- Lohmann
Lohmann, Theodor, deutscher Staatsbeamter, geb. 18. Okt. 1831 in Winsen an der Aller, gest. 31. Aug. 1905 in Großtabarz, studierte 1850–54 in Göttingen die Rechte, trat in den hannoverschen Justiz-, 1858 in den Verwaltungsdienst, kam 1861 als Hilfsarbeiter in das Kultusministerium und wurde 1863 Referent, als welcher er an den Vorarbeiten für die Kirchenvorstands- und Synodalordnung teilnahm. Nach der Einverleibung Hannovers wurde L. außerordentliches Mitglied des hannoverschen Landeskonsistoriums, trat 1870 zur Regierung in Minden über, kam 1871 als Hilfsarbeiter in das Ministerium für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten und wurde 1873 vortragender Rat. Als 1380 die wirtschaftliche Abteilung im Reichsamt des Innern ins Leben trat, ward L., ohne aus dem preußischen Handelsministerium auszuscheiden, vortragender Rat in jener, arbeitete die beiden ersten Entwürfe zum Unfallversicherungsgesetz und den Entwurf zum Krankenkassengesetz aus und vertrat diese Entwürfe im Volkswirtschaftsrat, im Bundesrat, dem er seit Oktober 1881 als preußischer Bevollmächtigter angehört, und im Reichstage. Seit 1890 wieder vorwiegend im preußischen Handelsministerium bei Bearbeitung der sozialpolitischen Angelegenheiten beschäftigt, war L. preußischer Delegierter auf der internationalen Arbeiterschutzkonferenz und vertrat als Bearbeiter des deutschen Arbeiterschutzgesetzes dieses im Reichstag. 1891 zum Ministerialdirektor der neuerrichteten Gewerbeabteilung im Handelsministerium und 1892 zum Unterstaatssekretär ernannt, übernahm L. zugleich den Vorsitz der königlich technischen Deputation für Gewerbe. 1899 Wirklicher Geheimer Rat geworden, erhielt er 1901 von der theologischen Fakultät in Kiel die theologische Doktorwürde; zuletzt war er auch Vorsitzender des Landesvereins für das Wohl der arbeitenden Klassen und Mitglied des Zentralausschusses für innere Mission. Er schrieb: »Kirchengesetze der evangelisch-lutherischen Kirche des vormaligen Königreichs Hannover« (Hannov. 1871, Teil 1); »Die Fabrikgesetzgebungen der Staaten des europäischen Kontinents« (Berl. 1876).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.