Leo [5]

Leo [5]

Leo, 1) Leonardo, Komponist, geb. 1694 in Neapel, gest. daselbst 1756, Schüler von Al. Scarlatti und Fago in Neapel und Pitoni in Rom, lebte dann von 1717 bis zu seinem Tod als Kirchenkapellmeister und Direktor des Konservatoriums Sant' Onofrio in seiner Vaterstadt. L. war einer der vorzüglichsten Meister der neapolitanischen Schule, aber nicht nur als Opernkomponist (er schrieb 1714–48 gegen 60 Opern), sondern auch als Kirchenkomponist (Messen, Magnifikats, Motetten etc.; besonders berühmt ist sein achtstimmiges Miserere, das oft neu gedruckt ist). Auch schrieb er Oratorien, Cellokonzerte, Orgelfugen und sehr geschätzte Solfeggien.

2) Heinrich, deutscher Geschichtschreiber, geb. 19. März 1799 in Rudolstadt, gest. 24. April 1878 in Halle, studierte seit 1816 in Breslau Medizin, dann auf den Rat des Turnvaters Jahn und Göttlings seit 1817 in Jena Philologie und beteiligte sich hier eifrig an allen Angelegenheiten der Burschenschaft; bei dem Wartburgfest trug er barhäuptig die deutsche Fahne von Jena bis Eisenach. Nach Göttingen übersiedelnd, begann er das Studium des Mittelalters und habilitierte sich mit der Abhandlung: »Über die Verfassung der lombardischen Städte« (Rudolst. 1820) in Erlangen. Hier brach er seine Beziehungen zur Burschenschaft plötzlich ab und ward Gegner der sogen. demagogischen Partei. Um die Geschichte der italienischen Städte im Mittelalter zu studieren, lebte L., von der Fürstin von Schwarzburg-Rudolstadt unterstützt, von 1823–24 in Italien. Nach seiner Rückkehr habilitierte er sich in Berlin für Geschichte, gab seine »Entwickelung der Verfassung der lombardischen Städte« (Hamb. 1824) heraus, lehnte einen Ruf nach Dorpat ab und wurde außerordentlicher Professor. 1827 gab er plötzlich seine Stellung in Berlin auf und begab sich nach seiner Heimat, übernahm aber 1828 wieder eine außerordentliche Professur der Geschichte in Halle und wurde 1830 dort ordentlicher Professor. Wie in seinen politischen Ansichten, so vollzog sich auch in seinen religiösen ein völliger Umschwung. Während die »Vorlesungen über die Geschichte des jüdischen Staates« (Berl. 1828) rationalistisch gefärbt waren, trat in seinem »Lehrbuch der Geschichte des Mittelalters« (Halle 1830, 2 Tle.) der ihn mehr und mehr beherrschende Geist des religiösen Obskurantismus und der politischen Reaktion bereits deutlich hervor. Weniger tendenziös sind: »Zwölf Bücher niederländischer Geschichten« (Halle 1832–35, 2 Bde.) und »Geschichte der italienischen Staaten« (Hamb. 1829–30, 5 Bde.). Seine Polemik gegen die neue Zeit eröffnete er (abgesehen von zahlreichen Aufsätzen für das »Berliner politische Wochenblatt«, die »Evangelische Kirchenzeitung« und das »Hallesche Wochenblatt«, das er durch seine drastischen, derb witzigen Ausfälle gegen den herrschenden Zeitgeist berühmt machte) mit seinen »Studien und Skizzen zu einer Naturgeschichte des Staats« (Halle 1833) und den Streitschriften: »Herr Dr. Diesterweg und die deutschen Universitäten« (Leipz. 1836), »Die Hegelingen« (Halle 1838, 2. Aufl. 1839, gegen A. Ruge und dessen »Jahrbücher« gerichtet), »Sendschreiben an J. Görres« (das. 1838) und »Signatura temporis« (das. 1849). In dem »Lehrbuch der Universalgeschichte« (Halle 1835–44, 6 Bde.; 3. Aufl. 1849–56), dem »Leitfaden für den Unterricht in der Universalgeschichte« (das. 1838–40, 4 Bde.) und den »Vorlesungen über die Geschichte des deutschen Volks und Reichs« (Bd. 1–5, das. 1854–1867) vertrat er seine reaktionären politischen und kirchlichen Anschauungen. Nach 1850 übte er als Mitarbeiter der »Kreuzzeitung« nicht unbedeutenden Einfluß, bekämpfte alle deutschen Einheitsbestrebungen und beteiligte sich auch an Verhandlungen der strengen Lutheraner über eine Vereinigung mit der katholischen Kirche. Am 20. Nov. 1863 zum lebenslänglichen Mitgliede des Herrenhauses ernannt, trat er nur selten als Redner auf und zog sich schließlich vor der siegreichen Gewalt der Ereignisse resigniert vom öffentlichen Leben zurück. Leos Leistungen im Gebiet der altgermanischen Sprache: »Altsächsische und angelsächsische Sprachproben« (Halle 1838), »Beowulf« (das. 1839), die »Rectitudines singularum personarum« (das. 1842), die »Malbergische Glosse« (das. 1842–45,2 Hefte) und die »Ferienschriften« (das. 1847–52,2 Hefte), die Frucht seiner Studien über keltische Sprache und keltisches Altertum, sind schätzenswerte Beiträge zur Literaturgeschichte. Zuletzt veröffentlichte er ein »Angelsächsisches Glossar« (Halle 1872–77, 2 Bde.). Nach seinem Tod erschien: »Aus meiner Jugendzeit« (Gotha 1880), eine durch ihre anschauliche Schilderung des damaligen Universitätslebens und ihre rücksichtslose Wahrheitsliebe ausgezeichnete Selbstbiographie, die bis 1822 reicht.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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