- Yokohama
Yokohama (Jokohama), bedeutendster Handelshafen Japans, unter 35°27' nördl. Br., an der Südostküste der Insel Nippon, am Südwestufer der Yokohamabai, einem westlichen Einschnitt der Tokiobai, 37 km von deren Einfahrt in der Uragastraße, durch Eisenbahn mit dem 22 km nordnordwestlich gelegenen Tokio sowie mit Hiogo-Osaka verbunden, hat eine gute Reede und ein ausgedehntes Hafenbecken, eingeschlossen von zwei Wellenbrechern mit einer durch zwei Leuchtschiffe gekennzeichneten Einfahrt, mit 600 m langem Hafendamm und Dock, doch sind die Anlagen für den heutigen Verkehr ungenügend. Ein Plan zu ihrer Vergrößerung wurde schon 1900 beschlossen und sofort in Angriff genommen. Die Arbeiten, die hauptsächlich in der Aufschüttung einer Insel im Innern des Hafens zur Aufnahme neuer Kais, Lagerhäuser etc. bestanden, wurden jedoch 1902 unterbrochen. Erst in dem Etat für 1906/07 wurden 8,180,000 Jen bewilligt, wovon die Stadt Y. 2,700,000 Jen bis zur Vollendung der Bauten, die auf 1912 angesetzt ist, zurückerstatten soll. An den breiten Kai mit kleinern Wellenbrechern, die den English Hatoba (»Hafen«) und French Hatoba, beide nur für kleine Fahrzeuge bestimmt, umgeben, schließt sich die durchaus regelmäßig angelegte Stadt, die in drei streng geschiedene Teile zerfällt.
Im östlichen befinden sich die großen europäischen Waren- und Bankhäuser, Hotels und Klubhäuser, im mittlern die Präfektur, das Stadthaus, Post- und Telegraphenamt, Zollhaus, Eisenbahndepot etc. in großen, palastartigen Gebäuden, im westlichen die eigentliche japanische Stadt mit ihren Gruppen von Häuschen, in deren Mitte sich jedesmal ein »Feuerhaus« aus dicken Lehmwänden befindet, wo bei Feuersbrünsten alle wertvolle Habe untergebracht wird. Die Stadt, die schon 1855 als unansehnliches Fischerdorf dem Fremdhandel geöffnet wurde, zählt (1903) 326,035 Einw. (von den Fremden sind etwa 3/5 Chinesen), ist Sitz eines deutschen Berufskonsuls, einer Handelskammer, des britischen Gerichtshofes für Japan, eines kaiserlichen Laboratoriums für Hygiene, von Banken und Versicherungsgesellschaften und hat mehrere Kirchen, eine englische Schule, japanische Krankenhäuser und je ein deutsches, englisches und amerikanisches Seehospiz. Als Handelsstadt nimmt Y. unter allen japanischen Plätzen die erste Stelle ein, obschon ihm Kobe lebhafte Konkurrenz macht und sogar eine erheblich größere Einfuhr, aber eine viel geringere Ausfuhr hat; 1905 betrug in Y. die Einfuhr 188,716,000, die Ausfuhr 145,585,000 Jen. Letztere besteht vornehmlich in Seide und Seidenstoffen, Tee und Kupfer, dann in Holzwaren, Porzellan, Streichhölzern, Lackwaren und Fischen. Y. ist Station zahlreicher Dampferlinien, darunter auch des Norddeutschen Lloyd (Bremen) und der Hamburg-Amerika-Linie (Hamburg), durch Aufkauf (1898) der frühern Kingsinlinie; mit Amerika ist es durch zwei Linien (San Francisco und Vancouver), mit Australieu ebenfalls durch zwei Linien verbunden (vgl. die Weltverkehrskarte bei »Dampfschiffahrt«) und ist Sitz der nationalen Nippon Yusen Kaisha und der kleinern Toyo Kisen Kaisha; 1905 liefen 924 Schiffe von 2,847,631 Ton. ein (gegen Kobe 2099 Schiffe mit 4,131,152 Ton.).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.