Pantschatantra

Pantschatantra

Pantschatantra (»das fünffache Gewebe«), indische, in fünf Bücher zerfallende Sammlung von Tierfabeln und sonstigen Erzählungen, verbunden mit großen Mengen von Sentenzen über Lebensweisheit, in vielen Fassungen vorliegend. Die einzelnen Erzählungen sind in indischer Weise in Rahmenerzählungen und vielfach noch weiter die einen in die andern eingeschaltet. Das Werk kann nicht jünger sein als das 6. Jahrh. n. Chr., wo es in das Pehlewi übersetzt wurde (s. unten); man hat Gründe für die Annahme, daß es wesentlich älter ist (hrsg. von Kosegarten, Bd. 1, Bonn 1848; Bd. 2, Greifsw. 1859; von Kielhorn und Bühler, Bombay 1868–69 und in weitern Auflagen; deutsch von Benfey, Leipz. 1859, 2 Bde., mit wichtiger Einleitung; auch von L. Fritze, das. 1884; von R. Schmidt, das. 1901). Teilweise liegt das P. dem jüngern Hitopadesa (s. d.) zugrunde. Das P. wurde unter dem persischen König Khosru Anushirvan (531–579) in das Pehlewi übersetzt. Aus dieser untergegangenen Übersetzung fließt die altsyrische (»Kalilag und Damnag«, nach den Namen zweier Schakale, die eine bedeutende Rolle spielen [Sanskrit: Karataka u. Damanaka]; hrsg. von Bickell, Leipz. 1876), alsdann die arabische von Abdallah Ibn Almokaffa (gest. um 760) u. d. T.: »Kalilah und Dimnah« (hrsg. von Silv. de Sacy, Par. 1816, und öfter im Orient; deutsch von Ph. Wolff, 2. Aufl., Stuttg. 1839, 2 Bde.). Aus dem Namen Bidbah (wohl Sanskrit Vidjâpati, »Meister des Wissens«), den hier der belehrende Philosoph trägt, ist Bidpai oder Bilpai entstanden, der apokryphe, im Westen verbreitete Verfassername des Werkes. Die arabische Übersetzung wurde die Quelle zahlreicher weiterer Übersetzungen, die das Werk durch viele Länder verbreiteten. Von den persischen Exemplaren ist die Arbeit des Husain Vaïz (gegen 1500) »Anvâr-i-Suhailî« hervorzuheben (engl. von Eastwick, Hertford 1854). Weiter ist zu erwähnen die griechische Übersetzung des Simeon Magister (»Στεϕανίτης καὶ Ἰχνηλάτης«, gegen Ende des 11. Jahrh) und die hebräische des Rabbi Joel (hrsg. mit französischer Übersetzung von Derenbourg, Par. 1881); aus dieser fließt die lateinische des Johann von Capua im 13. Jahrh. (»Directorium vitae humanae«, 1. Ausg. um 1480, dann öfter). Von den zahlreichen Übersetzungen in neuere europäische Sprachen sei nur die deutsche erwähnt, die durch den Grafen Eberhard von Württemberg veranlaßt wurde. Sie ist (zuerst wahrscheinlich 1480, dann Ulm 1483 u. öfter) gedruckt worden u. d. T.: »Buch der Byspel der alten Weisen«. Vgl. Benfeys Einleitung zu seiner Übersetzung und den Essay in seiner Zeitschrift »Orient und Occident«, Bd. 1, S. 138 ff. (Götting. 1863), sowie »Kleinere Schriften«, Bd. 2, Abt. 3, S. 42 ff. (Leipz. 1892); Max Müller, Essays, Bd. 3, S. 303 ff. (das. 1872); M. Landau, Die Quellen des Dekameron, S. 12 ff. (2. Aufl., Stuttg. 1884); Keith-Falconer, Kalilah and Dimnah (Cambr. 1885).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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