Kobell

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Kobell, 1) Ferdinand, Maler und Kupferstecher, geb. 7. Juni 1740 in Mannheim, gest. 1. Febr. 1799 in München, studierte anfangs in Heidelberg, bis er durch ein Landschaftsgemälde dem Kurfürsten von Bayern bekannt und durch ihn in den Stand gesetzt wurde, ausschließlich seiner Neigung zur Malerei zu leben. Er begab sich zur weitern Ausbildung nach Paris und ward 1798 Kabinettsmaler und Direktor der Galerie in Mannheim, starb aber vor Antritt dieser Stellung. Seine Gemälde, meist in Berchems Manier gemalt, zeichnen sich durch effektvolle Behandlung, der ein eifriges Naturstudium zugrunde liegt, und durch fleißige Ausführung, seine radierten Blätter durch Leichtigkeit der Darstellung aus. Von seinen Radierungen, etwa 300, gab Frauenholz in Nürnberg 1809 eine Sammlung heraus als »Œuvres complètes de F. K.«, eine solche von 179 Blättern Kugler (Stuttg. 1842). Das Verzeichnis seiner Arbeiten verfaßte S. v. Stengel (Nürnb. 1822).

2) Franz, Maler, Bruder des vorigen, geb. 1749 in Mannheim, gest. 1822 in München, bildete sich erst in Mainz für den Kaufmannsstand aus, kehrte aber nach vier Jahren nach Mannheim zurück, um sich der Kunst zu widmen. Kurfürst Karl Theodor sandte ihn 1776 nach Italien, wo sich K. mit Studien nach der Natur und nach Baudenkmälern bis 1785 beschäftigte; er lebte dann in München, wo er Hofmaler wurde. Die Zahl seiner Landschaften in Öl ist gering, die seiner Handzeichnungen beläuft sich auf 20,000 Blätter.

3) Hendrik, Maler, Verwandter von K. 1), geb. 13. Sept. 1751 in Rotterdam, bildete sich in Amsterdam, malte Landschaften und Marinen in Öl und Aquarell, die sich durch Gewandtheit der Ausführung und Lebendigkeit der Schilderung auszeichnen, und starb 3. Ang. 1799 in Rotterdam infolge eines Sturzes aus dem Fenster. – Sein Sohn Jan, geb. um 1779 in Delfshagen, bildete sich bei W. R. van der Wall, vornehmlich aber durch Studien nach Paul Potter zum Tier- und Landschaftsmaler aus und starb 23. Sept. 1814 in Amsterdam.

4) Wilhelm von, Maler und Radierer, Sohn von K. 1), geb. 6. April 1766 in Mannheim, gest. 15. Juli 1855 in München, war Schüler seines Vaters, studierte dann die Werke der Mannheimer und Düsseldorfer Galerie, besonders die von Wouwerman, und ward 1808 Professor an der Akademie der Künste in München. Er hat Schlachtenbilder, Landschaften, Tierstücke u. a. gemalt, von denen sich einige in der Neuen Pinakothek zu München und in den Galerien von Schleißheim, Frankfurt a. M., Darmstadt und Stuttgart befinden. Im Bankettsaal des Festsaalbaues in München führte er einen Zyklus von Schlachtenszenen aus. Seine Zeichnung ist sehr gewissenhaft, doch leiden seine größern Bilder an trockner Behandlung. Lebendiger sind seine Radierungen und seine Aquatintablätter nach andern Meistern. Vgl. Luise v. Kobell, Unter den vier ersten Königen Bayerns (Münch. 1894).

5) Franz, Ritter von, Mineralog und Dichter, geb. 19. Juli 1803 in München, gest. daselbst 11. Nov. 1882, Enkel von K. 1), studierte in Landshut, wurde 1823 Adjunkt beim Konservatorium der mineralogischen Staatssammlungen in München, 1826 außerordentlicher, 1834 ordentlicher Professor der Mineralogie daselbst und 1849 Konservator der mineralogischen Staatssammlungen. K. war einer der vorzüglichsten Vertreter der eigentlich mineralogischen und kristallographischen Zweige der Anorganologie; er bereicherte die Mineralogie durch viele Untersuchungen, durch die Erfindung des Stauroskops (1855) und mehrere wichtige neue Methoden. Er schrieb: »Charakteristik der Mineralien« (Nürnb. 1830 bis 1831, 2 Bde.); »Tafeln zur Bestimmung der Mineralien mittels chemischer Versuche« (Münch. 1833; 14. Aufl. von Oebbeke, 1901; in viele fremde Sprachen übersetzt); »Grundzüge der Mineralogie« (Nürnb. 1838); »Die Mineralogie, leichtfaßlich dargestellt« (das. 1847; 6. Aufl. als »Lehrbuch der Mineralogie«, von Oebbeke u. Weinschenk, Leipz. 1899); »Skizzen aus dem Steinreich« (Münch. 1850); »Die Mineralogie, populäre Vorträge« (Frankf. 1862); »Die Mineralnamen und die mineralogische Nomenklatur« (Münch. 1853); »Die Galvanographie« (deren Erfinder K. ist; das. 1842, 2. Aufl. 1846); »Über die Bildung galvanischer Kupferplatten« (das. 1851); »Geschichte der Mineralogie« (das. 1864); »Zur Berechnung der Kristallformen« (das. 1867). Als Dichter, namentlich als Volksdichter, zeichnet sich K., abgesehen von der Gewandtheit, die er in Behandlung zweier ganz verschiedener Dialekte besitzt, durch Phantasie, Innigkeit, Zartheit, echt komische Kraft und einen ergötzlichen Humor aus. Es gehören hierher seine »Gedichte in hochdeutscher, oberbayrischer und pfälzischer Mundart«, die zuerst (Münch. 1839 bis 1841) zusammen, später getrennt erschienen als »Hochdeutsche Gedichte« (das. 1852), »Gedichte in oberbayrischer Mundart« (11. Aufl., Stuttg. 1901) und »Gedichte in pfälzischer Mundart« (7. Aufl., das. 1889); »Schnadahüpfln und Sprüchln« (Münch. 1846); »Oberbayrische Lieder mit ihren Singweisen« (das. 1860, 5. Aufl. 1888); »P'älzische G'schichte« (das. 1863); »Schnadahüpfln und Geschichteln« (das. 1872); »Der Hansl' vo' Finsterwald«, »Der schwarzi Veitl«, »'S Kranzner-Resei« (das. 1852, 2. Aufl. 1876); »G'schpiel, oberbayrische Volksstücke« (das. 1868, 2. Aufl. 1879); »Jagd- und Weinlieder in hochdeutscher, oberbayrischer und pfälzischer Mundart« (das. 1889). Noch veröffentlichte er: »Die Urzeit der Erde«, Gedicht (Münch. 1856); »Wildanger, Skizzen aus dem Gebiet der Jagd und ihrer Geschichte« (Stuttgart 1859); »Erinnerungen in Gedichten und Liedern« (Münch. 1882). 1896 wurde ihm in München ein Denkmal errichtet. Vgl. Luise v. Kobell, Franz v. K. (Münch. 1884); Haushofer, F. v. K., eine Denkschrift (das. 1884).

6) Luise von, Schriftstellerin, Tochter des vorigen, seit 1857 Gemahlin des bayrischen Staatsrates v. Eisenhart (s. d.), geb. 13. Dez. 1828 in München, gest. daselbst 28. Dez. 1901, eine sein gebildete Frau, die dauernd Verkehr mit geistig bedeutenden Personen Münchens (Kaulbach, Liebig, Bluntschli, Dingelstedt, Bodenstedt, Scheffel, Döllinger) unterhielt, aber erst spät mit den »Nordseebildern« (Norden 1881) schriftstellerisch hervortrat. Besonders bekannt wurde sie durch »Ignaz v. Döllinger, Erinnerungen« (Münch. 1891), »Unter den vier ersten Königen Bayerns« (das. 1894, 2 Bde.), »König Ludwig von Bayern und die Kunst« (das. 1898) und »König Ludwig II. und Bismarck im Jahre 1870« (2. Aufl., Leipz. 1899). Außerdem veröffentlichte sie »Miniaturen und Initialen aus Handschriften des 4.–16. Jahrhunderts« (2. Aufl., Münch. 1892, mit 60 Tafeln), die Erzählung »Marie Alphonse« (das. 1896), »Münchener Porträts, nach dem Leben gezeichnet« (das. 1897), »Monographien der bayrischen Königsschlösser« (das. 1898, 5 Hefte), »Farben und Feste, kulturhistorische Studie« (das. 1900) und »Jos. Vikt. v. Scheffel und seine Familie« (Wien 1901). Sie besaß das Konzept und Bismarcks Begleitworte zu dem »Kaiserbriefe« des Königs Ludwig 11. vom Jahre 1870 und veröffentlichte ihn.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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