- Kuro-Siwo
Kuro-Siwo (japan., »schwarzer Strom«, wegen seiner tiefblauen Farbe), Meeresströmung des Pazifischen Ozeans, entsteht, dem Golfstrom des Atlantischen Ozeans vielfach entsprechend, zwischen Luzon und Formosa nördlich vom 20.° nördl. Br., fließt von hier auf der Ostseite von Formosa nordwärts bis zum 30. Breitengrad, wo eine Gabelung eintritt, indem der Hauptstrom sich ostwärts durch die Bandiemenstraße wendet und die Südostseiten der großen japanischen Inseln Kiusiu, Sikoku und Hondo der Reihe nach bestreicht, während ein kleiner Arm die nördliche Richtung beibehält, den Westen von Kiusiu umspült und durch die Koreastraße in das Japanische Meer eintritt. Diese letztere Strömung fließt durch die Osthälfte des Japanischen Meeres von SW. nach NO. und tritt durch die Tsugarustraße, aber auch durch die Lapérousestraße wieder in den Stillen Ozean über, worauf sie sich im südlichen Teil des Ochotskischen Meeres verliert; gerade diese Abzweigung des K. ist wichtig, da ihre vergleichsweise hohe Temperatur eine zweifellose klimatische Begünstigung der Nordwestküsten der japanischen Inseln gegenüber der benachteiligten sibirischen Küste bedingt. Der Hauptstrom des K. fließt von Japan aus etwa auf der geographischen Breite von Yokohama quer über den offenen Stillen Ozean ostwärts, hat hier aber nur noch sehr geringe Geschwindigkeit. Bis in das Beringmeer dringt der K. nicht, wohl aber reicht seine Trift, freilich ganz abgekühltes Wasser führend, bis zur Westküste von Nordamerika. An der nördlichen Grenze des Stromes belästigen ausgebreitete Nebel die Schiffahrt in hohem Maß. Auf der asiatischen Seite ist scharfe Temperaturabgrenzung gegen den von N., von den Kurilen her kommenden kalten Strom (Oya-Siwo) für seine linke Grenzlinie bemerklich, während an seiner rechten Seite ein allmählicher Übergang, oft auch ein Umbiegen des Stromes nach SO. und S. stattfindet. Seine größte Schnelligkeit (2–4 Seemeilen in der Stunde) erreicht der K. zwischen der Vandiemenstraße und dem Golf von Yokohama; bisweilen wird die Strömung aber durch einen Nordostwind einen ganzen Tag zum Stillstand gebracht. Der K. führt warmes Wasser von tropischen Gegenden in höhere Breiten, man glaubte deshalb früher an eine bedeutende Einwirkung des K. auf das Klima Japans. Da aber über Japan im Winter Nordwestwinde vorherrschen, vermag die über dem warmen Hauptstrom lagernde warme Luft nicht nach Japan hineinzugelangen; anders ist es mit der obenerwähnten Abzweigung des K. im Japanischen Meer.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.