- Linse [3]
Linse (Erve, Linsenerve, Lens Gren. et Godr., Ervum L.), Gattung der Leguminosen, niedrige, aufrechte oder fast kletternde Kräuter mit meist zwei- bis vieljochig paarig gefiederten und dann in eine kurze Borste oder Wickelranke endenden Blättern, halbpfeilförmigen Nebenblättchen, kleinen weißlichen, auf achselständigen Blütenstielen, einzeln oder in armblütigen Trauben stehenden Blüten, zusammengedrückten, einfächerigen, ein- bis zweisamigen Hülsen und stark zusammengedrückten, linsenförmigen Samen. 5 oder 6 Arten in den Mittelmeerländern und in Westasien. Die gemeine L. (L. esculenta Mönch. E. Lens L.), aus Südeuropa und dem Orient stammend, einjährig, 15–45 cm hoch, behaart, hat meist sechspaarig gefiederte, wechselständige Blätter, längliche, gestutzte Fiedern, einfache oder geteilte Ranken, ein- bis dreiblütige Trauben, langgestielte weiße, lilafarben geäderte oder bläuliche Blüten und elliptisch-rautenförmige, zweisamige, kahle Hülsen. Man kultiviert die L. in mehreren Varietäten: die Winterlinse, in Süddeutschland als Winterfrucht gebaut, körner- und strohreich, und Sommerlinse, nämlich die gelbe, Garten- oder die Pfennig- oder Hellerlinse, mit sehr großen, mehlreichen, wohlschmeckenden Körnern; die rote französische und schwarze L., mit sehr kleinen schwarzen Körnern; die Algarobas, mit großen grauen, schwarzfleckigen Körnern. Die L. gedeiht am besten auf leichtem Kalkmergel mittlerer Qualität, verlangt besonders unkrautfreien Boden und muß auf dem Platz der Gerste hinsichtlich der Fruchtfolge kommen. In nicht ganz geeignetem Boden ist eine Schutzfrucht nötig, als die man gewöhnlich Gerste wählt (vgl. Hülsenfruchtbau). Linsenstroh ist viel besser als Erbsenstroh. Werden die in Schwaden liegenden Linsen naß, so entsteht durch Aufspringen der Hülsen großer Verlust. Linsen haben, wie alle Hülsenfrüchte, hohen Nahrungswert und sind leichter verdaulich als Erbsen. Sie werden wie diese gegessen; den Beduinen dienen sie als Brotfrucht. Sie enthalten im Mittel 25,94 Proz. Stickstoffsubstanz, 52,84 stickstofffreie Extraktstoffe, 1,93 Rohfett. 3,92 Rohfaser, 3,04 Salze, besonders Kali und Phosphorsäure, und 12,33 Proz. Wasser. Man benutzt Linsenmehl zur Herstellung von Präparaten, wie Revalenta, Ervalenta etc., auch dient es zu Umschlägen etc. Die L. war Ägyptern und Hebräern (Esaus Linsengericht) wohl bekannt, sie wurde auch unter den Trümmern Trojas, in Pfahlbauten Italiens, der Schweiz, Ungarns, Deutschlands (erst zur Eisenzeit) und Frankreichs gefunden; in Athen aß sie in der Mitte des 5. Jahrh. nur das niedere Volk. Nach Rom wurde sie in großen Mengen aus Ägypten gebracht. Cato lehrt in seiner »Landwirtschaft« Linsen säen. Über die Alpen kam sie dann nach Deutschland. Die Linsenwicke (Ervelinse) s. Vicia.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.