Arianischer Streit

Arianischer Streit

Arianischer Streit, der erste große Lehrstreit in der christlichen Kirche. Der in Antiochia gebildete alexandrinische Presbyter Arius lehrte seit 318 im Gegensatze zu seinem Bischof Alexander, welcher den Sohn, als den von Gott von Ewigkeit Gezeugten, eines Wesens mit dem Vater und ihm in allem gleich, faßte, einen in der Zeit vom Vater geschaffenen, dem Wesen (Usia) des Vaters fremden, aber über die andern Kreaturen erhabenen Sohn, eine Art von Mittelwesen zwischen Gottheit und Menschheit. Auf dem ersten allgemeinen Konzil zu Nicäa (325) wurde diese Lehre (der Arianismus) verworfen und in das Glaubensbekenntnis die Formel von der Homousie (Wesensgleichheit, ursprünglich Wesenseinheit) aufgenommen, Arius selbst verbannt. Als der beredteste Anwalt der neuen Formel erscheint fortab Athanasius (s. d.). Kaiser Konstantin, dessen Machtspruch der homöusianischen Ansicht zum Siege verholfen hatte, trat in den letzten Jahren seiner Regierung der von den Bischöfen Eusebius von Nikomedien (s. d.) und Eusebius von Cäsarea (s. d.) geführten Mittelpartei (Semiarianer) näher, die der Aufnahme einer mißverständlichen und durch die Heilige Schrift nicht bezeugten Formel in das Bekenntnis dauernden Widerstand entgegensetzte. Unter Konstantins Söhnen ward der Streit fortgesetzt, und auf zahlreichen Synoden (vornehmlich 343 zu Sardica und Philippopolis) verfluchten sich christliche Bischöfe gegenseitig. Die Herrscher des Westreiches förderten die nicäische Lehre, während Konstantius, der Kaiser des Ostreiches, es mit den Semiarianern hielt und als Alleinherrscher (seit 351) den Widerstand der Homousianer durch Verbannung der angesehensten Führer zu brechen suchte. Die siegreiche Oppositionspartei zerfiel bald in verschiedene Gruppen. Die arianisierenden Homöer, die nur im allgemeinen die Ähnlichkeit des Sohnes mit dem Vater betonten, bildeten das hoffähige, von Konstantius begünstigte Zentrum zwischen den Anomöern als den Vertretern des strengen Arianismus, unter Führung des Bischofs Eunomius von Kyzikos und des Diakons Aëtius, und einer aus den Semiarianern hervorgegangenen Partei der Homöusianer, die mit dem Stichworte der Wesensähnlichkeit die gegen die nicäische Formel bestehenden Bedenken beseitigen zu können glaubten. Die letztern wurden im Laufe der Jahre immer mehr zu den Nicäern hinübergedrängt und auf diese Weise der unter Kaiser Theodosius auf dem zweiten allgemeinen Konzil zu Konstantinopel (381) bewerkstelligte Sieg der Homousie auch innerlich vorbereitet. Nur die germanischen Völker hielten das Christentum noch jahrhundertelang in der arianischen Form fest. Vgl. Harnack, Lehrbuch der Dogmengeschichte, Bd. 2 (3. Aufl., Freiburg 1894); Gwatkin, The Arian controversy (Lond. 1889); Loofs, Art. »Arianismus«, in der »Realenzyklopädie für protestantische Theologie und Kirche«, Bd. 2 (Leipz. 1897).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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