Meissonier

Meissonier

Meissonier (spr. mäßonjë), Jean Louis Ernest, franz. Maler, geb. 21. Febr. 1815 in Lyon, gest. 31. Jan. 1891 in Paris, kam jung nach Paris und bildete sich im Atelier Cogniets und nach den niederländischen Gemälden im Louvre. Er war anfangs genötigt, sich mit Illustrationen zur Bibel, zu Bossuets Weltgeschichte, zum »Rasenden Roland«, zu B. de Saint-Pierres Erzählungen »Paul und Virginie« und »Die indische Hütte« seinen Unterhalt zu erwerben. Die ersten nach seinen Mustern ausgeführten Genrebilder: der kleine Bote und der Schachspieler, erschienen im Salon von 1836. Es folgten: Mönch, einen Kranken tröstend (1838), der englische Doktor (1839), der Leser (1840), die Schachpartie (1841), die seinen Namen zuerst bekannt machte und ihm eine Medaille einbrachte. Mit Vorliebe stellte er Personen aus der Zeit Ludwigs XIV. und Ludwigs XV. dar. Seine folgenden, sehr zahlreichen, aber stets mit äußerster Gewissenhaftigkeit durchgeführten Bilder bewegen sich meist in der gleichen Richtung: einer scharfen, aber kühlen Charakteristik und einer eleganten Stoffmalerei. Gelegentlich griff er auch in das Gebiet der neuern Geschichte, in die Feldzüge Napoleons I. und Napoleons III. hinüber, erzielte aber nur dann größere Wirkungen, wenn er sich auf wenige Figuren in kleinem Maßstab beschränkte. Für figurenreichere Kompositionen (z. B. die Kürassiere von 1805) sowie für Bildnisse größern Formats reichte Meissoniers Ausdrucksfähigkeit nicht aus. Seine Hauptwerke sind in chronologischer Reihenfolge: der Maler in seinem Atelier (1843), die Leibwache, junger Mann, Zeichnungen betrachtend, die Pikettpartie (1845), die Kegelspieler, die Soldaten (1848), die Bravi (1852), der Hufschmied, Maler, Musiker (1861), Napoleon I. mit seinem Stab 1814 und Napoleon III. zu Solferino (1864), Folgen eines Streites beim Spiel (1865). Auf der Pariser Weltausstellung von 1867 sah man: Vorlesung bei Diderot, der Kapitän, Kavaliere vor einem Wirtshaus, General Desaix bei der Rheinarmee, die Ordonnanz. Im Salon von 1874 erschien die Wache, 1875 Napoleon I. in der Schlacht von Friedland (New York, Metropolitanmuseum), »1807« betitelt. Auf der Weltausstellung von 1878 war er mit 16 Bildern (darunter das Bildnis Alexander Dumas' des Jüngern, der Schildermaler, das Porträt des Sergeanten, die Kegelspieler, Moreau und sein Generalstabschef Dessoles vor Hohenlinden, Vedette, Ansicht von Antibes), auf der Weltausstellung von 1889 mit 10 Bildern vertreten (darunter der Guide von der Rhein- und Moselarmee 1797, die Herberge beim Pont de Poissy, der heimkehrende Postillion). In den letzten Jahren seines Lebens hat er auch venezianische Ansichten und Architekturstücke (z. B. die Ruinen der Tuilerien) gemalt. In Deutschland befinden sich nur wenige Bilder von ihm. Der Fürst von Liechtenstein in Wien besitzt drei (der Bücherfreund, Reisegesellschaft und In der Studierstube). Meissoniers Bilder pflegten sehr hohe Preise zu erzielen (so wurde »1807« für 300,000 Frank verkauft). Nicht auf gleicher Höhe mit seiner scharfen Zeichnung und pikanten Malerei steht das geistige Element in seinen Bildern; seine Figuren zeigen keineswegs den Ausdruck tiefer, seelenvoller Empfindung, der den bessern Holländern eigen zu sein pflegt. M. malte fast nur männliche Figuren; das weibliche Element tritt ganz zurück. Er hat auch meisterhafte Aquarelle, Radierungen und Lithographien geliefert. In den letzten Jahren seines Lebens war er Präsident der Pariser Société nationale des beaux-arts. 1899 wurde ihm in Paris im Infantengarten auf dem Louvrekai ein Denkmal von Mercié errichtet. Von seinen Schülern sind sein Sohn Jean Charles M. (geb. 1848 in Paris), der ganz in der Weise seines Vaters malt, und E. Detaille zu nennen. Vgl. Claretie, Meissonier (Par. 1881); Larroumet, Meissonier, étude (das. 1893, mit Biographie von Burty); Gréard, La vie et l'œuvre de M. (das. 1896), Formentin, Ernest M. (das. 1901).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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