- Malaiische Sprache und Literatur
Malaiische Sprache und Literatur. Die malaiische Sprache, zu den Malaiisch-polynesischen Sprachen (s. d.) gehörig, ursprünglich Landessprache in einem Teile von Sumatra und auf der Halbinsel Malakka, hat sich seit der Mitte des 13. Jahrh. über einen großen Teil des Malaiischen Archipels verbreitet und ist gegenwärtig allgemeine Verkehrs- und Handelssprache für ganz Australasien (s. Malaien). Unter indischem Einfluß zur Schriftsprache ausgebildet und mit Sanskritwörtern bereichert, nahm sie seit dem Eindringen des Islams viele andre, namentlich arabische und portugiesische Bestandteile in sich auf. Die malaiische Sprache, die von etwa 4 Mill. Menschen gesprochen wird, bedient sich jetzt der arabischen Schriftzeichen; früher hatte sie eine aus der indischen abgeleitete Schrift, die in einzelnen Gegenden im Palembangschen noch gebräuchlich ist. Neuere Grammatiken lieferten Crawfurd (Lond. 1852), Roorda van Eysinga (Nieuwediep 1856), de Hollander (6. Aufl., Breda 1893), Pijnappel (Haag 1866), Favre (Par. 1876), Klinkert (Leiden 1882), Tendeloo (das. 1901 f.) und Hindorf (Küstenmalaiisch, 3. Aufl., Berl. 1904); Wörterbücher: de Wilde (Amsterd. 1841), Roorda van Eysinga (13. Aufl., Haag 1869), Crawfurd (Lond. 1852), de Wall (Batavia 1872; bearbeitet von van der Tuuk, das. 1877–84), Pijnappel (3. Aufl., Amsterd. 1884), Swettenham (Lond. 1886–87, 2 Bde.), Klinkert (Leiden 1885).
Die malaiische Literatur ist ziemlich umfangreich, vielseitig und selbständig. Unter den Werken der Kunstpoesie ist die Dichtung »Bidasari« (hrsg. von Hoëvell, Batavia 1843; von Favre, Wien 1875; von Klinkert, Leiden 1886) die berühmteste und beliebteste. Auch die meisten javanischen Dichtungen (s. Javanische Sprache und Literatur), die indische Stoffe behandeln, sind in malaiischer Bearbeitung vorhanden. Unter den romantischen Dichtungen, die nationale Stoffe behandeln, sind hervorzuheben: die Dichtung »Ken-Tambuhan« (hrsg. von de Hollander, Leiden 1856; von Klinkert, das. 1886); die Geschichte von Indra Laksana; die Geschichte des Sultans Abd ul Muluk von Ali Hadschi, Fürsten von Riouw (hrsg. von Roorda van Eysinga, Batavia 1848), dessen Spruchgedichte Netscher (das. 1854) herausgab. Eins der bedeutendsten malaiischen Literaturprodukte ist auch das »Hakijat Hang Tuwah« (übersetzt von Brandstetter in seinen »Malaio-polynesischen Forschungen«, Heft 3, Luzern 1894). Eine Erzählung im Menangkabau-Dialekt ist »Prinses Balkis« (hrsg. von Gerth van Wijk, Batavia 1881). Die weitverbreitete indische Fabelsammlung »Kalila und Dimnah« ist auch in malaiischer Bearbeitung vorhanden (hrsg. von Gonggrijp, Leiden 1876), ebenso das Pantschatantra (»Pandjatandaran«, hrsg. von van der Tuuk, das. 1866). Reich ist die Geschichte vertreten. Außer verschiedenen Werken über die Geschichte des malaiischen Volkes überhaupt gibt es Chroniken aller malaiischen Staaten, z. B. von Atschin (franz. von Dulaurier, Par. 1829), von Dschohor, Sambas und Sukadana (hrsg. von Netscher in der »Tijdschrift voor Taal-, Land-en Volkenkunde van Nederlands Indië«, Bd. 1, Batavia 1853) u. a. Die zum Teil bis ins 12. Jahrh. hinausreichenden Seerechte sind gesammelt von Raffles und dann von Dulaurier (Par. 1845). Handbücher des mohammedanischen Rechts gaben Keijzer (Haag 1835) und Meursinge (Amsterd. 1841) heraus. In neuerer Zeit lieferte der gebildete Malaie Abdullah ibn Abd ul Kadir von Malakka (gest. 1854) Reiseberichte und besonders eine merkwürdige Autobiographie. Die mohammedanisch-theologische Literatur besteht fast nur aus Übersetzungen arabischer Werke. Das Neue Testament wurde schon im 17 Jahrh. von Brouwer ins Malaiische übersetzt (Amsterd. 1668), die ganze Bibel von Leidekker und van der Vorm, daselbst 1733 (seitdem öfter; neue Ausg. von Willmet, Haarl. 1820–24, 3 Bde.). Vgl. Dulaurier, Mémoires, lettres et rapports relatifs an cours de langues malaye et javanaise (Par. 1843).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.