Metamorphōse

Metamorphōse

Metamorphōse (griech.), Umgestaltung, Verwandlung, besonders in der antiken Mythologie, von Menschen in Tiere, Bäume, Quellen etc. Zahlreiche Sagen dieser Art hat Ovid dichterisch behandelt. – In der Zoologie versteht man unter M. die Verwandlung, die ein junges Tier durchmacht, ehe es die Form des Erwachsenen annimmt (vgl. auch Entwickelungsgeschichte). Manche Tiere gehen aus dem Ei bereits vollendet hervor, erleiden also keine M.; viele jedoch sind zunächst den Erwachsenen unähnlich (sogen. Larven, z. B. Raupen der Schmetterlinge, Maden der Fliegen, Kaulquappen der Frösche) und erlangen erst allmählich die endgültige Gestalt des geschlechtsreifen Tieres. Allgemein bekannt ist die M. der Insekten, bei denen man eine vollständige (eine oder mehrere Larven, Puppe und Geschlechtstier oder Imago) und eine unvollständige M. (mehrere nur wenig voneinander und von der Imago verschiedene Larvenformen) unterscheidet. Bei der M. werden überflüssig gewordene Teile abgeworfen oder andre bis dahin untätige treten in Wirksamkeit (vgl. Insekten, S. 862). Regressive oder rückschreitende M. findet statt, wenn ein Tier, das in seiner Jugend auf höherer Organisationsstufe steht, nach und nach bei den Verwandlungen herabsinkt, also z. B. aus einem frei umherschwimmenden zu einem festgewachsenen Tier ohne Gliedmaßen wird. Dies ist häufig bei den Schmarotzern unter den niedern Tieren, von denen manche durch Parasitismus bis zu einem einfachen Sack voller Eier und Samen reduziert sind (vgl. Schmarotzer). – In der Botanik ist der Begriff der M. durch Goethe (»Über die M. der Pflanze«, 1790) eingeführt worden. An die Tatsache, daß die Mannigfaltigkeit der Pflanzenorgane sich auf wenige Grundformen zurückführen läßt, knüpfte Goethe die Vorstellung, daß die verschiedenen Formen, in denen z. B. das Blatt als Niederblatt, Laubblatt, Hochblatt, Blütenblatt, Staubblatt etc. an der Pflanze in Erscheinung tritt, nichts andres seien als verschiedene Modifikationen des nur in der Idee existierenden Typus Blatt. Die regelmäßige Aufeinanderfolge dieser Modifikationen im Entwickelungsgang des Individuums bezeichnete er als M. Im Gegensatz zu dieser idealistischen Auffassung der M. ist in die moderne Morphologie durch Goebel der Begriff der realen M. eingeführt und experimentell begründet worden, worunter die Tatsache verstanden wird, daß aus einer Organanlage, die durch ihre Form und Stellung am Pflanzenkörper sowie durch ihre innere Beschaffenheit bestimmt, z. B. als Laubblattanlage definiert ist, unter dem Einfluß innerer oder äußerer Bedingungen ein ganz andersartiges Organ, ein Dorn, eine Ranke, eine Knospenschuppe, werden kann. Durch diese veränderte Auffassung ist die bis dahin rein formale und idealistisch-spekulative Wissenschaft der Pflanzenmorphologie der experimentellen Forschung und der Förderung auf induktivem Wege zugänglich gemacht worden. Vgl. Goebel, Vergleichende Entwickelungsgeschichte der Pflanzenorgane (in Schenks »Handbuch der Botanik«, Bd. 3, Bresl. 1884–87); Giesenhagen, Über die Forschungsrichtungen auf dem Gebiete der Pflanzenmorphologie (im »Biologischen Zentralblatt«, 1898, Bd. 18). – M. der Gesteine, s. Metamorphismus.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • MÉTAMORPHOSE — L’imaginaire de la métamorphose recouvre tous les aspects de la connaissance symbolique: les mythologies, les récits sacrés, les cultes à mystères, les contes et légendes, les folklores, les rêves, les fantasmes, les inventions littéraires, etc.… …   Encyclopédie Universelle

  • Metamorphose — Métamorphose Cette page d’homonymie répertorie les différents sujets et articles partageant un même nom …   Wikipédia en Français

  • Metamorphose — (griechisch μεταμόρφωσις (metamórphosis) = Umgestaltung, Umwandlung, Verwandlung) bezeichnet: Metamorphose (Mythologie) Metamorphose (Zoologie), das Durchlaufen verschiedener Entwicklungsstadien bei Tieren Metamorphose (Botanik), die Umbildungen… …   Deutsch Wikipedia

  • Metamorphose — «Metamorphose» Sencillo de LAREINE Publicación 18 de diciembre de 1998 Formato Disco Compacto Género(s) Pop Rock Visual kei …   Wikipedia Español

  • Métamorphose — may refer to: Métamorphose (song), a 1989 song by Amanda Lear Métamorphose (album), a 1984 album by Sortilège Métamorphose (renamer), an open source batch renamer See also Métamorphoses, an album by Jean Michel Jarre …   Wikipedia

  • métamorphosé — métamorphosé, ée (mé ta mor fô zé, zée) part. passé de métamorphoser. •   Un gland se transforme en chêne, un oeuf en oiseau ; l eau devient nuage et tonnerre ; le bois se change en feu et en cendre ; tout paraît métamorphosé dans la nature, VOLT …   Dictionnaire de la Langue Française d'Émile Littré

  • MÉTAMORPHOSE — MÉTAMORPHOSE, MÉTEMPSYCOSE.     N est il pas bien naturel que toutes les métamorphoses dont la terre est couverte aient fait imaginer dans l Orient, où on a imaginé tout, que nos âmes passaient d un corps à un autre ? un point presque… …   Dictionnaire philosophique de Voltaire

  • metamorphose — METAMORPHOSE. s. f. Changement d une forme en une autre. On ne se sert de ce mot au propre qu en parlant des changements d une forme en une autre, que les anciens Payens croyoient avoir esté faits par leurs Dieux. La Metamorphose de Daphné en… …   Dictionnaire de l'Académie française

  • Metamorphose — Sf Verwandlung, Umgestaltung per. Wortschatz fach. (18. Jh.) Entlehnung. Entlehnt aus l. metamorphōsis, dieses aus gr. metamórphōsis, zu gr. morphḗ Gestalt und gr. metá . Das Wort ist vor allem bekannt durch die Metamorphosen von Ovid, in der… …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • metamorphose — (v.) 1570s, from M.Fr. métamorphoser (16c.), from métamorphose (n.), from L. metamorphosis (see METAMORPHOSIS (Cf. metamorphosis)). Related: Metamorphosed. The Greek verb was metamorphoun …   Etymology dictionary

  • metamorphosé — Metamorphosé, [metamorphos]ée. part. Qui a changé de forme. Il veut dire au figuré, Qui a changé de moeurs. Il a renoncé au libertinage, il est tout metamorphosé …   Dictionnaire de l'Académie française

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”