- Katalonĭen
Katalonĭen (span. Cataluña), span. Fürstentum, der nordöstlichste Teil der Pyrenäischen Halbinsel, grenzt nördlich an Frankreich, östlich und südöstlich an das Mittelmeer, südlich an Valencia, westlich an Aragonien, hat einen Flächeninhalt von 32,197 qkm (585 QM.) mit einer Bevölkerung von (1900) 1,966,382 Seelen und zerfällt in vier Provinzen: Lerida, Gerona, Barcelona und Tarragona. Die jetzigen Katalonier (Catalanes) sind nüchterne, mit Scharfsinn, Gelehrigkeit und körperlicher wie geistiger Gewandtheit begabte Menschen, dazu von rastloser Tätigkeit, hohem Unternehmungsgeist und unermüdlicher Ausdauer. Sie sind von mittlerer Größe, aber kräftig (s. Tafel »Volkstrachten II«, Fig. 16). Selbst die gebildeten Stände sprechen unter sich meist den rauhen, dem Provenzalischen verwandten katalanischen Dialekt (s. Katalanische Sprache und Literatur). – K. war schon zur Römerzeit eine blühende Provinz und führte den Namen Hispania Tarraconensis. Später wurde es von den Alanen, um 415 von den Westgoten, 711 von den Arabern erobert. Völlig vertrieben wurden letztere erst zu Anfang des 9. Jahrh. durch die kriegerischen Eingebornen mit Hilfe Ludwigs des Frommen von Aquitanien. Von dieser Zeit an bildete das von Ludwig in 15 Grafschaften eingeteilte Land die sogen. spanische Mark des fränkischen Kaiserreichs. Nach Karls des Dicken Tod (888) wußten die inzwischen mächtig gewordenen Grafen von Barcelona sich unabhängig zu machen, und es entstand die Markgrafschaft Barcelona oder das »Fürstentum K.«, das als selbständiger Staat bis zur Vereinigung mit Aragonien durch die Vermählung der Erbin dieses Landes mit Raimund Berengar IV. von Barcelona (1137) bestand. Berüchtigt ist die Söldnerbande der »Katalanen«, die im 14. Jahrh. zuerst dem griechischen Kaiser gegen die Türken beistand, dann aber Griechenland verheerte und 70 Jahre lang Attika und Böotien beherrschte. 1479 trat K. und Aragonien in Personalunion mit Kastilien. Die Katalonier aber waren stets abgesagte Gegner der Kastilier, wie sie sich denn 1640 gegen dieselben empörten und sich Frankreich anschlossen; indes mußte sich K. 1652 wieder dem König von Spanien unterwerfen. Dennoch behielt es seine ursprüngliche freisinnige Verfassung und verlor diese erst durch Philipp V. nach dem Spanischen Erbfolgekrieg, in dem K. zu Philipps Gegner, Karl von Österreich, gehalten hatte. Vgl. Balaguer, Historia de Cataluña (Madr. 1885–89, 11 Bde.); Bofarull, Historia critica de Cataluña (Barcel. 1876–87, 11 Bde.).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.