Üchtritz

Üchtritz

Üchtritz, 1) Friedrich von, Schriftsteller, geb. 12. Sept. 1800 in Görlitz, gest. daselbst 15. Febr. 1875, studierte in Leipzig die Rechte, wurde Referendar in Berlin, wo er bedeutende literarische Anregungen gewann, fand 1828 in Trier und 1829 in Düsseldorf amtliche Anstellung und zog sich 1863 als pensionierter Appellationsgerichtsrat in seine Vaterstadt zurück. Von seinen Dramen: »Alexander und Darius« (Berl. 1827), »Das Ehrenschwert«, »Rosamunde« (Düsseld. 1833) und »Die Babylonier in Jerusalem« (das. 1836) zeichnete sich besonders das letztere durch lyrisch glänzende Sprache und gute Charakteristik aus. Von seinen übrigen Werken sind zu nennen: »Blicke in das Düsseldorfer Kunst- und Künstlerleben« (Düsseld. 1839–41, 2 Bde.); »Ehrenspiegel des deutschen Volkes und vermischte Gedichte« (das. 1842); die Romane: »Albrecht Holm« (Berl. 1851–53, 7 Bde.), »Der Bruder der Braut« (Stuttg. 1860, 3 Bde.), »Eleazar« (Jena 1867, 3 Bde.), in denen eine reiche Stoffülle nur teilweise poetisch belebt erscheint. Vgl. »Erinnerungen an Friedrich v. U. und seine Zeit in Briefen von ihm und an ihn« (Leipz. 1884; interessant auch wegen des Briefwechsels mit Hebbel).

2) Kuno von, Bildhauer, geb. 3. Juli 1856 in Breslau, bildete sich zuerst unter Echtermeyer und Hähnel in Dresden, besuchte dann die Kunstakademie in Wien und wurde dort Schüler Viktor Tilgners, von dem er die Vorliebe für den Barock- und Rokokostil annahm, die in seinen ersten Porträtbüsten, besonders in den weiblichen, vorherrschen. Die darin bekundete Neigung zum Malerischen führte ihn später auf die Polychromie, die er, anfangs von zarter Tönung ausgehend, zuletzt zu völlig naturalistischer Bemalung steigerte. Eine in dieser Art behandelte Figur eines italienischen Pifferaro mit seinem Affen erwarb die Nationalgalerie in Berlin. Nachdem Ü. 1886 nach Berlin übergesiedelt war, wandte er sich mehr der farblosen, dekorativen und monumentalen Plastik zu. Er machte sich zuerst durch eine Reihe phantasievoll komponierter Brunnenanlagen bekannt, die er mit mythologischen Figuren, mit Idealgestalten, mit Genrefiguren und Tieren belebte, und in denen er auch einen seinen Humor entfaltete. Von diesen Brunnen sind unter anderm ein Wandbrunnen im königlichen Schloß, ein öffentlicher Brunnen in Berlin (an der Rosenthaler Straße) und der Marktbrunnen für Landsberg a. W. zur Ausführung gelangt. Für die Siegesallee in Berlin hat Ü. die Gruppe mit dem Standbilde des Kurfürsten Georg Wilhelm (1899 enthüllt) und für Breslau das Denkmal Moltkes geschaffen, dem eine auf ungesatteltem Pferd heransprengende nordische Siegesgöttin das Siegesreis darbietet, für Grimmen das Bismarckdenkmal. Von seinen übrigen Schöpfungen sind eine Reihe schlicht-realistischer Porträtstatuetten großer Männer des 19. Jahrh. (Kaiser Wilhelm I., Bismarck, Moltke), die allegorischen Gruppen: die Krone der Hort des Friedens (im preußischen Herrenhaus) und der Hubertusbrunnen am Großen Stern im Berliner Tiergarten hervorzuheben.

3) Edgar von Ü.-Steinkirch, Afrikareisender, geb. 5. April 1866 in Tyschocha, Kreis Lauban, bereiste 1889–90 Brasilien und ging 1891 im Auftrag einer deutschen Siedelungsgesellschaft nach Deutsch-Südwestafrika, wo er sich einem Zuge gegen die Herero anschloß. Im Auftrage des deutschen Kamerunkomitees übernahm er 1893 mit Passarge (s. d. 2) eine Expedition nach Adamaua und dem Tsadsee, um die deutsche Herrschaft in den Ländern am Südende des Sees zu sichern. Den Binuë aufwärts fuhr die Expedition bis Jola, bestand siegreiche Kämpfe gegen den Räuberstaat Bubandschida und erreichte als nördlichsten Punkt Marua, als der Einfall der Araber nach Bagirmi und Bornu einem weitern Vordringen ein Ziel setzte. Auf dem Rückwege vermochte Ü. noch das wichtige Sultanat Ngáumdere durch einen Schutzvertrag für Deutschland zu gewinnen. Vgl. Passarge, Adamaua (Berl. 1895).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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