Fruchtfolge

Fruchtfolge

Fruchtfolge, die Reihenfolge, nach der auf den eine wirtschaftliche Einheit (Schlag, Feld im engern Sinne; s. Feldeinteilung) bildenden Grundstücken die einzelnen Früchte mit Rücksicht auf ihre gegenseitige Verträglichkeit oder Unverträglichkeit miteinander in einer gewissen Zeit (Umlauf, Turnus, Rotation, Roulance) angebaut werden. Sie läßt erkennen, in welchem Verhältnis der Marktfruchtbau zu dem Futterpflanzenbau steht, nach dem sich wieder die Menge und Art der zu ernährenden Zug- und Nutztiere, der Bedarf an Dünger, an menschlichen Arbeitskräften, an Gebäuderaum, an Geräten und an umlaufendem Betriebskapital richtet. Allgemeine Regel für die F. ist, jede Pflanze so zu stellen, daß sie von der Vorgängerin (Vorfrucht) die möglichst günstigen Bedingungen vorfindet und der Nachfrucht das Feld in dem für diese besten Zustand hinterläßt. Als weitere Momente kommen in Betracht: 1) die Auswahl der auf Grund der vorliegenden Boden- und klimatischen Verhältnisse anzubauenden Kulturpflanzen. 2) Früchte, die miteinander nicht verträglich sind, wie tiefwurzelnde Pflanzen, z. B. Rüben, Klee (s. Bodenmüdigkeit), dürfen nicht zu schnell aufeinander folgen und sollen mit flachwurzelnden Pflanzen, die andre Ansprüche an Boden und Düngung stellen, abwechseln (Pflanzenwechsel, Fruchtwechsel). 3) Stickstoffsammelnde Pflanzen sollen mit stickstoffzehrenden Pflanzen abwechseln, um das Bodennährstoffkapital durch Heranziehung des atmosphärischen Stickstoffes möglichst nutzbar zu machen. Desgleichen sollen Pflanzen, die, wie Getreide, die physikalischen Eigenschaften des Bodens ungünstig beeinflussen, abwechseln mit Pflanzen, die, wie Hackfrüchte, Kleepflanzen, auf die Bodenbeschaffenheit günstig einwirken. 4) Die Aufeinanderfolge der Pflanzen ist derart zu verteilen, daß die Kulturarbeiten, für welche menschliche oder tierische Arbeitskraft erforderlich ist, sich möglichst gleichmäßig über das ganze Jahr verteilen. Es werden sich damit gleichzeitig die Kosten der Entlohnung der Arbeiter gleichmäßiger verteilen. 5) Bei der Reihenfolge der Pflanzen ist Rücksicht darauf zu nehmen, daß zur zweckentsprechenden Fütterung der Zug- und Nutztiere rechtzeitig die erforderlichen Futterstoffe zur Verfügung stehen. 6) Durch sachgemäßen Wechsel der Pflanzen soll Verbreitung von Pflanzenkrankheiten und Pflanzenfeinden sowie Verunkrautung eingeschränkt werden. – Bestehen auf einem Landgute große Unterschiede in der Beschaffenheit von Boden und Lage, insbes. mit Rücksicht auf die Entfernung vom Wirtschaftshofe, so ist die Ausstellung von mehr als einer F. geboten, und zwar wird auf den Feldern in der Nähe des Wirtschaftshofes eine anstrengendere F. (Hauptrotation, Binnenschläge) zu wählen sein, während auf den entfernt gelegenen Grundstücken (Außenschläge, Lehden) schonendere F. einzuhalten ist. Ist der Boden nur z. T. für den Anbau einer bestimmten Pflanze, z. B. Zuckerrüben, Luzerne, Raps u. dgl., geeignet, so sind diese in eine besondere Rüben-, Raps-, Kleerotation auszuscheiden und für sich zu bewirtschaften.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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