Lathўrus

Lathўrus

Lathўrus L. (Platterbse), Gattung der Leguminosen, niedrige oder mit Hilfe von Wickelranken hochkletternde Kräuter mit paarig gefiederten Blättern, meist wenigjochigen Blättchen, selten mit auf die Nebenblätter reduzierten Blättern und dann bisweilen als Phyllodium entwickeltem Blattstiel, in eine Wickelranke oder Borste umgewandelten, sehr selten ausgebildeten Endblättchen, auf achselständigen, verlängerten Stielen einzeln oder traubig stehenden Blüten, an der Spitze breitem und platt gedrücktem Griffel (daher der Name), zusammengedrückten oder fast stielrunden, wenig- oder vielsamigen Hülsen und kugeligen, kantigen, seltener zusammengedrückten Samen. Über 100 Arten, hauptsächlich auf der nördlichen Halbkugel, wenige auf den Gebirgen des tropischen Afrika und in Südamerika. L. sativus L. (deutsche Kicher, Kicherling, Saatplatterbse, weiße Erve, spanische Linse oder Wicke, s. Tafel »Futterpflanzen I«, Fig. 6) ist ein Sommergewächs in Südeuropa, 30–60 cm hoch, mit einpaarigen Fiederblättern, in drei Ranken auslaufenden Blattstielen, pfeilförmigen Nebenblättchen, einzeln stehenden, lang gestielten, großen, weißen, roten und violetten Blüten und 4 cm langen, zusammengedrückten, am obern konvexen Rande zweiflügeligen Hülsen, die 2–3 ziemlich große, unförmlich eckige, gelbweiße, rot- und violettbräunliche Samen enthalten. Man baut den Kicherling in Deutschland wenig, häufiger in Südeuropa, z. B. allgemein in Rumänien; er gedeiht auf trocknem, dürrem Boden und liefert nahrhaftes Grünfutter (vgl. Futterbau); die Samen werden unreif und reif wie Erbsen gegessen, sind aber weniger wohlschmeckend. L. pratensis L. (gelbe Wiesenwicke), ausdauernd, mit ungeflügelten Stengeln, vier- bis achtblütigen Blütenstengeln und gelben Blumen, findet sich auf frischem Wiesengrund und gilt als ein Zeichen der Wiesen von höherer Qualität. Wenn sie in größern Massen auftritt, schadet sie dem Gras wuchs. Sie liefert eine große Menge guten Futters, das wegen seiner Bitterkeit im grünen Zustand vom Vieh nicht gern genommen wird, aber als Heu sehr schmackhaft und kräftig ist. L. palustris L. (Sumpfplatterbse), ausdauernd, mit geflügeltem Stengel, flügellosen Battstielen, zwei- bis dreipaarigen Blättern, länglich-lanzettlichen Blättchen, reichblütigen Trauben und blauen Blüten. Sie besitzt einen viel dünnern Stengel und zartere Blätter als die Waldplatterbse und liefert daher ein feineres Futter, das vom Vieh gern gefressen wird, weil es nicht den unangenehmen Bitterstoff der Waldplatterbse enthält. Sie wächst auf feuchten, moorigen Wiesen, wo sonst verhältnismäßig wenig Futterpflanzen gedeihen. L. tuberosus L. (Erdnuß, Ackernuß, Erdmandel, Saubrot, Erdeichel, s. Tafel »Nahrungspflanzen I«, Fig. 3), ausdauernd, mit 30–60 cm hohem Stengel, einpaarigen Fiederblättern, 3–6 großen, rosenroten, wohlriechenden Blüten auf langen Blütenstielen, wächst in etwas bindigem, kalkhaltigem Boden, besonders unter Getreide, und entwickelt an den Wurzeln haselnußgroße, außen schwarze, innen weiße Knollen, die süßlich schmecken, besonders nach dem Kochen in Salzwasser wohlschmeckend (der echten Kastanie ähnlich) sind und einen rosenartig riechenden flüchtigen Stoff enthalten. Sie sind besonders bei den Tataren beliebt. Schweine wühlen auf dem Acker die tief liegenden Knollen aus. Die Pflanze ist dem Getreide nicht hinderlich, besitzt hohen Futterwert und wird daher auf Getreidefeldern nicht ungern gesehen. L. silvestris L. (Waldplatterbse), Staude mit kletterndem, ästigem Stengel, lanzettlichen, lang zugespitzten Blättern, roten Blüten in 4–12 blütigen Trauben und flach runzeligen Samen, wächst in Deutschland an Waldrändern und in Hecken. Sie eignet sich als Futterkraut zum Anbau auf steinigem, grobem und dürrem Boden durch ihr stark entwickeltes Wurzelsystem und ihre große Fähigkeit, die Gesteine zu zersetzen. Die Pflanze treibt um 8–14 Tage früher als die Luzerne aus und ist gegen Spätfröste unempfindlich. Das Heu enthält 25,44 Proz. Protein und 20,19 Proz. Holzfaser. Den höchsten Ertrag erreicht sie nach drei Jahren und liefert dann 100 dz Heu pro Hektar. Sie kann grün verfüttert werden oder auf Kleereitern zu Heu getrocknet oder auch ensiliert werden. Die Knollen von L. montanus Bernh. werden in Hochschottland getrocknet und wegen ihres kastanienartigen süßen Geschmacks als Proviant auf Reisen benutzt. Aus frischen Knollen bereitet man mit Wasser und Hefe ein wohlschmeckendes geistiges Getränk. Über L. amphicarpus s. Tafel »Erdfrüchtler«, Fig. 1, mit Text. L. odoratus L. (Gartenwicke, spanische Wicke), einjährig, mit einpaarigen Fiederblättern, zwei- bis dreiblumigen Stilen, rot und violetten oder rot und weißen, wohlriechenden Blüten; L. tingitanus L. (afrikanische Wicke), ebenfalls einjährig, mit einpaarigen Fiederblättern und einfarbigen, roten oder blauen Blüten, auch die ausdauernde L. latifolius L. (Bukettwicke), mit großen, purpurrosenroten Blüten, und die ebenfalls ausdauernde L. grandiflorus L. mit schwach wohlriechenden, purpurroten Blüten, beide aus Südeuropa, werden in mehreren Varietäten als Zierpflanzen kultiviert. Vgl. Mayerhofer, Anleitung zum Anbau der neuen Futterpflanze L. silvestris (20. Aufl., Münch. 1894); Andrä, Die Waldplatterbse (Berl. 1902).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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  • lath — lath; lath·er·er; lath·ery; lath·ing; lath·raea; lath·ri·di·idae; lath·y·rism; lath·y·rus; lath·y·rit·ic; lath·y·ro·gen; coun·ter·lath; lath·er; lath·y·ro·gen·ic; …   English syllables

  • rus — ableph·a·rus; ac·an·thu·rus; ac·a·rus; ac·o·rus; ae·gag·rus; ae·lu·rus; aeto·sau·rus; ag·ri·o·choe·rus; ai·gi·a·lo·sau·rus; ai·lu·rus; alep·i·sau·rus; alop·e·cu·rus; am·ei·u·rus; am·i·u·rus; anom·a·lu·rus; an·thra·co·sau·rus; ap·a·to·sau·rus;… …   English syllables

  • Lathyrus — Lathўrus L., Platterbse, Pflanzengattg. der Leguminosen, krautige, meist kletternde Gewächse der nördl. gemäßigten Zone. L. pratensis L. (Wiesenplatterbse), gutes Futterkraut; L. satīvus L. (Acker oder Gemüseplatterbse, Kicherling), mit eßbaren,… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • latirismo — ► sustantivo masculino MEDICINA Intoxicación producida por alimentos que contienen harina de altramuz y que se manifiesta por parálisis en las piernas. * * * latirismo (del lat. «lathўrus satīvus», nombre de la almorta) m. Med. Trastorno… …   Enciclopedia Universal

  • latiro — là·ti·ro s.m. TS bot. pianta del genere Latiro, diffusa nelle regioni temperate boreali, con frutti a legume lunghi e lineari e fiori peduncolati di vario colore in racemi | con iniz. maiusc., genere della famiglia delle Papilionacee {{line}}… …   Dizionario italiano

  • Lathyrus — Lath·y·rus (lathґə rəs) [Gr. lathyros chickling vetch] a genus of plants of the family Leguminosae. It includes varieties of peas, as well as herbs used as forage for livestock; excessive consumption of some species causes lathyrism …   Medical dictionary

  • lathyrus — lath·y·rus …   English syllables

  • y — ac·an·thol·y·sis; ac·e·tol·y·sis; acet·y·lase; acet·y·late; acet·y·la·tion; acet·y·la·tor; acet·y·le·na·tion; acet·y·lene; acet·y·le·nic; acet·y·le·nyl; acet·y·lide; acet·y·li·za·tion; acet·y·liz·er; ace·tyl·sa·lic·y·late; achlam·y·date;… …   English syllables

  • ro — neu·ro·anatomic; neu·ro·anatomist; neu·ro·anatomy; neu·ro·bio·tac·tic; neu·ro·bio·taxis; neu·ro·blast; neu·ro·blas·to·ma; neu·ro·canal; neu·ro·central; neu·ro·centrum; neu·ro·chondrite; neu·ro·chord; neu·ro·circulatory; neu·ro·coele;… …   English syllables

  • Bulgaria — /bul gair ee euh, bool /, n. a republic in SE Europe. 8,652,745; 42,800 sq. mi. (110,850 sq. km). Cap.: Sofia. * * * Bulgaria Introduction Bulgaria Background: The Bulgars, a Central Asian Turkic tribe, merged with the local Slavic inhabitants in …   Universalium

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