Kordofan

Kordofan

Kordofan (Kordifâl), Landschaft im östlichen Afrika, erstreckt sich westlich vom Bahr el Abiad (Weißen Fluß) zwischen 12–16° nördl. Br. und 28°30'–32°30' östl. L., begrenzt im N. durch die Bajudasteppe, im O. und S. durch den Nil (Bahr el Abiad), im W. durch Dar Für und hat 108,300 qkm Fläche. K. ist eine gewellte Steppe mit schwarzem, stark tonigem Boden, deren Erhebung zwischen 600 und 800 m Meereshöhe schwankt, und auf der sich einzelne Hügelreihen aus Granit, Gneis und Quarzit bis 200 m relativ erheben. K. hat nur periodisch gefüllte Flußbetten, wie den Wadi Mokattem und Chor Abu Hable. In der Trockenzeit (November bis Mai) verdorrt das ganze Land, in der nassen Jahreszeit (Juni bis Oktober) mit einer Temperatur von bis 33° (nachts 15°) fallen 32–49 cm Regen, der indes bisweilen fast ganz ausbleibt. Der Süden, namentlich die Landschaft Tagalle, ist ziemlich gut bewässert, die Vegetation daher üppiger; im N. liefern zahlreiche Brunnen (bis 60 m tief) Wasser. Die spärlichen Holzbestände enthalten Tamarinden, Baobabbäume, Akazienarten, die Gummiarabikum liefern, Dum- und Dattelpalmen, Feigenbäume. Die Tierwelt weist Nashörner, Löwen, Leoparden, Panther, Hyänen, Schakale, Giraffen, Antilopen, Affen, Strauße etc. auf. Die Bevölkerung besteht aus Nubanegern, den ursprünglichen Bewohnern des Landes, jetzt nach S. zurückgedrängt, und den Tagalle, sehr geschickten Schmieden, dann aus Barabra und Danagla, die aus Nubien einwanderten, das Barabra sprechen, Handel treiben und sich vielfach unter den Nuba niedergelassen haben, endlich aus Beduinen, den schafzüchtenden Kababisch im N., den Rinderzucht treibenden Baggara im SO. und andern Stämmen, die alle Arabisch sprechen. Diese Stämme halten sämtlich zahlreiche Sklaven, die den Boden bebauen. Hauptkultur ist Duchn (Pennisetum typhoideum und Penicillaria spicata), dann Erdnüsse, Safran, Tabak, Baumwolle. Gezüchtet werden gute Pferde, Buckelrinder (auch als Last- und Reittiere), Kamele, Esel und Maulesel, Schafe, Hunde, Katzen, Geflügel. Die geringe Industrie beschränkt sich auf Töpferei, Gerberei, Baumwollweberei, Eisengewinnung etc. Der Handel in Gummi, Straußfedern und Fellen nach Kairo und Dar Für war früher ziemlich bedeutend, ging aber unter der Herrschaft des Mahdi stark zurück. Hauptstadt ist El Obeïd (s. Obeïd); andre Orte sind Bara und Es Safih nördlich und Kadscha nordwestlich von der Hauptstadt; Es Safih, Hauptort der Kababisch, ist eine der schönsten Oasen des Landes. – K. bildete seit 1790 einen Teil von Senaar, wurde dann von Dar Für unterworfen, 1821 aber von Ägypten erobert, dem es 1883 der Mahdi durch die Schlacht von Kasgil entriß, und gehört jetzt wieder dem ägyptischen Sudân an. Von Reisenden ist K. wiederholt besucht worden, so von Rüppell 1824–25, Russegger 1837, Holroyd und Parkyns 1837 und 1849, Kotschy 1839, Pallme 1838–1839, Brehm 1848, Lauture 1850, Kuny 1857–58, Munzinger 1861–62, Marno 1875, Prout und Colston 1875–76, Pfund 1876–78, Massari 1880 Linck 1900. S. Karte »Ägypten«.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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