Macaulay

Macaulay

Macaulay (spr. mǟckaolĕ), Thomas Babington, Lord M. of Rothley, berühmter engl. Geschichtschreiber, geb. 25. Okt. 1800 zu Rothley Temple in der Grafschaft Leicester als Sohn eines aus Schottland stammenden Kaufmanns, gest. 28. Dez. 1859, studierte in Cambridge, ward 1826 in London Rechtsanwalt, widmete sich aber fast ausschließlich der schriftstellerischen Laufbahn. Schon auf der Universität hatten seine Gedichte: »Pompeji« (Cambridge 1819) und »Evening« (das. 1821) Preise erworben. Seine Abhandlung über Milton in der »Edinburgh Review« (1825) und andre literarische und politische Porträte, von Bacon, Machiavelli, Lord Clive, Warren Hastings, den beiden Walpole, Lord Chatham u. a., machten M. schnell in den weitesten Kreisen bekannt. Sie erschienen gesammelt zuerst ohne seine Billigung u. d. T. »Critical and miscellaneous essays« (Philad. 1841) und dann von ihm selbst als »Critical and historical essays« (Lond. 1843, 3 Bde., u. ö.; neue Ausg. 1871, 4 Bde.; deutsch von Bülau, 1852–58, 5 Bde., und von Steger, Braunschw. 1853–60, 8 Bde.) herausgegeben. Ihnen reihten sich später die »Biographical essays« (Lond. 1851) an. 1830 verschafften ihm die Whigs einen Sitz im Unterhaus, und M. spielte in den Debatten, aus denen die Reformbill hervorging, eine hervorragende Rolle. Das Ministerium Grey ernannte ihn 1832 zum Mitglied des Indischen Kontrollamts und 1834 zum Mitglied des Hohen Rats in Kalkutta, in welcher Eigenschaft M. den Entwurf eines Strafgesetzbuches verfaßte, das 1838 publiziert wurde. Nach England zurückgekehrt, wurde er 1839 wieder ins Parlament gewählt und war 1839–41 im Ministerium Melbourne Kriegsminister und nach Melbournes Rücktritt während des zweiten Peelschen Ministeriums einer der hervorragendsten Redner der Whigopposition. 1842 gab er seine »Lays of ancient Rome« heraus, altrömische Legenden in Balladenform (deutsch von Erich, Berl. 1892; von W. du Nord, Wien 1903), die sich durch dramatische Handlung, malerische Schilderungen und Kraft des Stils auszeichnen. Vom Juli 1846 bis zum Ende 1847 bekleidete M. den Posten des Generalzahlmeisters. Bei den Wahlen von 1847 verlor er jedoch seinen Sitz im Parlament und zog sich darauf von der politischen Laufbahn zurück, um sich ungestört der Ausarbeitung seiner bereits 1841 begonnenen, bis 1702 reichenden »History of England from the accession of James II.« (Lond. 1848–55, Bd. 1–4; Bd. 5, 1861; später in sechs verschiedenen Ausgaben erschienen) zu widmen, die in sechs Monaten fünf Auflagen erlebte und sogleich in mehrere Sprachen übersetzt wurde (deutsch unter andern von Bülau, Leipz. 1849–1861, 11 Bde.; von Beseler, Braunschw. 1849–62, [2 Bde.], in verschiedenen Ausgaben; von Paret, Stuttg. 1850–61, 11 Bde.). Genaue Kenntnis der Tatsachen, unübertroffenes Talent in der Schilderung von Charakteren und geschichtlichen Begebenheiten, kunstvolle Anordnung des Stoffes und volle Herrschaft über alle sprachlichen Mittel machen dies Werk zu einem klassischen der englischen Literatur. M. besaß die meisten Vorzüge eines Geschichtschreibers: Kritik, Fleiß, Methode, Phantasie, Stil, politische Reise und philosophisches Urteil. Seine Auffassung von Ereignissen und Personen wird freilich durch seinen politischen Standpunkt, den eines konsequenten Whig, beherrscht und bisweilen getrübt. Im Herbst 1848 wählte ihn die Universität Glasgow zu ihrem Lord-Rektor, eine ihm 1849 angebotene Professur in Cambridge lehnte er ab. Im Juli 1852 ward er wieder ins Unterhaus gewählt, gab aber 1856 den Sitz wieder auf. Im September 1857 wurde er als Baron M. of Rothley zum Peer ernannt. Er ward 9. Jan. 1860 im »Poetenwinkel« der Westminsterabtei feierlich beigesetzt. Die Sammlung seiner Reden (in den »Miscellaneous writings and speeches«, drei verschiedene moderne Ausgaben) wurde 1854 (deutsch von Bülau, Leipz.; von Beseler, Braunschw.) veröffentlicht. Eine Gesamtausgabe seiner Werke erschien London 1860 in 25 Bänden; neuere Ausgaben sind die 1866 von seiner Schwester Lady Trevelyan besorgte in 8 Bänden, die in 18 Bänden (1880) und die letzte Ausgabe in drei Formen: in 16, in 8 und in 12 Bänden (1902). Vgl. F. Arnold, Public life of Lord M. (neue Ausg., Lond. 1863); Otto Trevelyan, Life and letters of Lord M. (das. 1876 u. ö., 2 Bde.; deutsch von Böttger, 2. Aufl., Jena 1883); Morison, M. (Lond. 1882); Kinkel d. jüng., M., sein Leben und sein Geschichtswerk (Basel 1879); D. H. Macgregor, Lord M. (Lond. 1901); Jebb, Macaulay (1900); G. Bülow, Thomas Babington M., ein Gedenkblatt (Schweidnitz u. Leipz. 1901).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Macaulay — Macaulay, MacAulay, or McAulay may refer to: Contents 1 Name 1.1 Surname 2 People 2.1 Surname 2.2 Gi …   Wikipedia

  • Macaulay — ist der Familienname folgender Personen: Aulay Macaulay (wirkte um 1750, genaue Lebensdaten unbekannt), Erfinder eines Stenografiesystems Catherine Macaulay (1731–1791), englische Geschichtsschreiberin und Polemikerin David Macaulay (* 1946), US… …   Deutsch Wikipedia

  • Macaulay — est le nom de famille de : (classement par ordre alphabétique du prénom) Catharine Macaulay (1731‑1791), historienne anglaise Charles Macaulay (1927 1999), acteur David Macaulay (né en 1946), écrivain Lawrence MacAulay (né en 1946), homme… …   Wikipédia en Français

  • Macaulay — Desarrollador Dave Bayer, Dan grayson y Mike Stillman. math.uiuc.edu/Macaulay2/ Información general Última versión estable 2 1.1 Febr …   Wikipedia Español

  • MacAulay — ist der Familienname folgender Personen: John Alexander MacAulay (1895–1978), kanadischer Anwalt und Präsident des kanadischen Roten Kreuzes Kenny MacAulay (* 1984), kanadischer Eishockeyspieler Siehe auch: Macaulay Macauley …   Deutsch Wikipedia

  • Macaulay —   [mə kɔːlɪ],    1) Dame (seit 1958) Emilie Rose, englische Schriftstellerin, * Rugby 1. 8. 1881, ✝ London 30. 10. 1958; griff in ihren kulturkritischen, meist satirischen Romanen Fortschrittsglauben und Kulturoptimismus der englischen… …   Universal-Lexikon

  • MACAULAY (T.) — MACAULAY THOMAS BABINGTON baron (1800 1859) Historien et homme d’État britannique. Fils d’un négociant, lui même homme de loi de formation, Macaulay a connu une brillante carrière politique dans les rangs des whigs. Membre du Conseil des Indes de …   Encyclopédie Universelle

  • Macaulay — [mə kô′lē] 1. Dame Rose 1881 1958; Eng. novelist 2. Thomas Babington [bab′iŋ tən] 1st Baron Macaulay of Rothley 1800 59; Eng. historian, essayist, & statesman …   English World dictionary

  • Macaulay [1] — Macaulay (spr. Mäckohleh), 1) Zacharias, Freund Wilberforces, welcher den ersten Abolitionistenclub bildete, vgl. Sklaverei. Er schr. mehre abolitionistische Schriften u. Abhandlungen. 2) Thom. [662] Babington, Lord M. of Rothley, Sohn des Vor.,… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Macaulay [2] — Macaulay, eine der Kermandekinsel (südliches Polynesien) …   Pierer's Universal-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”