Kykladen

Kykladen

Kykladen, Inselgruppe im Ägäischen Meer (s. Karte »Griechenland«), die den Alten wie im Kreis um das heilige Eiland Delos gelagert erschien und daher K. (»Ringinseln«) genannt wurde, während die außerhalb des Kreises gelegene Gruppe Sporaden (»zerstreute Inseln«) hieß. Gegenwärtig bilden die 211 zu Griechenland gehörigen Inseln einen besondern Nomos des Königreichs, der in sieben Eparchien (Andros, Tinos, Syros, Kea, Milos, Naxos, Thira) zerfällt, mit einem Gesamtareal von 2695 qkm und (1896) 134,747 Einw. (davon 66,927 männliche, 67,820 weibliche) oder 50 Einw. auf 1 qkm, also im Vergleich zum Festland dicht bevölkert, ja übervölkert, was eine starke Auswanderung zur Folge hat. Hauptplatz und Verkehrsmittelpunkt war im Altertum Delos; jetzt ist es Hermupolis auf Syra, das aber immer mehr von Piräeus überflügelt wird. Die K. erheben sich auf einem unterseeischen Plateau, das, an Attika und Euböa sich anschließend, nicht unter 500 m Tiefe sinkt, aber nach S. und O. steil zu großen Meerestiefen abstürzt. Die K. bestehen überwiegend aus Gneisen und kristallinischen Schiefern mit ziemlich mächtigen Einlagerungen von kristallinischem Kalk (Marmor). Schichtgesteine treten sehr zurück, dagegen setzen jungvulkanische Gesteine den größten Teil der Inseln Milos und Santorin zusammen. Heiße Quellen und Erdbeben sind häufig, aber vulkanische Tätigkeit findet sich nur noch auf Santorin. Die K. bilden die zertrümmerten Reste eines nach Ostwest streichenden Gebirges, das noch im mittlern Tertiär Griechenland mit Kleinasien verband. Das Klima erhellt aus folgenden Angaben:

Tabelle

Wegen ihrer Fruchtbarkeit und ihres milden Klimas nannte sie das Altertum die »Perlen von Hellas«, aber schon in der spätern Römerzeit hatte diese Bezeichnung nicht mehr die alte Geltung, obwohl die K. noch heute zu den wertvollsten Teilen Griechenlands gehören. Jetzt sind viele Inseln wasserarm, kahl und verbrannt. Dauernde Flüsse haben nur die höchsten und größten, weshalb Windmühlen eine charakteristische Erscheinung sind. Dennoch liefern sie bei sorgfältigem Bodenbau in den geschützten Tälern noch immer Wein, Öl, Baumwolle, Seide, Südfrüchte (Naxos erzeugt die besten Apfelsinen, Andros die besten Zitronen), Honig etc., und auch die Viehzucht (vor allem Kleinvieh, ferner Schweine, Rinder und Maultiere) ist bedeutend. Die brennende Hitze des Sommers wird durch die Seewinde gemildert, und ziehendes Federwild (Wachteln, Rebhühner etc.) rastet, zum Gewinn der Bewohner, in großer Anzahl noch heute auf den Inseln wie im Altertum. Die Bevölkerung, die in ihrer Abstammung von den Griechen unvermischter geblieben ist als die Bewohner des Festlandes, treibt Fischerei und lebhaften Handel, der durch die vielen trefflichen Häfen und die zentrale Lage der Inseln begünstigt wird. Auch Industrie, besonders Schiffbau, steht in Blüte. An Bodenschätzen sind die K. nicht arm. Berühmt ist der Marmor von Paros und der Schmirgel von Naxos. Ferner finden sich Eisenerze, Mangan-, zink- und silberhaltige Bleierze, dazu Schwefel, Bimsstein etc. Man teilt die K. ihrer Lage nach in: östliche, westliche und mittlere K. und eine westliche Seitengruppe. Die bedeutendsten unter den östlichen, die als insulare Fortsetzungen der Gebirge von Euböa betrachtet werden, sind: Andros, Tinos (Tenos), Mykonos, Mikra und Megali Dilos (Delos und Rhenäa), Naxia (Naxos), Amurgo (Amorgos); unter den westlichen, den Fortsetzungen der Gebirge von Attika: Kea oder Tsia (Keos), Thermia (Kythnos), Seriphos, Siphenos (Siphnos), Sikinos, Santorin (Thera). Zur mittlern Reihe gehören: Giura (Gyaros), Syra (Syros), Paros, Antiparos (Oliaros), Nio (Jos), Anaphi (Anaphe); zur westlichen Seitengruppe: Milos (Melos), Kimolos oder Argentiera, Polykandros (Pholegandros). Die größte und zugleich höchste Insel der K. ist Naxos (Oziá 1003 m). Alle von einer selbständigen Gemeinde bewohnten Inseln werden wöchentlich einmal von einem Dampfer angelaufen und haben unter sich telegraphische oder telephonische Verbindung. Über die Geschichte der K. s. Archipelagus und die einzelnen Inseln. Vgl. Philippson, Beiträge zur Kenntnis der griechischen Inselwelt (Ergänzungsheft 134 zu »Petermanns Mitteilungen«, Gotha 1901).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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