl beständig im Wasser und findet sich häufig in Zisternen. Der Brillensalamander (Salamandrina perspicillata Say, Tafel, Fig. 6), 8–10 cm lang, mit fast drehrundem, zugespitztem Schwanz, mattschwarz, mit gelbrötlicher Brillenzeichnung über den Augen, weißem Kehlfleck, lichter Unterseite in der Aftergegend, an der Innenseite der Beine und der Unterhälfte des Schwanzes karminrot. Er bewohnt die Küste Nord- und Mittelitaliens und Sardinien und lebt nur zur Laichzeit im Wasser. Von den Wassermolchen (Molge Merr., Triton Laur.), deren Männchen in der Brunstzeit einen Rückenkamm besitzen und ein prachtvolles Hochzeitskleid anlegen (s. Tafel »Hochzeitskleider II«, Fig. 8 u. 9), sind bei uns häufig: der Kammolch (M. cristata Laur. s. Tafel »Schwanzlurche II«, Fig. 2, 3 u. 4), 13–17 cm lang, oberseits schwärzlich olivenbraun, schwarz und weiß gefleckt, unterseits gelb, schwarz gefleckt; im Hochzeitskleid mit gezacktem Kamm, unterseits orangerot, an der Seite des Schwanzes mit weißbläulichen, perlmutterfarbenen Streifen, an der Kehle mit weißen Wärzchen; der Feuermolch (M. ignea Schn.), 10 cm lang, oberseits schieferblau, dunkelbraun, an den Seiten schwarz gefleckt, unterseits orangerot; im Hochzeitskleid mitungezacktem, weißgelblichem, schwarz quergestreiftem Kamm, unterseits feuerrot, an den Schwanzseiten mit bläulichweißen Flecken. Der Streifen-o der Gartenmolch (M. vulgaris Merr., Tafel, Fig. 1), 7–8 cm lang, mit am Ende zugespitztem, fast fadenartigem Schwanz, oberseits olivengrün oder braun, an den Seiten weißgelblich, unterseits orangegelb, überall schwarz gefleckt; im Hochzeitskleid mit ganz besonders hohem Kamm, weiß punktiert, auf der Bauchmitte orange und mit perlmutterblauem Streifen am Schwanz. Alle drei Arten finden sich in Mitteleuropa und Vorderasien. Sie leben in klarem, nicht schnell fließendem Wasser, das sie auf längere oder kürzere Zeit verlassen, überwintern gesellig am Land unter Steinen und Baumwurzeln und bleiben nur in quellenreichen Teichen auch den Winter über. Sie ertragen lange Trockenheit und große Kälte, nähren sich von Insekten, Schnecken, Würmern und besitzen ein erstaunliches Reproduktionsvermögen, indem sie alle Glieder, auch die Kinnladen und die Augen, in kurzer Zeit und vollkommen wieder ersetzen. In der Paarungszeit rufen sie nach Art der Unken. Bisweilen finden sich die Kiemen noch an geschlechtsreifen Exemplaren. Gefangene Tritonen sind sehr leicht zu erhalten. Vgl. Strauch, Revision der Salamandridengattungen (Petersb. 1870); Latreille, Histoire naturelle des Salamandres de France (Par. 1800); Rusconi, Histoire naturelle, développement et métamorphose de la Salamandre terrestre (Pavia 1854).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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